Eine Frau - Ein Bus
auf der Stelle bei meinem Privatkoch die Bitte, mir etwas Ähnliches zu kredenzen.)
Mittlerweile, zwischen der Magie von Disney und Voodoo, hatten wir das Gefühl, echte Glückspilze zu sein. Doch natürlich sollte diese Magie, weder die eine noch die andere, von Dauer sein. Es war schon viel zu viel Zeit seit der letzten Katastrophe vergangen. Die Fahrt von New Orleans nach Van Buren, Arkansas, verlief ohne Zwischenfälle. Nur das Parken gab uns beinahe den Rest. Der Garten neben Bobs Haus war im Verlauf dieser Regensaison sogar noch schlammiger geworden, so dass der Bus prompt stecken blieb. Wir brauchten Cousin JTs Traktor (ja, der Cousin JT und der Traktor) und fast einen ganzen Tag, um den Bus freizubekommen. Natürlich schoss ich eine ganze Batterie an Fotos während dieses Prozesses und veröffentlichte sie in meinem Blog, was Tim zu dem Versprechen veranlasste, er werde seinen eigenen Blog einrichten und ihn »Ich bin kein Idiot« nennen.
Tim wollte unbedingt nach Van Buren zurückkehren, nachdem wir seinen lange vermissten Cousin in Myrtle Beach kennen gelernt hatten. Ihm wurde bewusst, dass er inzwischen zwar mehr über die Wurzeln seiner Familie herausgefunden hatte, aber immer noch viel zu wenig über seinen Vater wusste. Die beiden unterhielten sich darüber, was der andere Justice in Myrtle Beach erzählt hatte. Bob räumte ein, er wisse einiges über die Familiengeschichte, und die Tatsache, dass er mit seinem Sohn darüber redete, spornte ihn an, auch etwas mehr von sich selbst preiszugeben.
Als Bob noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte sein Vater einem Verwandten, der nur eine Viertelmeile von dem Haus, wo er mit seiner Mutter lebte, entfernt wohnte, einen Besuch abgestattet und es während seines zweiwöchigen Aufenthalts nicht einmal für nötig befunden, ihn zu sehen.
Nun begriff Tim: Alles im Leben hat irgendwo seinen Ursprung.
Seit seinen Kindertagen hatte Tim versucht, eine Verbindung zu seinem Vater herzustellen. Inzwischen konnte er sich nur allzu gut vorstellen, wie schwer es für Bob gewesen war, der überhaupt keine Beziehung zu seinem eigenen Vater gehabt hatte. Angesichts dieser Umstände hatten sie, Tim und Bob, sich eigentlich noch recht wacker geschlagen. Trotzdem hoffte Tim, dass sie es besser hinbekämen als Bob und sein Vater, und es gelang ihm endlich, sein hartes Urteil über seinen Vater etwas zu mildern.
Er fand auch heraus, dass einige der Brüder in Bobs Familie eine ähnliche Beziehung hatten wie die, die Tim zu seinen eigenen hatte. Eines Tages, während Allround-Freak und Allround-Freak Sen. (i.R.) auf der Farm herumpusselten, erwähnte Frances, Cousin Dana und Cousin John hätten seit fast zehn Jahren kein Wort mehr miteinander geredet. Dana hatte sogar nicht einmal gewollt, dass John zu seiner Beerdigung kam, als er vor einigen Jahren gestorben war. Als ich Tim später davon erzählte, war er schockiert.
»Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm geworden ist«, meinte er. »Mein Dad hat nie etwas gesagt, nicht einmal an dem Tag, als er und ich zuerst zu Dana und dann gleich weiter zu John gefahren sind.«
»Mag sein«, sagte ich. »Aber du hast die beiden nie zusammen gesehen.«
»Du meinst …«, fragte er unschuldig mit weit aufgerissenen Augen, »du meinst, sie sind ein- und dieselbe Person?« Ich gab ihm einen Klaps.
Seit wir während unserer Probefahrt das letzte Mal in Arkansas gewesen waren, hatte in Little Rock die Clinton-Bibliothek eröffnet. Was auch immer man von diesem Mann halten mag, muss man ihn für seinen Intellekt, seinen Eifer und seine Energie doch bewundern. Niemand kann leugnen, dass er viel erreicht hat, ob man das, was er erreicht hat, nun mag oder nicht. Ich wollte das Gebäude unbedingt sehen, sowohl wegen seiner Geschichte als auch wegen seiner Architektur. Ich hatte gehört, es stelle ein atemberaubendes Dokument anspruchsvollster Technologie und moderner Architektur dar, obwohl manche es rein optisch mit einem Doppel-Trailer in einer Wohnwagensiedlung am Fluss verglichen (vielleicht hat ja noch irgendein künftiger Präsident das Glück, seine Bibliothek mit einem Bus verglichen zu sehen). Bob und Frances erklärten mutig, sie würden uns begleiten, also machten wir uns stilvoll in Frances’ Lincoln-Limousine auf die zweistündige Autofahrt. (Männer fahren in diesem Teil des Landes grundsätzlich Pickup-Laster, während Frauen die Limousinen bevorzugen.)
Während der ganzen Fahrt redete niemand über Politik. Offenbar
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