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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Howard
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hinüber, der in der offenen Telefonzelle stand. Er hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und die Beine leicht gespreizt. Es war eine Position, die absolute Selbstsicherheit und Machtbewusstsein verriet. Wie hatte sie sich nur einbilden können, ihn zu lieben? Sie war doch kein Teenager mehr, der sofort jedem großen, blonden, blauäugigen, gutgebauten Mann verfiel, dessen Berührung allein Flammen der Leidenschaft in ihrem Körper entfachte. Aber jetzt waren ihre Gedanken wieder mit ihr durchgegangen, und energisch rief sie sich zur Ordnung.
    Gerade warf Daniel heftig den Hörer auf die Gabel und schickte sich an, zum Auto zurückzugehen. Die vier Cowboys beobachteten ihn lauernd, bis er abrupt stehenblieb und sie so finster anstarrte, dass Sybil schon befürchtete, es würde zu einer Schlägerei kommen. Doch die vier waren offenbar nicht wild darauf, mit Daniels Fäusten Bekanntschaft zu machen, denn sie schauten zu Boden und drehten sich dann um.
    „Ich weiß nicht, ob ich sie einschüchtern konnte, aber ich habe es wenigstens versucht”, sagte er, nachdem er sein Benzin bezahlt hatte und zu ihr in den Wagen stieg.
    „Ich glaube, die Burschen haben schon kapiert, worum es ging”, meinte Sybil.
    Daniel musterte sie einen Moment mit einem unergründlichen Blick und schaute dann in den Rückspiegel. Dann presste er die Lippen zusammen und konzentrierte sich von da an nur noch auf die Straße.
    Um viertel vor vier hatten sie die Stadtgrenze von San Diego erreicht. Erleichtert atmete Sybil auf. „Weißt du, wie man von hier aus zu meiner Wohnung kommt?” fragte sie Daniel.
    „Ich wollte dich an deinem Büro absetzen.” Da er auf die Straße schaute, konnte er nicht sehen, welche Verachtung in ihrem Blick lag.
    „Eine wirklich ausgezeichnete Idee! Meine Angestellten sollen wissen, dass ihre Chefin eine stürmische Woche in den Armen des Geschäftsführers der Firma Southey verbracht hat, während sie verzweifelt die Attacken des stellvertretenden Geschäftsführers eben jener Firma abzuwehren versuchte.”
    Von der Seite warf er ihr einen strengen Blick zu. Dann nickte er und meinte: „Okay, ich bringe dich zu deiner Wohnung. Du möchtest dich wahrscheinlich auch umziehen.”
    Das Taxi hielt vor dem Bürogebäude der Firma Pagel.
    Kaum hatte Sybil die erste Bürotür aufgestoßen, da wurde sie enthusiastisch von ein paar Mitarbeitern begrüßt, die um den Schreibtisch ihrer Sekretärin Mary Duncan herumstanden.
    „Sybil! Dem Himmel sei Dank, dass du wieder hier bist!” Gloria kam auf sie zu und umarmte sie stürmisch. „Wir haben dich sehr vermisst! Ich kann längst nicht so gut mit diesen Leuten umgehen wie du.”
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    Steve, dessen dunkelbraunes Haar ihm wie immer struppig vom Kopf stand, grinste Sybil erfreut an und streckte ihr die Hand entgegen. „Gut, dass Sie wieder da sind. Es war zwar ganz lustig ohne Sie, aber jeden Tag möchte ich das nicht mitmachen. Erst gestern habe ich ein Angebot abgelehnt, von dem ich mir mit Leichtigkeit den Sportwagen hätte leisten können, den Huntingdon fährt. Ich muss schon sagen, das hat ganz schön weh getan.”
    Bei der allgemeinen Wiedersehensfreude fiel niemandem auf, mit welch unechtem Lachen Sybil auf Steves Bemerkung reagierte. Wie sie so in die lachenden Gesichter ihrer Mitarbeiter blickte, begann sie sehr nachdenklich zu werden. Sie hatten zu ihr gehalten, obwohl bestimmt alle etwas mehr Geld gut hätten gebrauchen können. Und womit hatte sie ihnen ihre Loyalität gedankt? Indem sie mit dem Geschäftsführer der Firma schlief, gegen die sie sich zur Wehr setzen mussten.
    „Auch ich bin froh, wieder hier zu sein”, erklärte sie und merkte zu ihrer Erleichterung, dass sie schon wieder ganz Geschäftsfrau war. „Ihr könnt heute alle etwas früher nach Hause gehen.
    Ich muss die Angelegenheit erst einmal mit Gloria besprechen. Danach können wir entscheiden, wie wir uns am besten verhalten.”
    Sie stand bereits an der Tür zu ihrem Büro, da verspürte sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund das Bedürfnis, die Firma Essco in Schutz zu nehmen. Sie drehte sich um und erklärte: „Es sieht so aus, als hätte Ticher diese Kampagne im Alleingang unternommen. Er gehörte zu George Southeys altem Team, ist also keiner von Esscos Leuten.”
    Offensichtlich konnten ihre Mitarbeiter den Sinn ihrer Erklärung nicht so recht erkennen. Sie nickten höflich, aber ein wenig betreten, während sich Sybil hastig in ihr Büro verzog.
    „Was hatte diese

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