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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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zum Schwestermord Taugliche bereits wegzuräumen, wenn Tochter eins nach ihrem roten Kleid fragt!
Krankhaft oder normal?
    Erwachsene Töchter neigen dazu, Müttern unangenehme Wahrheiten zu sagen. Das tun sie meistens nicht in einer geplanten »Grundsatzdebatte”, das erledigen sie ganz nebenbei, in aller Unschuld und Absichtslosigkeit. So bat mich etwa gestern meine Tochter, bei mir zu Besuch, um eine sehr kleine Sicherheitsnadel, damit sie was Loses dezent an ihrer Kleidung fixieren könne. Ich sagte, dass ich leider keine sehr kleine Sicherheitsnadel besitze, worauf sie sagte: »In einem deiner krankhaften Körberln ist sicher eine!” Sie erhob sich, inspizierte Regale, öffnete Türln, zog Laden heraus, kehrte kurz darauf mit einer sehr kleinen Sicherheitsnadel zurück, und ich rief: »Wieso habe ich krankhafte Körberln?”
    »Wieso du die hast, weiß doch ICH nicht”, sagte sie, fixierte das Lose an ihrer Kleidung und wechselte zu einem Gesprächsthema über, an dem ihr mehr gelegen war.
    Als das liebe Kind das traute Elternhaus verlassen hatte, inspizierte ich dieses. Krankhafte Körberln? Einfach lächerlich! Wie kommt sie dazu, so was zu sagen?
    Okay, ich mag Körberln, egal aus welchem Material. Nur geflochten müssen sie sein. Und da Körberln nicht teuer sind, lege ich mir halt oft eines zu. Und da Körberln nicht kaputt werden, sammelt sich da einiges an. Und es wäre doch blöd, diese kleinen und größeren Körberln leer wo zu stapeln. Körberln sind dazu da, dass man sie füllt!
    Mag sein, dass sich allerhand nicht ganz Zusammenpassendes in einem Körberl vereinigt. Ich bin eine sehr berufstätige Frau, so eine kann nicht immer totale Ordnung im Kleinkram halten. Und überhaupt: Wer bestimmt denn, was »zusammenpasst”? Drei Füllfederpatronen, eine Nagelfeile, zwei Hornknöpfe, vier Lire-Stücke, der Beipackzettel von einem Medikament, ein halber Radiergummi und eine Tapezierernadel, das ist zumindest ein nettes Stillleben!
    Und ein roter Bleistiftspitzer zwischen zwei grünen Wollknäueln, einer blauen Zippverschlusshälfte und einem gelben Zollstock nimmt sich auch ganz hübsch aus. Besonders wenn ein Karo-Ass das Ensemble krönt.
    Aber bitte, sagte ich mir heute in der Früh, wenn das »krankhaft” ist, bringe ich Ordnung rein! So leerte ich den Inhalt von 21 Körberln aus und sortierte ihn auf dem Boden in »Zusammengehöriges”, und da liegt das Zusammengehörige nun ordentlich, Hauferl neben Hauferl. Wenn man vorsichtig die Füße hebt und darauf achtet, wo man sie wieder hinstellt, kann man sich sogar noch durch den Raum bewegen.
    Und jetzt ist das Problem: Ich habe 21 Körberln und 49 Hauferln! Wie gehe ich da vor? Oder gehe ich bis auf Weiteres gar nicht vor und lege mir vorübergehend einen »krankhaften” Fußboden zu?

3. Was ein Mann nicht alles kann
Die Prachtexemplare
    Die Statistik belegt, dass unsere werten Ehemänner ihre »Bärenkräfte« immer noch äußerst sparsam im Haushalt einsetzen. 7:1,5 für die Ehefrauen steht im Moment das Haushalts-Match. Aber das ist ja nur der Durchschnitt!
    Da sehr viele Männer daheim gar keinen Finger rühren, es sei denn, sie lehren den Sohn das »Fingerhakln«, muss es viele andere Männer geben, die weit emsiger im Haushalt tätig sind. Und diese guten, braven Einsichtigen, die kochen und einkaufen, Kinder betreuen und Wäsche in die Waschmaschine stopfen, die sollte man auch gehörig loben.
    Aber nachdem man sie gehörig gelobt hat, darf man vielleicht doch an die stolzen Besitzerinnen der Prachtexemplare ein paar kleine, bescheidene Fragen stellen.
    Also: Falls, liebe gnädige Frau, eines Ihrer Kinder den Brechdurchfall kriegt und es bei ihm – wie man so anschaulich sagt – »vorn und hint gleichzeitig losgeht« und das arme, kranke Kind am stillen Örtchen die Entscheidung treffen muss, für welches Bedürfnis es die porzellanene Muschel verwenden soll, also entweder »das von vorn« oder »das von hinten« nicht einfach von der Klospülung entfernt werden kann, wer putzt es dann vom Boden und vom Kinde weg? Sie oder Ihr Prachtexemplar?
    Und wenn Ihr Mann, das elitäre Kochgenie, sechs Stunden lang den Kalbsfond am sanften Köcheln gehalten hat und ihn dabei gewaltig anbrennen ließ, wer macht dann den Gusseisentopf von schmierigem Fett, Sülzigem, verbrannten Knochen und schwarzer Bodenkruste frei? Sie oder Ihr Fond-Koch?
    Und wie steht es mit dem Einkaufen, wenn zwei Feiertage drohen, an denen jeweils mehrere Gäste angesagt sind?

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