Eine franzoesische Affaere
in dieser exquisiten, aber nicht
überkandidelten Umgebung absolut passend. Für ihn war sie eine Prinzessin. Ob
sie nun Hosen oder Röcke trug, war ihm vollkommen egal.
„Zeigst du
mir den Weg in die Küche, s’ il te plait? Ich denke, wir verschieben die
Hausführung auf später, sonst kommen wir nie zum Essen. Und ein großer, dunkler
Ritter braucht doch bestimmt seine Dosis Vitamine, damit er wieder zu Kräften
kommt.“ Sie zog ihm die Nase kraus, weil er selbst jetzt viel größer als sie
war, obwohl sie hohe Absätze trug.
„Sicher. Hier
entlang.“ Malcolm ging amüsiert grinsend voraus, hielt das Humpeln seines
linken Beins unter Kontrolle, obwohl das Knie sich noch sehr beschwerte und
führte sie in den Raum, in dem für gewöhnlich zwei Lost Souls für die
Lancasters kochten. Diese schliefen jetzt im Ostflügel des Hauses. Sicher vor
den Strahlen der Sonne und ungebetenen Besuchern, da der Eingang von einer
Mauer mit unsichtbarer Geheimtür vor allzu neugierigen Näschen schützte.
Nicht-Immaculates wurde einfach erzählt, der Anbau wäre im Kern baufällig und
es lohne sich lediglich nur noch die Aufrechterhaltung der Fassade, um den
schönen Anblick des Hauses nicht zu zerstören. Damit gaben sich die Meisten
auch schon zufrieden.
Auf der
Schwelle zur Küche verharrte Sid einen Moment in stiller Bewunderung für den
geräumigen und höchst effizient ausgestatteten Raum.
„ Abracadabrant*! Deine Eltern geben sicher tolle Partys. Darf ich bitte
länger bleiben und mich hier austoben? Das ist toll.“, freute sie sich wie ein
kleines Kind, wobei sie sich neben Malcolm stellte und den hochmodernen Geräten
einen beinahe liebevollen Blick schenkte. (*Unglaublich)
„Ja, wenn
Gäste da sind, geht es hier schon hoch her. Du kannst tun und lassen, was du
möchtest. Es freut mich, wenn es dir hier gefällt. Fühl dich ganz wie zuhause.“
Sid würde in dieser Küche alles finden, was sie brauchte. Malcolm erwischte
sich bei dem Gedanken, dass sich eigentlich jeder Mann mit einer Frau wie ihr
glücklich schätzen konnte, wenn sie schon dieser Anblick in selige Verzückung versetzen
konnte, obwohl hier nichts mit Diamanten oder Gold verziert war. Ein dicker
Topf, eine antihaftbeschichtete Bratpfanne, die Sauciere aus feinstem Porzellan
und sie war im siebten Himmel. Dazu noch einen Entsafter und sie würde ohne
wenn und aber in den Hafen der Ehe schippern.
Auch mit ihm?
Der plötzliche Gedanke holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Sie beide
würden ganz sicher nicht heiraten. Das hier war nichts weiter als ein Essen
unter Freunden. Ein ganz zwanglos, privates Essen.
„Oh! Wir
könnten da draußen essen!“, verkündete Sid begeistert, als sie aus der breiten
Fensterfront blickte und einen überdachten Wintergarten entdeckte, zu dem man
über große Flügeltüren Zugang hatte. Dort standen Tisch und Stühle und Sid
konnte sich gut vorstellen, wie die Familie des Sonntags dort an warmen
Sommertagen frühstückte oder zu Mittag aß. Es wäre auch perfekt für Partys in
kleinem Kreis. Sie würde dann die Türen offen stehen lassen und vom Herd aus
mit den Gästen plaudern… Sid blinzelte und wurde rot, weil ihre Gedanken mal
wieder mit ihr durchgingen.
„Vertraust du
mir das Juwel an? Setz dich doch einfach und entspann dich, Malcolm. Ich finde
hier sicher alles, was ich brauche.“
Übereifrig ging sie vor und öffnete die Flügeltüren, um dann die
blütengeschwängerte Luft tief einzuatmen.
„Kein Vergleich zur Stadtluft. C’ est complètement génial! Das war eine
sehr gute Idee, mich hier her zu bringen. Merci, mille fois! “
Da er zögernd Platz genommen hatte, war es ein Leichtes ihre Hände auf seine
Schulter abzustützen und sich über ihn zu beugen, um ihm ein kleines Küsschen
auf die Wange zu hauchen. Sie stand hinter ihm und er würde nicht sehen können,
dass sie ihm einen ziemlich warmen Blick schenkte.
Dachte sie
dasselbe, als sich ihre Wangen plötzlich mit einem Hauch Rot färbten? Sich
einfach hinzusetzen und zu entspannen, war ohne zu wissen, was ihr durch den
hübschen Kopf ging, leichter gesagt als getan. Unsicher und immer noch mit
schmerzenden Rippen saß Malcolm da, die herumtänzelnde, glückliche Sid nicht
aus den Augen lassend.
Genauso hatte er sich das vorgestellt. Er hatte gehofft, sie erfolgreich
ablenken zu können, nachdem sie ihm im Restaurant so traurig gegenüber gesessen
hatte. Davon war nun nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil, sie schien
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