Eine Frau geht ihren Weg
schlage vor, dass wir jetzt in den Konferenzraum hinübergehen, damit wir endlich anfangen können.”
Nachdem sie in den braunen Ledersesseln an dem großen Konferenztisch Platz genommen hatten, stellte Daniel sie alle einander vor. Wie Sybil vermutet hatte, war der kleine Mann Robert Scarp, einer der Direktoren” des Essco-Konzerns. Aus den ängstlichen Blicken, die der ältere Herr mit dem schütteren Haar ihm zuwarf, und aus dem Ton, in dem Daniel mit ihm sprach, schloss Sybil, dass er eine ziemlich hohe Position einnahm.
Nach einem kurzen Gespräch mit Daniel übernahm Mr. Scarp die Gesprächsleitung. Daniel lehnte sich in seinem Sessel zurück und spielte die Rolle des unbeteiligten Zuhörers. Dabei ruhte sein Blick auffallend oft auf Sybil.
„Mir ist daran gelegen, diese unerfreuliche Geschichte so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen”, begann Mr. Scarp. „Miss Pagel, der Essco-Konzern möchte sich offiziell bei Ihnen für diesen unverantwortlichen Angriff auf Ihre Firma entschuldigen.”
Sybil nickte reserviert. Wenn man das Spiel auf diese Art und Weise spielen wollte, schön. Sie würde sich an die Spielregeln halten.
Der Entschuldigung folgte eine ausgedehnte Diskussion über die Methoden, mit denen Ticher Sybils Angestellte von ihrer Firma hatte weglocken wollen. Alle Mittel waren ihm recht gewesen, und Sybil war entsetzt, welchen Repressalien ihre Mitarbeiter ausgesetzt waren.
Schließlich wandte sie sich an den älteren Herrn. „Aber, Mr. Ticher, ich sehe nicht so recht ein, welchen Vorteil Sie sich von all Ihren Anstrengungen versprochen haben. Was hätten meine Angestellten Ihnen oder Southey Manufacturing nützen können?”
„Der alte George Southey hätte es niemals zugelassen, dass Außenstehende die Nase in seine Firma steckten”, rechtfertigte sich Ticher mit der keuchenden Stimme eines Asthmatikers.
„Außer uns geht es niemanden etwas an, was in dieser Firma geschieht! Ohne Ihre Leute hätten Sie Ihren Vertrag nie erfüllen können. Was also lag näher, als Ihre Leute abzuwerben? Und nachdem Sie und Mr. Huntingdon die Stadt verlassen hatten, war es ein Leichtes, meinen Plan auszuführen.”
Sein unangenehmes Lachen endete in einem Hustenanfall.
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Mr. Scarp räusperte sich. Mit erhobenen Brauen blickte er von Daniel zu Sybil und dann wieder zurück zu Daniel. „Ich glaube, Miss Pagel war in Big Bear, um an der Problemanalyse zu arbeiten”, sagte er schließlich. „Und Mr. Huntingdon befand sich auf einer Geschäftsreise für Essco.”
Eine Geschäftsreise für Essco! Da hatte er sie ja schön hereingelegt. Ihr hatte er erzählt, er hätte Urlaub genommen.
Sybil warf Daniel einen eisigen Blick zu. Doch dieser Blick war milde im Vergleich zu der Kälte, die sich in ihrem Innern ausbreitete. Plötzlich fühlte sie sich leer und ausgehöhlt. Trotz allen Misstrauens hatte sie doch die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, alles könnte nur ein Missverständnis gewesen sein.
Mr. Scarp sprach jetzt Sybil direkt an. „Essco und Southey Manufacturing möchten Sie bitten, an dem Projekt weiterzuarbeiten, während unsere Anwälte einen Vergleich zwischen unseren beiden Firmen herbeiführen. Mr. Huntingdon hat uns von Ihrer erstklassigen Arbeitsweise überzeugt und wir möchten nicht darauf verzichten. Er hat insbesondere auch die Leistungen von Mrs. Larson, und Ihnen, Mr. Sterling, hervorgehoben.”
Gloria hob verwundert die Brauen. Mit ungläubigem Gesichtsausdruck schaute sie Sybil an.
Doch als Sybils Gesicht maskenhaft starr blieb, brachte auch sie ihre Züge schnell wieder unter Kontrolle.
Mittlerweile hatte Mr. Scarp weitergesprochen. „Um Mr. Ticher werden wir uns zu kümmern haben.” Dabei warf er dem Mann, der zusammengesunken auf seinem Stuhl saß, einen vielsagenden Blick zu.
„Ist die Angelegenheit damit zu Ihrer Zufriedenheit geregelt, Miss Pagel? Dieses Schulungsprogramm ist sehr wichtig für uns, denn erhöhte Produktion steigert den Umsatz, und nur das zählt.”
„Mr. Scarp”, sagte Sybil, „sollte meine Anwältin gegen Ihre Vorschläge keine Einwände haben, stimme auch ich ihnen zu. Das Projekt stellt für meine Firma eine Herausforderung dar, und ich glaube, es täte uns allen sehr leid, wenn es vorübergehend eingestellt werden müsste.”
„Ausgezeichnet, Miss Pagel. Ich danke Ihnen.” Mr. Scarp lächelte Sybil freundlich an. Dann stand er auf, schaute in die Runde und sagte: „Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.
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