Eine franzoesische Affaere
einfach nicht mehr zurückhalten, da ihr Herz ihren Verstand
längst überstimmt hatte und Malcolm zugeflogen war. Gefühle tosten unaufhaltsam
auf und dann versank sie mit einem Seufzen in dem Strudel, der sie in seine
dunkle Tiefe zog.
Als er sie
mühelos von den Beinen fegte, ließ sie ihn gewähren, da sie sonst vermutlich auf
den gepflegten Rasen gesunken wären. Es gab kein Halten, kein Zögern, kein
Zurück mehr. Nur noch ein starkes Sehnen, das sich zu überwältigender
Leidenschaft hochkochte.
Es konnte nur ein Traum sein. Als Sid vorsichtig auf ein Bett abgelegt wurde,
hätte sie die Notbremse ziehen müssen. Sie mochte ein emotionaler Mensch sein,
doch sie hatte sich niemals Hals über Kopf in eine Affäre gestürzt. Aber sie
hatte auch noch niemals so heftig für jemanden empfunden, den sie erst so
wenige Stunden kannte. Malcolm bedrängte sie nicht, das war gar nicht nötig.
Die Initiative ging von ihnen beiden aus. Sie wollte ihn so sehr, dass es einem
körperlichen Schmerz gleichkam. Sie empfand keinerlei Scheu, ihn zu berühren
oder von ihm berührt zu werden. Es war viel mehr eine Erlösung, als sie endlich
vollkommen unbekleidet beieinander lagen und sie mit Mund und Händen einander
erkunden konnten.
Sid war wie berauscht von Wärme seiner Haut und deren Duft, der sie irgendwie
an Köstlichkeiten aus der Küche erinnerte, ohne es genau benennen zu können,
weil sie ihn nur unterbewusst wahrnahm.
Ich gehöre
dir… toute… complètement… pour l’ éternité!* (*…ganz und gar… für die Ewigkeit.)
Sid nahm ihn mit einem zitternden Atemzug in sich auf und starrte ihm beinahe
ungläubig in die Augen, als er in ihr verharrte und dabei einen süßen Schmerz
auslöste. Die kurze Unsicherheit, er könnte zu kräftig gebaut sein, verflog
sehr schnell. Er füllte sie aus, wie noch nie ein Mann es vor ihm getan hatte.
Es hatte nie welche gegeben, die Erinnerung daran wurde unwiederbringlich
ausgelöscht.
Es gab nur noch ihn und nie wieder einen anderen.
Sie konnte sich nur noch an ihn klammern, seine Hüften mit ihren Beinen
umschlingen und sich dem überwältigenden Höhepunkt ergeben, auf den er sie
trieb. Ihre Augen wurden von Tränen verschleiert und dann meinte sie, zwei
rotglühende Punkte zu sehen, die sich in ihrer Verwirrtheit zu den Flügeln des
Skarabäus verdichteten. Das war nur der Anfang. Er ließ ihr Zeit, wieder zu
sich kommen, bevor ihr bewusst wurde, dass er noch in ihr war und noch oder
schon wieder bereit war.
Es sollte nicht so sein, wenn zwei Fremde sich liebten… Das war doch vollkommen
unmöglich… Es war, als würde er ihren Körper kennen und dessen Reaktionen
voraussehen können, um ihr unendliche Lust zu bereiten.
Irgendwann
später lag sie, nachlässig mit einem Laken bis zur Hüfte bedeckt, völlig
gesättigt und angenehm erschöpft neben ihm auf der Seite, hielt seine Hand auf
ihrem Bauch fest, da er seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte und befand sich
in einem Zustand zwischen Wachen und Träumen. Ihr Rücken schmiegte sich an
seinen Bauch und der stetige Schlag seines Herzens erfüllte sie mit Wellen der
Zärtlichkeit. Sie fühlte sich zugleich zerbrechlich und stark.
War das alles so schnell über sie gekommen, weil sie nicht fähig sein würde, es
festzuhalten? Sie waren zwei allein stehende Erwachsene… Sid wusste nicht, was
Malcolm darüber dachte, dass sie sich ihm mehr als bereitwillig hingegeben
hatte. Unsicher biss sie sich auf die Unterlippe, weil ihr Herz ihr mal wieder
auf der Zunge lag und sie nicht wusste, ob es klug wäre, ihm das letzte
Bisschen auch noch zu offenbaren. Sie hatte im Rausch der Leidenschaft
vielleicht schon viel zu viel gesagt und hoffe, dass die französischen Worte
einfach ungehört oder unverstanden geblieben waren.
C’ est pas raisonnable, Sidonie! C’ est impossible!* (*Das ist nicht
vernünftig! Es ist unmöglich!)
Es half nichts, wenn sich ihr törichtes Herz einmal entschieden hatte, dann
würde sie sich ihre Gefühle selbst kaum ausreden können. Sie schadete Malcolm
damit ja nicht. Nein, er war kein dunkler Ritter, oder nicht nur, er war auch
ein Engel, der ein helles Licht in ihr angezündet hatte.
"Geht es
dir gut?"
Malcom wusste nicht, was er sagen sollte, nachdem sie sich sehr leidenschaftlich
und für beide in höchstem Maß erfüllend geliebt hatten. Sie war seitdem
ungewöhnlich schweigsam. Vielleicht auch einfach nur erschöpft.
„Es geht mir…
phantastisch!“, murmelte Sid verschlafen und lächelte
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