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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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kommenden Jahr hätten wir mehr als genug Zeit - daher auch die etwas umständliche Route unseres Probetrips: Colorado, Nevada, New Mexico und nun Arkansas.
    Dieser Aufenthalt jedoch sollte sich als der schwierigste erweisen.
     
    Wir begingen den Fehler, den Anweisungen von MapQuest zu Bobs Haus zu folgen. Die Instruktionen aus dem Internet sahen einfach aus, aber wir sollten schon bald herausfinden, dass MapQuest zwar die direkteste Route angibt, aber nicht unbedingt die fahrbarste. Als wir einige Meilen vor Bobs Haus den Highway verließen, wurden die Straßen schmaler und schmaler. Schon bald fuhren wir über enge einspurige Straßen, die sich gefährlich nahe am Rand irgendwelcher Schluchten entlangschlängelten. Als Nächstes kamen wir an einem »Durchfahrt für LKW verboten«-Schild vorbei.
    »Wir sollten umkehren«, protestierte ich.
    »Wir sind kein LKW«, konterte Tim munter. »Außerdem gibt es hier nirgendwo eine Möglichkeit zum Wenden.« Er hatte Recht. Uns blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Schließlich gelangten wir zu einer Brücke mit einem Warnschild »Zulässiges Höchstgewicht 30 Tonnen«.
    »Wie viele haben wir?«, jammerte ich und spürte, wie ein neuerlicher Anfall akuter Bus-Phobie in mir aufzukeimen begann.
    »Zwanzig«, antwortete er. »Mach dir keine Sorgen.« Wir schafften es über die Brücke, nur um wenig später vor der nächsten zu stehen, an der ein weiteres Schild hing. »Zulässiges
Höchstgewicht 13 Tonnen.« Mehr war nicht nötig, um das zarte Aufkeimen eines Anfalls in eine Woge der Panik zu verwandeln, die mich in ihren Strudel riss. Ich spürte, wie sich mein Mittagessen im Nu von den Wänden meiner Eingeweide löste.
    »WIR HABEN ZWANZIG TONNEN! WIR HABEN ZWANZIG TONNEN!«, kreischte ich und tastete verzweifelt um mich, auf der Suche nach irgendetwas, das ich umklammern konnte, auch wenn meine Augen wie gebannt auf der Straße klebten. Das Fehlen von Armlehnen auf der Beifahrerseite stellt einen groben Ausstattungsmangel dar, wenn ein Bus-Phobiker den Sitz mit Beschlag belegt.
    »Mach dir keine Sorgen«, beschwichtigte Tim mich mit einem manischen Funkeln in den Augen, als er weiter auf die Brücke zuhielt. »Sie ist zu kurz, als dass alle drei Achsen gleichzeitig darauf lasten.« Er drückte das Gaspedal durch und schoss auf die andere Seite. Als Nächstes standen wir vor einem Hindernis, das selbst Otto von den Simpsons hätte innehalten lassen: ein ausgewaschener Wasserlauf. Tim stieg aus, um sich das Ganze aus der Nähe anzusehen.
    »Wir müssen zurück«, stöhnte ich mit schwacher Stimme. Das Fehlen von Kotztüten war ebenfalls ein schwerer Ausstattungsmangel. Dass dies wahrscheinlich auf das Fehlen eines Vordersitzes zurückzuführen war, spendete mir keinen allzu großen Trost. »Wir werden es nicht schaffen.«
    »Könnte sein, dass ich dir zustimmen muss«, meinte Tim, »aber wenden können wir trotzdem nicht.« Auch damit hatte er Recht. Wir standen auf einer einspurigen Straße, ohne eine Möglichkeit, den Jeep abzustellen, vom Wenden des Busses einmal ganz abgesehen. Im Gegensatz zu mir, die ein ganz klein wenig nervös wurde (okay, vielleicht
wäre hier der Begriff »hysterisch« angebracht), betrachtete Tim vorhersehbarermaßen die Lage als weiteres technisches Rätsel, das es zu lösen galt. Wobei ich nicht behaupten möchte, dass Tim der ganze Vorfall nicht mächtig peinlich war. Schließlich hatte Bob angeboten, uns den Weg zu erklären, was Tim mit einem großspurigen »Wir kommen schon klar, schließlich haben wir ja einen Bordcomputer« abgetan hatte.
    Nachdem er seinen Platz hinterm Steuer wieder eingenommen hatte, manövrierte er uns vorsichtig durch den Wasserlauf und brachte uns auf eine größere Straße. Dann fuhr er prompt am Haus seines Vaters vorbei, worauf Sekunden später wie verrückt das Handy zu läuten begann.
    »Wart ihr das gerade? In der Richtung, in der ihr fahrt, gibt es keine Wendemöglichkeit!« Und so war es auch. Wir koppelten den Jeep ab, Tim fand eine Stelle, wo er mühsam umdrehen konnte, und ich folgte ihm zurück zum Haus. Ich glaube, bei der Ankunft küsste ich den Boden, weiß es aber nicht mehr genau: Das Ganze ist nichts als eine verschwommene Erinnerung, was wohl teilweise auf den grünlichen Drink zurückzuführen ist, den ich zum Gedenken an diesen Tag erfunden habe: den Würgatini. Bob und seine Frau Francis lachten sich halb tot, als wir ihnen die alberne Route zu ihrem Haus schilderten.
    »Wir fahren

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