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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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Nachsicht, denn Joseph frisiert seit Jahren die Ladys in Savannah im Untergeschoss seines reizenden Stadthauses, und ich wurde noch nie von einem solchen Meister seiner Kunst in einer so einzigartigen Atmosphäre frisiert. Während die Schere klapperte, flogen die »Da’lin’s« und »Suga’s« nur so über seine Lippen und wieder zurück, während er mit den wartenden Damen plauderte.
    Tim sollte mich abholen. Anschließend gingen wir auf dem direkten Weg in ein schickes Restaurant in dieser Stadt, die an der kulinarischen Front einiges zu bieten hat. Joseph, ganz der Südstaaten-Gentleman, hatte mir sogar angeboten, ich könnte mich oben in seinem Badezimmer umziehen, wenn es bequemer für mich wäre. Seufz. Wäre ich eine reiche Lady, würde ich alle sechs Wochen zu Joseph fliegen, um mir die Haare machen zu lassen. Seit meinem Besuch bei Nick in New York hatte ich ein- oder zweimal nachschneiden lassen, begann aber allmählich zu verzweifeln, weil ich fürchtete, dass mein Haar nie wieder so toll aussehen würde. Doch Joseph schaffte es irgendwie, aus dem Helm, in den sich meine Frisur inzwischen verwandelt hatte, einen schicken Bob zu machen, der meine Naturwellen perfekt zur Geltung brachte. (Schon witzig, wie ich mich während meiner Mädchenzeit mit langen Haaren stets abgemüht hatte, es mit großen Wicklern,
Klammern und sonstigen Foltermethoden, denen sich nur Teenager aussetzen, glatt zu bekommen. Woran liegt es nur, dass es allen Frauen, egal welchen Alters, in punkto Haaren gleich geht? Obwohl fast jede von uns gern dünner und größer wäre, herrscht doch in einem Punkt Einigkeit: Die mit glattem Haar wünschen sich Locken und umgekehrt.) Das Essen an diesem Abend im chicen 45 South war eines der leckersten, das wir je gekostet hatten. Das Essen schlug alles - ebenso wie die Rechnung. Wir versuchten, uns den Abend nicht zu ruinieren, indem wir überschlugen, dass uns das Essen so viel kostete wie eine Tankfüllung Diesel.
     
    Während unserer Reise durch die Südstaaten hatten wir an zahllosen Orten Halt gemacht, die vom Bürgerkrieg und dem Kampf um die bürgerlichen Rechte erzählten. Doch wann immer wir in irgendwelchen Häusern und Plantagengebäuden herumschnüffelten, bekamen wir einen persönlicheren Einblick in das Leben der Menschen, die einst dort gewohnt hatten. Besonders deutlich wurde das Wort »auf höchstem Niveau« außerhalb von Savannah, und zwar nicht in Gestalt einer historischen Figur, sondern einer zweiundneunzigjährigen Fremdenführerin namens Dody, die uns mit einer Handbewegung über den Pfad durch den Garten eines Herrenhauses schickte. »Gehen Sie hier entlang. In den Bäumen da sitzen Reiher, die keinem mit Rücksicht gegenübertreten«, erklärte sie uns. Schon allein sie diese Worte sagen zu hören, wäre es wert gewesen, sich der Reiherschen Rücksichtslosigkeit auszusetzen. Leider musste ich zugeben, dass das niveauvollste Wort aus meinem Yankee-Mund wahrscheinlich »Puttputt-putt« gewesen wäre.
    Obwohl ich geschworen hatte, weniger Flüche in den
Mund zu nehmen, kann man mir keinen Vorwurf daraus machen, meinem Vorhaben untreu geworden zu sein, als wir unserem geliebten Campingplatz auf Skidaway Island den Rücken kehrten. Tim beschwerte sich darüber, wie eng sein Gürtel sei (alles, was über die Küche der Südstaaten erzählt wird, stimmt), und versuchte, ihn zu lockern, als wir die breite, verwaiste Straße entlangfuhren. Ich riss die Augen auf und packte ihn an der Taille, um ihm zu helfen. Doch er wehrte sich.
    »Es ist niemand auf der Straße. Übernimm du das Steuer«, befahl er. Noch bevor ich »Spinnst du?« schreien konnte, hatte er die Hände am Gürtel. Während meine sich augenblicklich um das Steuer krallten. Tim, von der Enge befreit, schnurrte wie Shula nach einer anständigen Runde Nackenkraulen.
    »Ich habe doch gleich gesagt, ich bringe dich noch dazu, den Bus zu fahren«, meinte er. Ich wollte protestieren, dass man das hier wohl kaum als Fahren bezeichnen könne, besann mich jedoch eines Besseren: Wenn ich ihn überzeugte, dass ich Recht hatte, würde ich mich tatsächlich hinterm Steuer dieses Ungetüms wiederfinden, ehe ich mich versah. Bis zum heutigen Tag kann Tim nicht nachvollziehen, wieso ich meinen kurzen Ausflug ans Lenkrad nicht genossen habe.
    Ich schätze, dieses Zwischenspiel beweist nur, dass es Grenzen gibt zu versuchen, in der Welt eines anderen Menschen zu leben und sie zu verstehen. Für Tim ist das Nirwana, am Steuer

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