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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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dich gleich zur -«
    »HIER SIND VÖGEL IM HAUS!« Meine Stimme drang durch die Leitung und hallte in dem kleinen Behandlungsraum wider. Ich konnte mir nicht vorstellen, noch mehr die Selbstbeherrschung zu verlieren oder noch lauter schreien zu können - bis Miles, Morty und Shula (die sich ausgerechnet diesen Moment aussuchen mussten, um die Tapferen zu spielen) hereinkamen, um zu sehen, was los war. Unnötig zu sagen, dass sie meine Abneigung gegen die Flugobjekte nicht teilten. Allein bei der Vorstellung, wie diese Geschöpfe vor meinen Augen zerfetzt wurden, wurde mir ganz schwarz vor Augen, doch leider verlor ich das Bewusstsein nicht.
    »NEIN! NEIN! GEHT WEG DA!«, schrie ich meine Haustiere an. Als ich loslief, um sie ins Schlafzimmer zu scheuchen, sorgsam darauf bedacht, Abstand zu den Vögeln zu halten, wurde ich hysterisch. Okay, noch hysterischer. Nun schrie und weinte ich. Tim versuchte nach Kräften, mich zu beruhigen.
    »Schatz. Schatz! SCHATZ!« Es half nicht. »Schatz«, rief er schließlich aufgebracht. »Der junge Mann, mit dem ich mich gerade unterhalte, will wissen, wieso er derjenige ist, der in einem psychiatrischen Krankenhaus ist.« Das funktionierte. Während ich unter Tränen in Gelächter ausbrach, gelang es mir, die Haustiere ins Schlafzimmer zu verfrachten. Nach einigen flehenden Anrufen bei der reichlich verblüfften Tierrettung (»Sie sagten, wir sollen kommen, um ein paar Vögel zu holen, die sich in Ihrem Haus aufhalten.
Sagten Sie Vögel? Nicht Fledermäuse. Vögel?«) gesellte ich mich zu Miles, Morty und Shula ins Schlafzimmer und wartete darauf, bis die Eindringlinge entfernt wurden.
    Als ich in Myrtle Beach die Pelikane bestaunte, konnte Tim nur staunen. Dann bestaunten wir gemeinsam die Menschen um uns herum. Sie angelten am Strand, in winzigen Booten direkt am Ufer oder in noch größeren Booten ein Stück weiter draußen. Manche gingen auch im Sand auf und ab, allerdings nicht auf der Jagd nach etwas Essbarem: Männer (es sind immer die Männer) durchkämmten ihn mit Metalldetektoren auf der Suche nach Kleingeld. Wie diese Dinger funktionieren, geht leicht über die Absicht dieses Buches und weit über das Interesse der Autorin hinaus, aber ich bin bestimmt nicht die Erste, der auffällt, dass sie Metall anziehen und Frauen abstoßen.
    Da die Beobachtung der Pelikane erforderte, dass ich am Strand entlangging, tat ich es bereitwillig, was meine lang gehegte Abneigung gegen Wanderungen nur noch verstärkte (zumindest bevor ich entdeckte, wie gut ich mich mit einer Kamera ablenken kann): Strand = flach. Wandern = steil. Ich war schon immer dafür, dass die Regierung die Berge in den Nationalparks mit Rolltreppen ausstatten und sie damit nicht nur für behinderte Menschen zugänglich machen sollte, sondern auch für Faulpelze wie mich. Der umweltschutztechnische Einwand sollte sich mit dem Versprechen entkräften lassen, die Rolltreppe mit Solarenergie zu betreiben. Und indem man die Parks attraktiver machte, würden gewiss mehr Spendengelder fließen und somit die Gemüter der Naturliebhaber besänftigt werden. Ich glaube, ich schreibe bei Gelegenheit an meinen Kongressabgeordneten.
    Ehrlich gesagt hat mich bei den wenigen Gelegenheiten,
als ich einen Fuß in den Wald setzte (normalerweise einmal im Jahr, nur um Tim daran zu erinnern, wieso er nicht häufiger mit mir hingehen will), stets die Eintönigkeit gelangweilt. Ja, ein Wald ist etwas Schönes. Aber bei Gehgeschwindigkeit verändert sich die Szenerie nun mal nicht sonderlich. Schlimmer noch - wenn das Ziel des Ausflugs daraus besteht, den Gipfel zu erklimmen oder zum Ufer irgendeines Sees zu gelangen, stellt sich mir die Frage: Wieso all die Stunden sinnloser körperlicher Betätigung, nur um am Ende für ein paar Minuten die Aussicht zu genießen? Ich wäre wesentlich glücklicher (und bestimmt auch meine Begleiter), wenn mir jemand einfach eine Postkarte schicken würde. Doch am Meer, wo es im Prinzip keine Steigungen gab, war die Luft in der Tat anders als in einem geschlossenen Raum (es sei denn, man arbeitet in einer Morton’s Salzfabrik, aber das ist eine andere Sache). Und der Anblick - das stete Schlagen der Wellen - ändert sich unablässig. Das Meer kann niemandem etwas tun, solange man nicht tollkühn ist und sich in die Fluten wagt. Es besteht keine Notwendigkeit, sich Glöckchen umzuhängen, um wilde Tiere zu warnen, nach irgendwelchen Stechmücken zu schlagen oder Steine mit sich herumzutragen. (Um einen

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