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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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später in die Brüche gehen wird, war ihr ja von Anfang an klar. Als kluge Frau fände sie es gar nicht wünschenswert, dass Sohn oder Tochter ein Lebtag lang an der »ersten Liebe picken bliebe«!
    Doch solche Überlegungen sind garantiert nicht die, die ein vom Liebesleid gebeutelter Jugendlicher hören mag. Was er hören mag, merkt die Mutter, wenn die Intimfreunde und -freundinnen zu Besuch kommen.
    Da werden dann, natürlich hinter verschlossenen Türen, stundenlang die Scherben der gebrochenen Liebe besichtigt und sortiert. Da auch geschlossene Türen nicht schalldicht sind, kriegt die Mutter mit, wie so ein Jugendliebeskummer verhandelt wird.
    Sie hört: »Und da hat er gesagt ..., und dann habe ich gesagt ..., und dann hat er gesagt«, und die Intimfreundin fragt erschüttert: »Und was hast du ihm dann gesagt?«
    Aber einer Mutter steht so eine Taktik wohl nicht zu. Die Intimfreundin nimmt ja echten Anteil an den ellenlangen »Hat er gesagt, hab’ ich gesagt«-Monologen.
    Die Mutter müsste einen guten Teil ihrer Anteilnahme heucheln und könnte nicht verhindern, dass sie zwischendurch ans Nachtmahlessen und anderen unwichtigen Kram denkt. Und das würde die Liebeskranke denn doch gleich merken. Was also tun?
    Mein einziger Rat wäre: Lieb sein und den Mund halten! (Hilft’s nicht, richtet es wenigstens nicht zusätzlichen Kummer an.)
Ein brauchbares Argument!
    Über die Dauer »verantwortlicher Elternschaft« sind Väter und Mütter oft verschiedener Meinung. Mütter sehen die Aufgabe eher zeitlich unbegrenzt, Väter meinen, dass erwachsene Kinder auf eigenen Beinen »stehen« sollten, statt selbige unter ihren Tisch zu »strecken«. So fragen sie manchmal an, ob der Spross nicht daran denke, eine eigene Wohnung zu suchen. Das kränkt ein Mutterherz! Aber einfach erwidern, man wolle sein Kind noch lang – wenn’s leicht ging, lebenslänglich – um sich haben, sollte die kluge Frau nicht. Ihr Mann würde es dahingehend interpretieren, dass sie dem »Leben zu zweit« nichts abgewinnen kann, dass sie lieber des mündigen Kindes harrt, um dem einen Imbiß zu kredenzen, als mit ihm zum Heurigen zu gehen, dass sie lieber des Kindes Sorgen lauscht als seinen. Kurz: Er käme zur vielleicht richtigen, aber partnerschaftstrübenden Ansicht: Sie liebt ihr Kind mehr als mich!
    Um diesem Verdacht zu entgehen, sollte man nicht mit Gefühlen, sondern mit guten Gründen argumentieren, die gegen die eigene Wohnung sprechen. Einer der besten wäre der Schwund von Hab und Gut, der im Hausstand einkehrt, wenn Kinder ihren eigenen gründen. Kein Vater ahnt, was er alles entbehren wird, wenn das Kind aus dem Haus ist. Man kann von einem jungen Menschen ja nicht erwarten, dass er total »im Standard sinkt«, und da er zu wenig verdient, um sich anzuschaffen, woran er gewohnt ist, muss er es von den Eltern holen. Skrupel hat er dabei keine, er sah sich schließlich bis zum Auszug als »Mitbesitzer« der Dinge. Zudem hat er oft den Vorsatz, Annektiertes zu retournieren. Aber das Jungvolk hat an Wichtigeres zu denken als an kleinkarierte Rückgabe materiellen Gutes.
    Väter, die darauf aus sind, Nagelschere, Spaghettitopf, Reisetasche, Bohrmaschine, Kamera, Suppenteller und Rasierspiegel zu behalten, sollten auch den Nachwuchs behalten! Zieht der aus, wandert das alles – und noch mehr – hinter ihm her und kommt – im Gegensatz zum Nachwuchs – nicht einmal mehr auf Besuch! Als Warnung diene jener Vater, der nie mehr hausgemachte Torte kriegt, weil sich alle Backform-Böden bei der Tochter befinden. Die wanderten als Transportstütze unter halben Torten dorthin. Ihre Wiederkehr wird von der Tochter wöchentlich einmal versprochen, steht bislang aber aus. Und so gibt’s halt für den Vater keine Torte. Das hat er jetzt davon, dass er – gegen den Willen der Mutter – das Kind zum Ausziehen animierte!
Kannst alles wegwerfen!
    Zuerst geht’s Kind nur für ein Jahr weg, weil’s superklug ist und ein begehrtes USA-Stipendium ergattert hat. Klar, dass es sein Hab und Gut daheim lässt und nur das Nötigste mitnimmt. Hernach kommt’s Kind heim, aber nicht für lang. Es schaut sich nach einem tollen Job um, seiner Ansicht nach gibt’s die tollsten im Ausland, so sagt’s bald wieder feuchten Auges »Baba” und nimmt diesmal wesentlich mehr vom Hab und Gut mit. Ein paar Jahre später hat’s Kind selbst ein Kind, lebt mit dem und Mann wieder woanders im Ausland, und eine Spedition karrt viel von seinem Hab und Gut dorthin,

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