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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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viel übrig...«
    Severin stützte die Ellbogen auf den Tisch, krümmte den Rücken und preßte das Gesicht in die Hände. Eine Haarsträhne löste sich und fiel über seine Stirn. Werner hatte genug Phantasie, um sich die scheußlichen Szenen vorstellen zu können, die sich zwischen den beiden Menschen abgespielt hatten. Er war erschüttert, aber er wußte auch, daß alles, was er bisher erfahren hatte, nur ein Anfang war, und daß er das Eigentliche, wovon Severin gesagt hatte, es ginge um sein Leben, noch nicht erfahren hatte. Severin massierte mit den Fingerspitzen seine Stirn, als müsse er einen dahintersitzenden stechenden Schmerz loswerden.
    »Ihr Ehrgeiz, etwas aus mir zu machen, wurde zur Manie. Der Film als Branche war ihr ja nicht ganz fremd. Sie kannte ein paar Leute vom Bau, Regisseure, Verleiher, Produzenten, Drehbuchautoren... Und die Parties , die sie veranstaltete, veranstaltete sie ja nicht etwa zum Vergnügen, sondern natürlich nur meinetwegen, um mich an Leute heranzubringen, die mir nützlich sein konnten. Es war sinnlos, ihr klarmachen zu wollen, daß jeder Mensch sein Maß habe, das er nicht unterschreiten, das er aber auch nicht überschreiten könne. Ich nannte ihr das Beispiel eines seriösen Schriftstellers, den die Auflagen und Einnahmen der Courths-Mahler ärgerten und der sich eines Tages sagte: diesen Mist machst du mit der linken Hand und kommst endlich zu Geld. Er kam nicht zu Geld, er konnte ebensowenig von seinem Niveau zur Courths-Mahler heruntersteigen, wie es ihm auch nicht möglich gewesen wäre, die Göttliche Komödie oder den Faust zu schreiben. Das begriff sie, aber daß dieses Beispiel auch für den Schauspieler Geltung besäße, wollte sie nicht einsehen. Und ich stand schwitzend vor Peinlichkeit dabei, wenn sie bei kleinen Premierenfeiern oder bei den üppigen Gelagen anläßlich der Uraufführung eines Films sich an die Produktionschefs, Manager der Stars, an die Regisseure und Aufnahmeleiter heranmachte, um mich an den Mann zu bringen. Es waren Gelegenheiten, bei denen ich noch unbeherrschter trank als sonst. Der Alkohol wurde meine Tarnkappe, ich trank, um nicht zu sehen, was um mich herum vorging und um nicht zu bemerken, daß die anderen genau sahen, was in mir vorging. Merkwürdigerweise übte der Alkohol bei mir nur eine sehr geringe äußere Wirkung aus. Ich behielt Haltung, auch wenn ich so benebelt war, daß ich die Umwelt nur noch hinter dichten Schleiern sah. — Mir war der Führerschein entzogen, nicht etwa, weil ich einen Unfall verursacht hatte, sondern weil ich von einem Verkehrspolizisten beobachtet worden war, wie ich mich, aus einer Kneipe kommend, ans Steuer meines Wagens gesetzt hatte. Es erfolgte eine Kontrolle, die übliche Atemprobe in den Cellophanbeutel, sie fiel positiv aus, es kam die Blutprobe, und ich wurde den Führerschein für sechs Monate los. — Würden Sie, bitte, noch ein Cola bestellen?«
    Werner winkte den Wirt heran, der die Theke blank rieb. Die knallige Musikbox schwieg, die jugendlichen Gäste hatten das Lokal verlassen, es war die ruhige Stunde, in der man ein wenig Atem schöpfen konnte, bis die Kinos schlossen und den letzten Besucherstoß brachten. Severin trank das Glas leer, zündete sich eine neue Zigarette an und sah Werner mit einem unsicher fragenden Ausdruck an, als hätte er den Faden seiner Erzählung im Moment verloren.
    »Sie waren also um Ihren Führerschein gekommen...«
    »Ja — aber da sie an jenen Veranstaltungen so sehr interessiert war, fuhr sie mich hin und brachte mich heim. An jenem Abend hatte es zwischen uns eine besonders heftige Auseinandersetzung gegeben. Es ging wieder einmal ums Geld. Mein Bankkonto war bis auf einen Pfennigbetrag zusammengeschmolzen. Als es Zeit wurde, nach Grünwald hinauszufahren, wo die Uraufführung des letzten Films, in dem ich eine Rolle bekommen hatte, im Weinhaus >Weinbauer< gefeiert werden sollte, erschien sie in einem neuen Sommerpelz. Es war ein dreiviertellanger Ozelotmantel, der gewiß mehr gekostet hatte, als was mir die ganze Mitwirkung an dem Film einbrachte. Es war furchtbar. Unsere Auseinandersetzungen bewegten sich in Gleisen, die so eingefahren waren, daß man genausogut eine Platte hätte abspielen können. Es gab kaum noch Variationen. Der einzige Unterschied war nur das Stichwort, an dem wir uns entzündeten. Dieses Mal also der Ozelot.
    Aha! wieder einmal ein Geschenk des Herrn Papa...!
    Mein Gott, daß du damit nie aufhören kannst...!
    Daß du damit

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