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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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Prinzregent ins Foyer. Ohrenbetäubender Jubel erklang. Lächelnd verneigte er sich nach allen Seiten, als würde die Begeisterung nur ihm gelten. Der Zar folgte ihm, seine Schwester am Arm. Dann erschien der König von Preußen. Dominic und Alexandrow reihten sich in die Prozession hinter Major Zass ein und stiegen die Treppe zur königlichen Loge hinauf.
    Sobald die Gruppe das Ziel erreicht hatte, ertönte die englische Nationalhymne. Enthusiastisch begann das Publikum zu singen. Zu Dominics Verblüffung stimmte der Zar ebenfalls ein – im Gegensatz zu Alexandrow, der die englische Sprache ja nicht beherrschte. Und so stand er einfach nur stramm und starrte ins Leere.
    Als die Majestäten Platz nahmen, entspannte Dominic sich ein wenig. Unauffällig lehnte er eine Schulter an die hintere Logenwand. Es war fast Mitternacht. Und die Nacht würde noch lange kein Ende finden. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Alexandrow, der immer noch kerzengerade dastand. So konnte er wahrscheinlich stundenlang ausharren, ohne einen einzigen Muskel zu bewegen. Dieses Pflichtbewusstsein musste man bewundern, mochte er in anderer Hinsicht auch unberechenbar sein.
    Plötzlich sprang das Publikum schreiend auf und klatschte Beifall. Alle Leute kehrten dem Monarchen den Rücken und wandten sich zu der Gestalt, die soeben eine andere Loge betreten hatte – die Princess of Wales, in Seide gehüllt, mit Diamanten geschmückt, eine schwarze Perücke auf dem Kopf.
    Dominic richtete sich auf und unterdrückte einen Fluch.
    Diskret rückte Alexandrow näher zu ihm und wisperte: „Wer ist das?“
    „Die Princess of Wales. Sicher wird’s Ärger geben.“
    Eine anmutige Hand erhoben, stand Princess Caroline an der Logenbrüstung. Mit strahlendem Lächeln nahm sie die Huldigung ihrer Bewunderer entgegen. Darauf verstand sie sich meisterhaft. Sogar der Prinzregent musste ihr das zugestehen.
    Offensichtlich hatte er sie entdeckt. Sein Nacken lief feuerrot an. Zweifellos ärgerte er sich maßlos, weil er von seiner verhassten Gemahlin übertrumpft wurde.
    Der Zar war der Situation gewachsen. Sobald er Princess Caroline erkannt hatte, stand er auf, trat einen Schritt vor und verneigte sich tief. Hinter ihm folgte der König von Preußen diesem Beispiel.
    Armer alter Prinny, dachte Dominic, nicht einmal du verdienst so etwas.
    Nun erhob sich auch der Prinzregent. Natürlich hatte er keine Wahl. Aber er verneigte sich nicht vor seiner Gemahlin, sondern vor dem Publikum, als wollte er die Loyalität verhöhnen, die es ihr bekundete.
    Immer noch lächelnd, versank die Princess in einem anmutigen Knicks, die Leute jubelten, und jemand rief sogar: „Ein dreifaches Hoch auf eine gekränkte Frau!“
    Zu Alex’ Leidwesen saß sie allein mit dem Duke in einer Kutsche, als der Zar und sein Gefolge vom Opernhaus zum Pulteney zurückfuhren. Möglichst weit von Calder entfernt, drückte sie sich in ihre Ecke. Er wirkte nachdenklich und in sich gekehrt. Oder war er einfach nur müde? An diesem schier endlosen Tag hatte er genauso lange Dienst getan wie sie.
    „Ich fand die Begegnung zwischen dem Prinzregenten und seiner Gemahlin ziemlich seltsam“, brach sie das Schweigen. „Verabscheuen sie einander wirklich so sehr? Darf man nicht auf eine Versöhnung hoffen?“
    „Wohl kaum“, erwiderte Calder grimmig. „Meines Wissens war es Hass auf den ersten Blick. Zum Glück haben sie wenigstens eine Erbin gezeugt.“
    „Und die braucht einen Ehemann, nicht wahr?“
    „Ja, irgendwann.“
    „Oh? Soll sie nicht den Prinzen von Oranien heiraten?“ Um nicht zu verraten, wie wichtig sie das Thema nahm, bemühte sie sich um einen beiläufigen Ton.
    Eine Ehe zwischen Princess Charlotte und dem Prinzen von Oranien würde die Allianz zwischen Holland und England fördern. Und das würde den Russen gründlich missfallen. Schon seit mehreren Monaten hielt sich die Schwester des Zaren in London auf, eifrig bestrebt, diese Vermählung zu verhindern.
    Ausdruckslos starrte Calder ins Leere. „Wie ich erfahren habe, ist Princess Charlotte nicht mehr bereit, den Prinzen von Oranien zu ehelichen. Nach der bedauerlichen Szene in Ascot hat sie eine gewisse Abneigung gegen ihn entwickelt.“
    „Was ist denn in Ascot geschehen?“
    „Haben Sie’s nicht gehört? Bei diesem Rennen schaute der Prinz zu tief ins Glas und machte sich lächerlich. Da entschied Princess Charlotte, einen solchen Mann könnte sie nicht heiraten. Und so schickte sie ihrem Vater die Liste der

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