Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
Vom Netzwerk:
willst du von mir?« aus dem Tiefschlaf auftauchen. Infolgedessen weicht Miles Tim nicht von der
Seite. Mein Ehemann ist unübersehbar die große Gottheit im Pudeluniversum. Schätzungsweise wäre ich auch so glücklich, wenn ich den ganzen Tag über an Gottes Hintern herumschnüffeln dürfte.
     
    Als ich das Licht im Schlafraum ausschaltete (damit Shula und ich uns besser verkriechen konnten), flammte ein Blitz auf. In diesem Augenblick fiel mir das lange Verlängerungskabel wieder ein, mit dem der Bus an eine Außensteckdose angeschlossen war, damit wir die Klimaanlage, die Haushaltsgeräte, den Computer und alles andere in Betrieb halten konnten. Kamen wir etwa durch einen Stromschlag um, bevor wir ertrinken konnten?
    In der Zwischenzeit war Tim mit einem eigenen Nahtoderlebnis konfrontiert, als Frances mit knapp hundert Sachen in ihrem Lincoln-Kombi die schmalen, kurvigen Landstraßen hinunterpreschte, um zu Cousin JTs Haus zu gelangen. Bei seiner Ankunft fand Tim einen schweißgebadeten, nach Atem ringenden JT in Unterhose und offenem Bademantel vor, der in seinem Lieblingssessel saß, wo er jedem Flüche entgegenspie, der in seine Nähe kam. »Wenn ich noch fluchen kann, werde ich auch wieder gesund.«
    Das Leben auf dem Lande härtet die Leute allem Anschein nach wirklich ab.
    Natürlich stellte sich heraus, dass Cousin JT keine Chance gegen Tims patentierte Überredungskünste hatte, auch wenn er sie in diesem Fall zum Glück für etwas Gutes und nicht in böser Absicht einsetzte. JT erklärte sich also bereit, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen, was gut so war: Mit zwei durchstochenen Lungenflügeln, vier gebrochenen Rippen und einem gebrochenen Schlüsselbein landete er prompt für drei Wochen auf der Intensivstation.

    Aber zuerst mussten sie ihn dorthin verfrachten. Bob setzte sich ans Steuer und versuchte, Gas zu geben und zugleich den Schlaglöchern auszuweichen (weil jedes einzelne JT nach Luft schnappen ließ, als sei es sein letzter Atemzug). Gerade als er die Ausfahrt zum nächstgelegenen Krankenhaus nehmen wollte, geriet JT noch mehr aus dem Häuschen und erklärte, in »diesem Laden« hätte man ihn mies behandelt, als seine Frau einige Jahre zuvor dort Patientin gewesen sei. »Da- japs! - geh - japs! - ich nicht - japs - rein!« - so seine, gemessen an den Umständen, eloquente Erklärung. Bob, der ihn nicht unnötig aufregen wollte, fuhr also auf den Freeway zurück und machte sich auf den Weg in die nächste, fünfzehn Minuten entfernte Einrichtung, die JTs Zustimmung fand. Tim wies Bob an, vor dem Schild mit der Aufschrift »NUR FÜR NOTFÄLLE« stehen zu bleiben, und versicherte ihm, es handele sich tatsächlich um einen Notfall. Dann befahl er ihm, bei Cousin JT im Wagen zu bleiben, damit Tim sich um alles Weitere kümmern konnte. Als Tim aus dem Wagen sprang, war ihm klar, dass ihm nicht viel Zeit blieb, die Bedeutung der Situation zu darzulegen. Also probte er im Geiste bereits die medizinischen Fachausdrücke, die er gleich benutzen würde - älterer Mann mit stumpfem Trauma an Brust und Abdomen und scheinbarem Pneumothorax. Tim stürmte durch die Krankenhaustüren und stand Augenblicke später vor der Schwester an der Aufnahme. Sie musterte ihn argwöhnisch, während er bemerkte, dass es im Wartebereich hinter ihr vor Patienten mit Magenverstimmung und Grippesymptomen nur so wimmelte. Er sah wieder die Frau an und setzte seine beste »Ich bin Arzt«-Miene auf. »Cousin JT ist vom Traktor überrollt worden!«, platzte er heraus.

    Ihre Augen wurden groß wie Untertassen, da er unwissentlich genau den richtigen Ton angeschlagen hatte.
    »Neiiiin!«, rief sie.
    »Dooooch«, gab er zurück. Sie schnappte eine Trage, rief einen Pfleger herbei, und zu dritt stürmten sie hinaus zum Wagen.
    Als wir später an diesem Tag in die Stadt fuhren, um Besorgungen zu machen, versuchte Tim, seinem Vater klarzumachen, wie idiotisch es war, einen Psychiater zu einem medizinischen Notfall zu rufen. »Verdammt, Bob! Ich bin Psychiater, kein richtiger Arzt«, erklärte er in bester Dr.-McCoy-Manier. Etwas sagte mir, dass Bob noch nie eine Folge Raumschiff Enterprise gesehen hatte.
    Bob kannte den richtigen Weg aus der Stadt (nicht den, den MapQuest vorschlug) und wollte ihn uns zeigen, wenn wir uns ein paar Tage später auf den Weg machten. Leider gab es eine große Baustelle, so dass die zweispurige Straße erheblich verengt war. Schlimmer noch - links und rechts befanden sich riesige Betondinger.

Weitere Kostenlose Bücher