Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
Vom Netzwerk:
Wer schreibt dann zusammen, was alles zu kaufen ist? Sie oder Ihr Prachtexemplar? Und wer trägt die Schuld, wenn auf der Liste etwas vergessen wurde?
    Na eh klar! Für die wirklich unappetitlichen Arbeiten ist so ein Prachtstück halt doch zu sensibel, die schafft er nicht einmal mit Gummihandschuhen und Mundschutz! Und so komplizierte Einkaufsprobleme, die kann er nicht koordinieren, dafür hat er zu viel anderes im Kopf!
    Man darf also vermuten, dass es zwar männliche Prachtexemplare gibt, die daheim fünfzig Prozent der Hausarbeit übernehmen. Aber halt den angenehmeren Teil. Hundert Prozent von der Grausarbeit und von der Verantwortung fürs ganze Werkel bleiben halt doch meistens der Ehefrau.
Ein Traummann
    Meine Oma schwärmte gern von Rudolfo Valentino und stieß damit bei Töchtern und Enkelinnen auf blankes Unverständnis. Meine Mutter wiederum hatte es mit Willi Forst und erntete dafür weder bei ihren Töchtern noch bei den Enkelinnen mehr als Gelächter. Wenn ich – rückerinnernd – erzähle, welch »toller Mann« Jean Marais in seinen besten Jahren gewesen sei, zuckt mein Nachwuchs mit den Schultern und schaut in der Zeitung nach, wo man einen Film mit Alain Delon sehen könnte.
    Jede Frauengeneration hat eben, modischen Trends entsprechend, andere Vorstellungen vom »Mann der Träume«. Aber es gibt einen Kino-Mann, der ist anscheinend für alle Frauengenerationen maßgeschneidert: Humphrey Bogart!
    Um in den Genuss von zwei Stunden Bogart zu kommen, pilgerte meine Oma noch in reifen Jahren quer durch Wien. Um »Bogi« wieder zu sehen, nimmt meine Mutter gegen ihre üblichen Gewohnheiten sogar den Nachtfilm-Termin wahr. Entgeht mir aus Unachtsamkeit ein Bogart-Film, bin ich traurig. Und meine Töchter hätten gern einen Video-Recorder, weil sie dann zweimal die Woche »Casablanca« sehen könnten. Da dies nicht nur in meiner Familie so ist, also nicht als seltene Erbkrankheit abgetan werden kann, muss man fragen: Was macht Herrn Bogart zum Dauerbrenner? Der Körperbau kann es nicht sein. Schließlich agiert Humphrey Bogart nicht grundlos im Trenchcoat. Bogart in der Badehose wäre ein Jammer. Sein edles Antlitz? Wohl kaum! Es hat schon aparter geraffte Knitterfalten in hageren Männergesichtern gegeben, und keine Henne hat danach gekräht. Ist es etwa seine Mimik? Da selbige nicht vorhanden ist, kann sie es nicht sein, die Frauenseelen zum Vibrieren bringt.
    »Er hat eben diese unheimliche Ausstrahlung«, hört man von Bogart-Fans aller Altersgruppen. Was strahlt denn da? Vor allem strahlt da Einsamkeit! Ein »lonely wolf«, kaum fähig zur Kommunikation, kaum fähig, Trauer oder Freude zu zeigen, trabt da über die Leinwand. Natürlich hat er Gefühle. Aber er zeigt sie nicht. Höchstens, dass er hin und wieder einen Mundwinkel verzieht. Er bleibt »cool« und besäuft sich, wenn er gar nicht mehr zurechtkommt mit sich und den anderen. Aber auch nach zwei Flaschen Bourbon torkelt H. B. natürlich nicht, wird auch nicht laut, erzählt auch nicht dem Barkeeper von seinen Sorgen.
    Er ist so ein echter »Wie’s-innen-aussieht-geht-keinen-wasan-Mann«. Eine Frau, die mit so einem Typ zusammenleben müsste, hätte ein sehr spannendes Leben. Jeden Morgen, wenn er sich von ihr verabschiedet, dürfte sie sich fragen: »Kommt er am Abend wieder, oder sehe ich ihn nie mehr im Leben?«
    Im wirklichen Leben sind Frauen an solchen Männern kaum interessiert. Warum halten sie ihnen dann im Kino jahrzehntelang die Treue? Aus dem gleichen Grund, aus dem Männer – nun auch schon seit Jahrzehnten – der Monroe die Treue halten.
    Man träumt nämlich nur sehr selten von dem, was einem wirklich gut täte. Leider, leider!
Sie lässt mich ja nicht!
    Sagt die Erika: »Der Erich rührt im Haushalt nicht den kleinsten Finger!«
    Erwidert der Erich: »Ich würde ja gern, aber sie lässt mich nicht!«
    Faucht die Erika den Erich an: »Das ist doch die Höhe! Wann, bitte, hätte ich dich je nicht lassen?«
    Faucht der Erich zurück: »Jedes Mal, wenn ich was tun will!«
    Und dann wendet er sich mir zu und zählt sämtliche Versuche der letzten Tage auf, im Haushalt mehr als den kleinsten Finger zu rühren. Vorgestern wollte er die Erdäpfel für den Schmarrn schälen, aber die Erika hat ihm die zu schälende Knolle entrissen und gesagt, sie mache das lieber selber. Gestern wollte er die Knackwürste schneiden, aber bevor er dazu gekommen ist, hatte es Erika schon erledigt. Und heute wollte er ein Fenster putzen, doch

Weitere Kostenlose Bücher