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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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Stellplätze dort sind geradezu palastartig und bieten so viel Platz, dass zwei Busse darauf passen würden und immer noch genug Raum dazwischen wäre.
    Eines Tages fuhren Tim und ich mit den Rädern zu dem etwa eine halbe Meile entfernten Übungsplatz, um den Leuten beim Tontaubenschießen zuzusehen. Wir blieben nicht allzu lange, da es nicht so wahnsinnig spannend ist, Leute mit Gewehren zu beobachten (es sei denn, sie zielen auf einen selbst, doch in diesem Fall wäre Spannung wohl das Letze, worüber man sich Gedanken macht). Also fuhren wir ans andere Ende des Parks, um uns den Modellflugplatz anzusehen. Tim war augenblicklich fasziniert.
Zuerst stieg ein kleines Plastikflugzeug von der Startbahn in die Höhe. Süß. Dann erhoben sich Oohs und Aahs unter den Zuschauern - ein Doppeldecker. Nett. Tim wandte sich mir zu und begann zu kichern.
    »Wären die Jungs echte Kerle, würden sie eine …« Und da war es - das unmissverständliche Dröhnen eines Düsenmotors. Uns (und den anderen Zuschauern) blieb der Mund offen stehen, als wir die Startvorbereitungen verfolgten. Der Besitzer hatte sogar einen Freund gebeten, sich mit einem Feuerlöscher neben ihn zu stellen. Tim, der sich in Fahrt geredet hatte, meinte, wie toll es erst wäre, wenn die Tontaubenschützen und die Flugzeugtypen Krieg spielen würden.
    Von Sunrise waren es nur fünf Meilen bis zum größten Outlet-Einkaufszentrum der Welt in Sawgrass Mills. Natürlich mussten Tim und ich hin. Doch obwohl ich mir zwar noch immer gern Kleider ansah, war mein Interesse, sie auch zu besitzen, seit der Erfahrung in Myrtle Beach allem Anschein nach erlahmt.
    Tim liebt alles, was mit Art Deco zu tun hat, deshalb hatte er sich sehr auf Miami gefreut, ganz besonders auf South Beach (oder SoBe, wie der Südzipfel des zehn Meilen langen Küstenstreifens südlich von Miami genannt wird). Wir verbrachten ein paar höchst angenehme Stunden mit der Audio-Tour im Fremdenverkehrszentrum, schlenderten herum, sahen uns eine Handvoll Hotels und Apartmentgebäude an, die vorwiegend aus den 1930ern stammen und den einzigen Art Deco National Historic District des Landes bilden. In der Blütezeit der Prohibition trieben sich Prominente und Gangsterbosse wie Al Capone in diesem Spieler- und Alkoholparadies herum. Innerhalb von nicht einmal einem halben Jahrhundert verfiel es zu einem drogenverseuchten Slum. Dann, 1976, wurde die Miami
Design Preservation League gegründet, die den Originalgebäuden ihren charakteristischen Schwung und die geometrischen Formen zurückzugeben begann. Ganz besonders gefiel mir der schrullige Tropical-Deco-Stil, üppig verzierte Gebäude, die an Blumen, Tiere und Ozeanriesen denken lassen. Tim zog natürlich die Beispiele der Streamline Moderne vor, die von industrielleren und maschineninspirierten Formen dominiert werden.
    Danach fuhren wir noch ein Stück weiter, um uns die Hotels besser ansehen zu können. Ganz besonders gut gefiel uns das Delano - ganz in Weiß gehalten, mit all den schicken Deco-Stühlen und Sesseln mit Pelzüberwurf. Um all das auch wirklich in vollen Zügen genießen zu können, setzten wir uns an die geradezu lächerlich teure Bar (elf Dollar für einen Cocktail und vier Dollar für eine Mini-Coke) und führten uns vor Augen, dass wir immerhin in Miami waren.
    An diesem Abend gingen wir nach Little Havanna und genehmigten uns eine Portion ropa vieja in einem der Cafés dort. Wir fragten den Kellner, wie um alles in der Welt ein Gericht, das so lecker schmeckte, zu dem Spitznamen »alte Kleider« kommen konnte. Er hatte nicht die leiseste Ahnung. Tim mit seinem Sauberkeitsfimmel kämpfte eine ganze Weile mit sich, wie er etwas essen konnte, was normalerweise mit Spenden der Heilsarmee assoziiert wurde. Dann landeten wir in einem Nachtclub mit Flamenco-Show, die von einem Discjockey in Frauenkleider moderiert wurde. Das Ganze war auf Spanisch, und obwohl ich die Sprache fünf Jahre lang auf der Junior High und der Highschool gelernt hatte, verstand ich kein Wort. Tim, der nicht über mehr Erfahrung verfügte, schien weniger Probleme zu haben. Das liege an unserer Zeit in Tucson, erklärte
er mir. Hmm. Vielleicht noch ein Argument, sich häufiger vor die Tür zu wagen.
    Die nördliche Zufahrt zu den Everglades befand sich in der Nähe des Shark Valley, eine vierzehneinhalb Meilen lange, gepflasterte Straße, auf der man entweder zu Fuß entlanggehen (ha!), mit dem Fahrrad fahren (klar!) oder sich für 13.95 $ mit der Straßenbahn

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