Eine Frau - Ein Bus
waren alle entschlossen, sich zu beherrschen.
Allerdings diskutierten wir über die merkwürdige Namensgebung in diesem Landesteil. Als Tim und ich durch die in der Mitte des Landes gelegenen Bundesstaaten Oklahoma, Arkansas und Tennessee gefahren waren, hatten wir beim Anblick von Städtenamen wie Arkola, Texarkana und Arkadelphia den Eindruck gewonnen, als litten sie unter einer Art Identitätskrise. Als wir nun an Toad Suck Park
(also Kröten-nerven-Park) außerhalb von Little Rock vorbeifuhren, fragten wir uns alle, ob der Name den Ekel vor Amphibien oder vor dem Park selbst widerspiegeln sollte.
Die Clinton-Bibliothek enttäuschte uns nicht. Die Bücher sind interaktiv zugänglich, ohne dass man hier mehr als die sieben Dollar Eintritt bezahlen muss. Abgesehen von den Ansichten über die wesentlichsten Punkte der Geschichte fanden wir die profanen, alltäglichen Aktivitäten am interessantesten, über die normalerweise nirgendwo berichtet wird. So sind beispielsweise sämtliche Terminkalender des ehemaligen Präsidenten aus den acht Jahren Amtszeit einsehbar. Wir waren völlig verblüfft, wie viel ein einzelner Mensch in vierundzwanzig Stunden packen und dabei dasselbe Interesse an Staatsoberhäuptern wie an einer Pfadfindergruppe an den Tag legen konnte. Kein Wunder hatte ich, im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern, niemals den Wunsch verspürt, Präsident zu werden.
Zurück in Van Buren, war eine kleine Reparatur an unserem Bus notwendig. (Einer der Airbags hatte sich bei der Fahrt durch die Wellenreiter-Unterführung verabschiedet, so dass der Bus leichte Schieflage hatte.) Tim trieb einen Mechaniker im nahegelegenen Fort Smith auf (das ist die nächstgrößere Stadt bei Van Buren, wo es auch ein Red Lobster-Restaurant gibt.) Bob wollte Tim begleiten, also blieb ich mit Frances zu Hause. Später erzählte Tim mir, Shula hätte sich augenblicklich auf den Weg zu ihrem angestammten Platz auf dem Beifahrersitz gemacht, als Tim die Zündung startete, nur dass diesmal Bob anstelle von mir dort saß. Shula blieb abrupt stehen. Sie und Bob tauschten verwirrte Blicke, maßen einander (Bob ist etwa ebenso sehr Katzenmensch wie Shula Menschenkatze ist),
gelangten zu dem Schluss, dass ihnen wohl kaum eine andere Wahl blieb, und arrangierten sich.
Am Freitag fuhren wir zum Bluegrass in das kleine Städtchen Roland, direkt hinter der Grenze zu Oklahoma. »Jeden Freitag, 19.00 Uhr, Bluegrass Show-Jam« stand auf dem Schild vor dem Laden eines ehemaligen Reifenhändlers. Bob und Frances erklärten uns, innerhalb von drei Stunden würden vier Bands spielen, von denen keine eine Gage bekäme (obwohl das Publikum ermutigt wurde, einen Dollar in den Eimer neben dem Stromverteilerkasten zu werfen). Die Musiker spielten aus Freude am Auftreten und um in Übung zu bleiben. Die Veranstaltung, zu der man eine Einladung benötigte, lief jedes Jahr von Dezember bis April, bis die offizielle Bluegrass-Saison (wer hätte gedacht, dass es so etwas gibt?) begann und die Bands sich auf Tournee begaben.
Meine Schwiegereltern, die offensichtlich Stammgäste hier waren, begrüßten fast alle Gäste, die sich in dem winzigen, mit Klappstühlen bestückten Raum versammelt hatten. Leider kannten sie auch das zehnjährige Mädchen, das wann immer sie das Bedürfnis verspürte oder von ihren Verwandten ermutigt wurde, auf die Bühne sprang und einen Clogging-Tanz hinlegte.
Clogging hat seine Ursprünge in verschiedenen Teilen der Welt. In England begann es während der Industriellen Revolution. Die Fabrikarbeiter steppten mit ihren dicksohligen Schuhen im Takt der Maschinen auf dem Boden, damit ihre Füße warm blieben. Während der Pausen veranstalteten sie Wettbewerbe, um herauszufinden, wer am besten im Takt steppen konnte. Obwohl es zahlreiche Clogging-Stile gibt (allesamt mit dem Ziel, mit wilden Steppschritten den Rhythmus der Musik zu untermalen),
hatten wir es hier mit einem offenkundigen Neuling zu tun. Die Leidenschaft brachte sie zweifellos mit. Ebenso wie das Steppen selbst. Die Kleine veranstaltete in der Tat einen mächtigen Lärm, nur dass ihre Schritte nie im Takt mit der Musik waren. Das Mädchen hatte keinerlei Rhythmusgefühl.
Ich konnte nur Spekulationen anstellen, wie irritierend es für die Musiker sein musste, praktisch eine separate Trommlereinheit als Untermalung ihres eigenen Schlagzeugers zu haben - nur dass sie nicht im Takt war. Die Bands waren tapfer und bezeichneten sie als ihr »Go-Go-Girl, das sich
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