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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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langem Zögern (»Du gehst zuerst rein.« »Nein, du.« »Ich bin zuerst die Rutsche runter.« »Wie lange willst du mir das noch unter die Nase reiben?« »So lange ich kann.«) und auf Zehenspitzen.
    Das Museum bestand aus mehreren winzigen Räumen, allesamt angemessen dunkel und geheimnisvoll gehalten. Natürlich kommt kein Museum heutzutage ohne interaktive Ausstellungstechnik aus. In diesem Fall bestanden sie aus einigen Voodoo-Götzen mit Schildern darunter, auf denen erklärt wurde, wer der Götze war und welche Gaben notwendig waren, um seinen Zorn nicht auf sich zu ziehen. Der interaktive Aspekt daran waren die Schilder, die hilfreicherweise andeuteten, dass die Götter gern Süßigkeiten mochten, doch wenn man keine bei sich hätte (und nicht darauf vorbereitet war, was wir nicht waren), sei Geld ebenso willkommen. Praktischerweise stand vor jedem Götzen ein Teller. Obwohl wir bereits sieben Dollar für den Eintritt hingelegt hatten und uns klar war, dass wir
damit höchstwahrscheinlich zum Eintreiben der Voodoo-Schutzgelder beitrugen, machten wir das Kleingeld locker. Lieber kein Risiko eingehen.
    Wir erfuhren jedoch auch etwas über die Ursprünge des Voodoo in NO. Als Sklaven aus Afrika und Haiti nach Louisiana gebracht worden waren, hatte man ihnen die Ausübung ihrer eigenen Religion verboten. Viele wurden gezwungen, der katholischen Kirche beizutreten. Als Resultat wurden einige der katholischen Heiligen zu Ersatzgöttern der Voodoo-Gottheiten und wie Götter selbst verehrt.
    Als Nächstes unternahmen wir eine Tour über den Friedhof und erfuhren überrascht, dass Marie Laveaus letzte Ruhestätte das am zweithäufigsten besuchte Grab der Vereinigten Staaten ist und nur von Elvis’ übertroffen wird.
    Es ist nicht sehr viel über die Königin des Voodoo bekannt, was allem Anschein genau so ist, wie sie es sich gewünscht hätte. Man nimmt an, dass sie um 1794 als Tochter eines reichen weißen Plantagenbesitzers und einer freigekauften kreolischen Farbigen im French Quarter geboren wurde. Kurz nachdem Marie heiratete, verschwand ihr Ehemann unter mysteriösen Umständen. Man nahm an, dass er tot war. Marie verdiente fortan ihren Lebensunterhalt als Friseurin und stand in den Diensten reicher weißer Frauen, während sie ihre mächtige Magie entwickelte und römisch-katholische Traditionen und Heilige mit afrikanischen Geistern vereinte. Doch ihre wahre Macht, so hieß es, gewann sie durch den Aufbau eines weit verzweigten Netzes aus Spionen, die sie als Dienstboten in die Häuser der Reichen eingeschleust hatte. Aus einer Mischung aus Angst und Respekt trugen sie ihr die privatesten
Informationen ihrer Herrschaft zu. Als ihre Tochter (eine von insgesamt fünfzehn Kindern), die verblüffende Ähnlichkeit mit Marie besaß, ebenfalls Voodoo-Priesterin wurde, schienen der nun alterslosen Königin keine Grenzen mehr gesetzt zu sein, und sie tauchte an mehreren Orten gleichzeitig auf. Selbst nach ihrem Tod 1881 wurde immer wieder behauptet, man habe sie in der Stadt gesehen. Bis zum heutigen Tag malen Besucher die drei X (XXX) auf ihr Grab, in der Hoffnung, dass sie ihnen einen Wunsch gewährt.
    Ein weiteres Grab gehört Bernard de Marigny, der zu seiner Zeit als der reichste Teenager des Landes galt. Er war der Sohn eines Grafen und erbte beim Tod seines Vaters, als er fünfzehn Jahre alt war, sieben Millionen Dollar. Obwohl er im Lauf der Zeit das gesamte Vermögen verspielte und verarmt starb, hat er vielen berühmten Straßen der Stadt ihre Namen gegeben: Music, Love, Desire und noch weitere, deren Namen einfach geändert werden mussten, da am Ende, als das Gebiet erschlossen wurde, vier Kirchen in der Craps Street standen. (Es heißt, er hätte dieses Spiel nach Amerika gebracht.)
    Leider setzten unsere Taillenumfänge auch in New Orleans ihr Wachstum in Richtung des doppelten Umfangs fort, obwohl wir uns zu einigen der »exotischeren« Gerichte nicht durchringen konnten. Wie etwa zu Kaninchen. Wir sehen sie immer von unserem Garten aus. Sie sind süß. So etwas kann man doch nicht essen. Dasselbe gilt für Rehe (sprich Wild, sobald es auf dem Teller liegt, so wie »Kuh« sich im Lauf des Verarbeitungsprozesses in »Steak« verwandelt, obwohl ich kein Problem damit habe. Und wieso bleibt Hühnchen eigentlich Hühnchen?). Trotzdem schafften wir es zuzunehmen. Und wie. (Wer hätte
gedacht, dass ein Filet Mignon, zubereitet in Pilz-Wein-Reduktion und einer Banane, so üppig sein könnte? Ich deponierte

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