Eine Frau - Ein Bus
arbeitete, um damit zum nächsten Eisenwarenhändler fahren zu können, wo er die notwendigen Ersatzteile kaufte.
Andere Katastrophen legendären Ausmaßes bestanden darin, dass der Ölfilter zu fest saß (wieder ein Werk des ominösen »Letzten«), so dass Tim mit dem Schraubenzieher hineinstechen musste, um dann mittels Hebelwirkung den Filter entfernen zu können. Dann war da noch das eine Mal, als er tatsächlich an den Punkt kam, das neue Öl einzufüllen, jedoch vergessen hatte, vorher die Ölablassschraube unten anzuziehen (ich fürchte, hier war kein Platz für »Mr. Letzter«), mit dem Ergebnis, dass etliche Liter auf den Garagenboden flossen. Das führte dazu, dass er den Boden stundenlang mit Sägemehl ausstreuen musste (er bewahrt für derartige feuchte Notfälle einen ganzen Sack voll in der Garage auf. Nur zur Erklärung möchte ich ihn hier zitieren. »Jeder, der eine Garage besitzt, hat auch etwas zum Aufsaugen da.« Verstehe.)
Als Tim also nach rund zehntausend Meilen ankündigte, es sei wieder einmal so weit, konnte man mir wohl kaum vorwerfen, dass mich das blanke Entsetzen packte. Ölwechsel an einem Bus? Wir könnten alle ertrinken! Doch dann erklärte er mir, dass er sich nicht allein ans Werk machen würde.
»Kein Allround-Freak-Projekt?«, fragte ich voller Furcht. Tim schüttelte den Kopf.
»Wir kommen direkt beim Prevost-Werk in Jacksonville vorbei. Die sollen das erledigen.« Mr. Sicherheitsfanatiker zeigte sein freundliches Gesicht. Da die Werkstatt auch einen kompletten Sicherheitscheck durchführen sollte und mit den Schmierpunkten vertraut war (was auch immer das sein mochte), fuhren wir genau dorthin.
Sie denken vielleicht, für eine Prinzessin sei der Aufenthalt in einer Autowerkstatt, als würde sie geradewegs ins dunkelste Verlies ihres Schlosses blicken, doch ich war angenehm überrascht. Nicht dass ich mich für immer dort niederlassen wollte, aber mit all den kostenlosen elektrischen Gerätschaften, den Werkstattgruben, den Bus-Jünger-Kollegen und selbst einer kleinen Rasenfläche für den Hund verbrachten wir ein paar angenehme Tage dort, während wir darauf warteten, bis wir an die Reihe kamen. Als es so weit war, entschied ich mich, im Bus zu bleiben, während er mit zwei hydraulischen Hebevorrichtungen in der Werkstatt angehoben wurde, und das Gefühl zu genießen, in der Luft zu schweben - bis mein Blick auf den Prevost neben uns fiel. Entlang seiner Seitenwand zog sich ein gewaltiger Riss, und die Windschutzscheibe war zertrümmert. Ich rief einen der Mechaniker durchs Fenster heran und fragte, was passiert sei. Offenbar hatte irgendein »Letzter« (allmählich begriff ich Tims Einwände gegen
einen Wartungsvertrag) den verkehrten Reifen aufgezogen. Er war mitten auf dem Highway geplatzt, so dass der Bus gegen die Mittelleitplanke gekracht war.
»Den kriegen Sie ganz billig!«, meinte er. »Die Frau des Typen weigert sich, auch nur einen Fuß hineinzusetzen.« Allerdings. Mit einem Mal hatte die Aussicht, in einem Bus zu schweben, jeden Reiz verloren.
Als Nächstes fuhren wir an die Golfküste, und während wir von unserem Campingplatz in der Nähe von Fort Myers den Ausblick aufs Meer genossen, war ich alles andere als begeistert von der zweifelhaften Haltung des Besitzers gegenüber staatlichen Dienstleistungen, die sich in seiner Skepsis zeigte, als ich das Päckchen, auf das ich wartete, tatsächlich erhielt.
Die meisten Vollzeit-Reisenden (was wir während dieses Jahres bei Gott waren) nahmen einen Postservice in Anspruch. Wir hatten bei United States Postal Service ein Nachsendeformular eingereicht, anhand dessen unsere Post von Boulder an eine Adresse in Pensacola nachgeschickt wurde. Es schien, als befänden sich eine Menge dieser Orte, an die die Post nachgeschickt wird, am Meer, da sie nicht nur von Vollzeit-Busreisenden, sondern auch von Bootsfahrern genutzt wurden. Vor ein paar Monaten hatte ich unglücklicherweise Tim von meiner Beobachtung erzählt, worauf ein Glitzern in seine Augen getreten war. »Auf einem Segelboot leben! Das wird unser nächstes Abenteuer!« Ja, klar, das klingt romantisch, aber Tim und ich verstehen rein gar nichts von Booten. (Gott möge uns helfen. Wieder mal.) Wann immer wir im Voraus wussten, dass wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Campingplatz einfinden würden, rief ich den
Service an, gab ihnen die entsprechende Adresse durch, und sie schickten alles hin, was sich inzwischen angesammelt hatte.
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