Eine Frau geht ihren Weg
Bemerkung eben zu bedeuten?” fragte Gloria sie wenige Minuten später, nachdem sie die Tür zu Sybils Büro hinter sich geschlossen hatte.
Sybil saß zusammengesunken in ihrem Schreibtischsessel und überlegte, was sie Gloria auf ihre Frage antworten sollte. Sie wusste, sie hatte es hauptsächlich ihr zu verdanken, dass ihre Mitarbeiter nicht abgewandert waren, und deswegen - und auch weil sie ihre Freundin war -
verdiente sie es, die Wahrheit zu erfahren. Bei diesem Gedanken wurde Sybil blass.
„Gloria, ich habe nur die Erklärung an euch weitergegeben, die ich von Daniel Huntingdon bekommen habe.”
„Huntingdon! Ich wusste doch, dass du ihn in seinem Versteck aufstöbern würdest! Wo hast du ihn gefunden?” fragte Gloria mit einem bewundernden Lächeln, das ihren Respekt für Sybils Fähigkeiten ausdrückte.
„Ich…” Sie konnte es Gloria nicht sagen! Und doch würde sie nicht drum herumkommen. Sie war ihrer alten Freundin eine Erklärung schuldig.
„Gloria”, versuchte Sybil es erneut. „Ich habe diese Woche mit…” Das Klingeln des Telefons unterbrach sie, und erleichtert griff sie nach dem Hörer.
„Sybil?” Sie hörte Daniels tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung. „Kannst du es einrichten, sofort zu Southey hinüberzufahren?”
„Ich kann in zwanzig Minuten dort sein”, antwortete Sybil. Sie legte die Hand über die Sprechmuschel und flüsterte Gloria zu: „Es ist Huntingdon.”
Erstaunt hob Gloria die Brauen, und als sie beobachtete, welche Veränderung in Sybils Gesicht vor sich ging, während sie mit Huntingdon sprach, kniff sie prüfend die Augen zusammen.
„Bring einige von deinen Leuten mit”, schlug Daniel vor. „Am besten Larson und Sterling. Mr.
Scarp von Essco ist aus Los Angeles herübergeflogen, und wir wollen Ticher in eurer Gegenwart ein paar Fragen stellen.”
„Okay, wir kommen sofort”, versprach Sybil.
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, merkte sie, dass ihre Freundin sie aufmerksam ansah.
Sie wollte sie schon fragen, ob irgend etwas nicht stimmte, unterließ es dann aber und sagte statt dessen:
„Gib Steve Bescheid. Wir müssen uns in zwanzig Minuten mit Huntingdon treffen. Er hat einen Mann des Essco-Hauptquartiers aus Los Angeles da.”
Sofort stand Gloria auf. Als die beiden Frauen auf die Tür zugingen, blieb Sybil plötzlich stehen.
„O Gloria, können wir mit deinem Wagen fahren? Mit meinem hatte ich eine Panne.” Dabei vermied sie es, der Freundin ins Gesicht zu sehen.
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„Aber natürlich, Sybil”, erklärte sich Gloria bereit, wobei sie Sybil einen neugierigen Blick zuwarf.
„Aber wir müssen uns beeilen, wenn wir Steve noch erwischen wollen.”
Zum Glück saß Steve noch hinter seinem Schreibtisch und arbeitete an einem seiner Schulungskurse. Seine Augen leuchteten, als man ihm sagte, sie würden zu Southey fahren, um die unliebsame Angelegenheit aufzuklären. Er sprang von seinem Stuhl auf und verließ so eilig das Büro, dass es den ändern schwerfiel, mit ihm Schritt zu halten.
Es war kurz nach fünf, als das Trio von Pagel Associates das Bürohochhaus der Firma Southey betrat. Mit dem Aufzug fuhren sie in den fünfzehnten Stock und gingen dann über den mit dickem Teppichboden ausgelegten Flur auf die schweren Flügeltüren zu, hinter denen Daniels Büro lag.
Nachdem Sybil angeklopft hatte, wurden sie mit einem knappen „Herein” zum Eintreten aufgefordert.
Gloria und Steve kamen der Aufforderung ohne Zögern nach. Doch Sybil verließ der Mut, als sie Daniel zusammen mit einem kleinen Mann mit graubraunem Haar am Fenster stehen sah. Ein älterer Herr mit schütterem dunklen Haar, das von weißen Strähnen durchzogen war, stand abseits von den beiden in einer Ecke des Raumes.
Daniel sah auf und blickte sie eine ganze Weile nachdenklich an. Sybil erwiderte seinen Blick mit eisiger Miene. Als das Schweigen zwischen ihnen so lange andauerte, dass es schon fast aufzufallen drohte, sagte er förmlich: „Guten Tag, Miss Pagel.”
Sybil nickte ihm zu. „Guten Tag, Mr. Huntingdon.”
Ohne abzuwarten, bis Daniel ihn vorstellte, ging der Mann, der neben ihm gestanden hatte, mit ausgestreckter Hand auf Sybil zu. „Sie sind also Miss Pagel. Freut mich, Sie endlich kennenzulernen, auch wenn der Anlass kein erfreulicher ist.” Er runzelte einen Moment lang die buschigen Brauen und warf dem Herrn in der anderen Ecke des Raumes einen missbilligenden Blick zu.
Daniel trat zu ihnen und sagte: „Robert, ich
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