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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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zwei Stunden lang herumkutschieren lassen konnte. Wir taten nichts von all dem, sondern schlenderten nur etwa eine Meile herum. Wir sahen jede Menge Vögel, obwohl fast alle Besucher, darunter auch wir, viel mehr an den Alligatoren interessiert waren. »Interessiert« ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck dafür. »Völlig darauf fixiert« traf es eher, denn wenn man nicht aufpasste, konnte man ohne weiteres über einen stolpern. Sie waren überall auf der Straße - große, kleine und, das war das Beängstigendste, Mütter mit ihren Kleinen. Außerdem hingen überall Schilder, auf denen davor gewarnt wurde, den Tieren zu nahe zu kommen, was die Leute zweifellos beachtet hätte, sofern sie wüssten, wie sie es bewerkstelligen sollten. Was blieb uns anderes übrig, als Fotos voneinander zu schießen, wie wir die Schilder lasen, während neben uns eines der Krokodile lag?
     
    Weihnachten und Silvester verbrachten wir in Key West. Dies war eines der wenigen Male, dass wir Monate im Voraus einen Platz auf dem Campingplatz hatten reservieren müssen. Na ja, wir hätten es tun sollen, haben es aber nicht getan, und ergatterten nur einen freien Platz, weil im letzten Moment jemand stornierte. Es schien, als sei es unter den Bus-Jüngern geradezu absurd beliebt, die Ferien in den Keys - besonders in Key Weird - zu verbringen.
    Während der bisherigen Reise hatten wir nur Hohn und
Spott für andere Heime auf vier Rädern übrig gehabt, egal ob Busse oder Wohnmobile, die mit irgendwelchem Kitsch verziert waren - mit putzigen Stofftierchen, die hinten am Fahrzeug von der Leiter baumelten, mit gefährlich auf den Stufen hockenden Gartenzwergen und diesen selbst gebastelten Schildern in der Windschutzscheibe mit Namen und Heimatort des Besitzers und üblicherweise einem kleinen Logo, das seinen Lieblingszeitvertreib verriet, etwa eine Angel, ein Golfschläger oder ein Kegel. Einmal (in einem schwachen Moment, zweifellos nach irgendeiner Katastrophe, die mir vor Augen führte, wie allein und verletzlich ich mich fühlte) beging ich den Fehler, mich laut zu fragen, ob wir uns auch so eines zulegen sollten, sozusagen als Zeichen unserer Solidarität mit den anderen Bus-Jüngern. Doch Tim lehnte mit der Begründung ab, die bildliche Umsetzung meiner Lieblingsbeschäftigung umfasse das Logo eines Bettes und einer Kreditkarte, was uns die sofortige Verhaftung einbringen würde.
    Deshalb hatten wir uns das Versprechen gegeben, dass wir uns niemals dazu hinreißen lassen würden, einen solchen Kitsch zu kaufen, doch zu Weihnachten überkam uns ein spontaner Sinneswandel (à la Ebenezer Scrooge nach einer Begegnung mit dem Busgeist). Als wir im Dunkeln zwischen den Bussen herumgingen, allesamt erleuchtet und mit überdimensionalen strahlenden Weihnachtsmännern dekoriert, mit Palmen, an denen bunte Lichter funkelten, und lebensgroßen nickenden fluoreszierenden Flamingos, konnten wir uns ein Grinsen nicht verkneifen. Und dann standen wir vor einem völlig schmucklosen Bus - nicht ein einziges funkelndes Lichtlein. »Der Grinch, der Weihnachten gestohlen hat!«, riefen wir wie aus einem Munde und traten näher. »Hey! Das ist ja unserer!«

    Inmitten dieser Feierstimmung mussten wir trotz all der Katastrophen, die wir erlebt hatten, doch zugeben, dass der Bus uns vieles geschenkt hatte. Ein Drittel der Reise lag hinter uns, und obwohl sich die Zeit, die uns noch blieb, scheinbar endlos vor uns ausbreitete, war uns klar, dass diese Wahrnehmung nicht ganz der Realität entsprach. Die Vorstellung, in acht Monaten in unser altes Leben zurückzukehren, stimmte uns traurig. Deshalb leisteten wir dort, an diesem Tag und Ort, einen Schwur: Wenn wir das nächste Mal Weihnachten in unserem Bus verbrachten, würden wir ihn ebenfalls hübsch schmücken. Und mehr noch: Wir würden diese Tage in unserem mobilen Zuhause für immer in Erinnerung behalten, unser Miteinander, und versuchen, den Geist dieser Reise aufrechtzuerhalten, selbst wenn wir wieder sesshaft waren. Uns wurde bewusst, dass wir trotz der Vorurteile aufgrund unserer Erziehung, unserer Berufe und, ja, auch aufgrund unserer Kleiderschränke tief im Herzen Bus-Jünger waren - und wir waren stolz darauf.
    Der Campingplatz befand sich nicht in Key West selbst, sondern auf der angrenzenden Stock Island. Bis vor kurzem hatte es einen direkt in Key West gegeben, der jedoch dem Bauboom zum Opfer gefallen war. Das Leben auf diesem Campingplatz war, als sei man mit Picknicktisch in einer

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