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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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dass es inmitten dieser urbanen Gegend eine so ländliche Umgebung gab. Das einzige Problem war, dass die Tore um sechs Uhr abends geschlossen werden, so dass die Camper, die mit ihrem angekoppelten Fahrzeug zurückkehrten, draußen parken und die schlappe Meile bis zu ihrem Wohnmobil in völliger Dunkelheit zurücklegen mussten. Wir gewöhnten uns an, eine Taschenlampe mitzunehmen.
    Westlich von Durham, in Hillsboro, North Carolina, stießen wir zufällig auf die Burwell School Historic Site, eine der offiziell als historisch bedeutsam ausgewiesenen Denkmalstätten. In einem unscheinbaren weißen Schindelhaus aus dem Jahr 1837, hatte Anne Burwell, die Frau des dortigen Pastors, eine der ersten Frauenakademien eröffnet. Diese Pionierin (die ganz bestimmt nie im Schlafanzug herumgesessen hat, und wenn doch, fand sie es nicht einmal ansatzweise gut) besaß eine erstklassige Ausbildung in Literatur, Geschichte und Sprachen und unterrichtete über zweihundert Studentinnen in zwanzig Jahren. Sie war sogar eine frühe Verfechterin von körperlicher Ertüchtigung und ließ ihre Schützlinge tanzen, wenn es zu ungemütlich war, um ins Freie zu gehen. Einmal bot die bescheidene Vierzimmerwohnung der Burwells mehr als sechzig Menschen Unterschlupf, darunter auch einer jungen Sklavin Namens Elizabeth Hobbes Keckly, unbestritten die außergewöhnlichste von allen.

    Auch von noch so schweren Prügeln durch den Pastor ließ sie sich nicht unterkriegen. Am Ende erkaufte sie sich ihre Freiheit und reiste nach Norden, wo sie als Näherin arbeitete und Kleider für die Frauen hochrangiger Politiker anfertigte, darunter auch für Mary Todd Lincoln, die Keckly später als »meine beste Freundin« bezeichnete. Kecklys vielleicht größte Errungenschaft kam nicht einmal ihr selbst zugute. Aus Bestürzung darüber, wie die Presse mit dem Buch ihrer geliebten Mrs. Lincoln umsprang, verfasste sie selbst ein eloquentes Werk über ihre Beziehung, allein aus der Absicht, die First Lady in der Öffentlichkeit in Schutz zu nehmen. Dieses Buch jedoch, in dem sie die Details ihres Lebens als Sklavin schilderte, sollte zu einem bedeutenden historischen Werk werden und wurde von vielen für weit mehr geachtet, als sie beabsichtigt hatte.
    Kecklys Lebensgeschichte ließ nur umso deutlicher werden, wie belanglos unsere Ärgernisse und Mühsal im Hinblick auf den Bus gewesen waren, auch wenn wir noch immer mit Peters zahlreichen Fehlern zu kämpfen hatten. Mittlerweile hatten wir seit fast vier Monaten kein anständiges Fernsehsignal, eine unvorstellbare Einschränkung zu Beginn unserer Reise. Doch mittlerweile kümmerte es uns nicht mehr. Trotzdem wurde es zu einer Frage der Ehre, unser heißgeliebtes vierrädriges Zuhause von allem zu kurieren, was Peter verbrochen hatte. Nachdem wir also einige Dinge erledigt hatten, machte Tim sich an die Reparatur des Daches. (Eigentlich sollte der Satz an dieser Stelle enden, aber Tim bestand darauf, dass ich die Worte »mit dem Kreiselmotor« hinzufüge.) Diese Aufgabe wäre recht schnell erledigt gewesen, hätte er nicht die Gelegenheit genutzt und die dreibeinige Plastikkuppel gepackt, die die
Satellitenschüssel abdeckt, sie in die Höhe gehalten und im Schein der Sonne »Möge das Fernsehen über uns kommen!« gebrüllt.
    Die Leute auf dem Campingplatz waren zweifellos verblüfft und fragten sich, ob sie einer Erscheinung des Busgottes beigewohnt oder nur einen Superhelden mit zu viel Zeit gesehen hatten.
    Als er wieder auf die Erde zurückgekehrt war, starrten wir mit offenen Mündern den Bildschirm an. Beim Anblick der hirnlosen Werbespots ging mir plötzlich auf, wie groß die Ähnlichkeiten zwischen Fernsehen und Crack doch sind. Ich spürte, wie mein IQ augenblicklich um ein paar Zähler fiel, sah mich jedoch nicht imstande, mich davon loszureißen.
    »Sieh mal«, rief Tim. »Bewegte Bilder und alles!« Ich versuchte aufzustehen, stellte jedoch fest, dass ich wie festgenagelt auf dem Zweisitzer saß. Ich verfluchte die dicken Lederkissen, die darauf angelegt waren, maximales Konsumvergnügen zu schaffen. Dann bemerkte ich, dass ich immer noch die Fernbedienung in der Hand hatte. Ich kann meinen Zeigefinger nicht lösen.
    »Muss … die … Bilder … maschine … ausschalten«, brachte ich mühsam hervor, ehe es mir gelang, den »Aus«-Knopf zu drücken. Nachdem der Bann gebrochen war, starrten wir einander wortlos an.
    »Das war ein übler Rückfall«, jammerte ich. Tim stimmte zu. In einem direkten

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