Eine Frau - Ein Bus
kranke Katze tot sei. Nun ja, inzwischen weilt Shayna seit vier Jahren nicht mehr unter uns, doch der Fleck, wo sie sich übergeben hat, ist heute noch da, ein unsterbliches Testament von Dougs Abneigung gegen Sauberkeit.
Von New York aus fuhren wir mit meiner Mutter zu ihrem Lieblings-Wochenendausflugsziel: Atlantic City, New
Jersey. Ich stand Tims neuester verrückter Idee eher zögerlich gegenüber, da meine Mutter nicht gerade zu den Menschen gehört, die die Gelassenheit gepachtet haben. Wenn ich schon Angst beim Busfahren hatte, so meine Vermutung, würde ich ihr am Ende noch Medikamente verabreichen müssen, und da die Behandlung von Familienmitgliedern laut Gesundheitsbehörde strengstens untersagt ist, würde ich meine Approbation verlieren.
Doch als sie neben mir auf dem Beifahrersitz saß, wandte sie sich mir mit dem breitesten Grinsen aller Zeiten zu. »Ich weiß überhaupt nicht, wieso dich das so nervös macht. Es ist doch toll!« Ich war zutiefst beschämt. Wenn diese Frau ohne Angst in einem Bus mitfahren kann, dann kann ich das auch. Ich schwor mir, nach Ablauf dieses Jahres ein potenzielles Heilmittel für alle Menschen mit einer Phobie zu finden: sich mit jemandem umgeben, dessen Phobie noch ausgeprägter ist.
In Atlantic City führte ich meine Mutter in die Welt der fruchtigen Martinis ein. Sie sprang genauso darauf an wie ich. Schnell fanden wir ein Restaurant mit einer beeindruckenden Auswahl der leckeren Köstlichkeiten, schwangen uns an die Bar und freundeten uns mit Ted, dem Mixologen, an.
Ted arbeitete seit sechsundzwanzig Jahren als Barkeeper in der Stadt. Er war zwar recht hilfsbereit und wies uns auf ein paar besonders fantasievolle Kreationen auf der Karte hin, was ich jedoch darauf zurückführe, dass er davon ausging, eine Frau mittleren Alters und ihre Mutter, begleitet von ihrem Busfahrer, würden keine allzu großen Scherereien machen. Und nachdem wir ein paar intus hatten, schien er sogar noch mehr aufzutauen als wir und fing an, sich über die »Kids von heute« auszulassen. Er erzählte
uns von einem Mädchen, das gerade achtzehn geworden war. Sie kam an die Bar und bestellte einen »Sex on a Pool Table«. Er fragte sie, ob sie wisse, was er enthalte. Sie wusste es nicht. Er ebenso wenig. Ted schüttelte entnervt den Kopf.
»Ich habe zu ihr gesagt, ich könnte ihr einen Sex on the Beach mixen, aber einen Sex on a Pool Table?« Er seufzte und schüttelte erneut den Kopf. »Diese Kids heutzutage.« Dann entdeckte Tim, der sich durch Teds beachtliches Biersortiment arbeitete, die hauseigene Barwette. Er forderte Ted heraus und wettete mit ihm, dass er Gertrudes Alter nicht auf zehn Jahre genau schätzen könnte. Ted lag um fast zwanzig Jahre daneben, Tim bekam ein Gratisbier und sah sich auf der Suche nach seinem nächsten Opfer im Laden um. Meine Mutter, anfangs noch ein wenig irritiert, Objekt eines Glücksspiels zu sein, freute sich am Ende über die widerstrebenden Komplimente der anderen Gäste um uns herum.
Nachdem wir uns ausgiebig mit diversen Glücksspielen und an All-you-can-eat-Büfetts vergnügt hatten, schwangen Tim und ich uns wieder auf die Straße. Auf dem Weg aus der Stadt setzten wir meine Mutter an einer Greyhound-Haltestelle ab. Nachdem sie Tim erklärt hatte, die Rückfahrt könnte niemals so wunderbar sein wie der Weg hierher, fuhren wir weiter nach Süden.
Während meine Mutter den Platz neben mir auf dem Beifahrersitz eingenommen hatte, war Shula nichts anderes übrig geblieben, als sich nach einer anderen Alternative umzusehen. Doch dieser Zustand hatte ihr offenbar nicht allzu sehr behagt, denn kaum hatten wir Gertrude abgesetzt, sprang Shula ohne Aufforderung zu mir auf den Sitz. Von diesem Augenblick an stürzte unsere Katze jedes Mal,
wenn Tim den Motor anließ, nach vorn auf ihren angestammten Platz, bevor ihn ihr jemand wegnehmen konnte.
Wie immer ernteten wir verschiedenste Reaktionen von Mautstellen-Angestellten, die von »Was für eine schöne Katze!« (Shula) über »Haben Sie einen PKW angehängt?« reichten. Tim hatte seine Antwort mittlerweile perfektioniert. »Nein, der Kerl fährt mir schon seit bestimmt hundert Meilen nach.« Am Jersey Turnpinke bekamen wir jedoch eine ganz besonders schräge Frage zu hören. »Ist das der Tourbus von Tom Jones?« Tim, hoch erfreut über seine Einschätzung als Profifahrer, informierte die Frau widerstrebend, dies sei nicht der Fall, und fragte sie stattdessen, wie sie darauf komme. Es stellte
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