Eine Frau sein ist kein Sport
Kochen nicht ihr Beruf ist, doch gemein. Sie haben etwas sehr Grüblerisches an sich und nehmen Kochbücher wesentlich ernster, als es den Produkten dieser Literaturgattung zusteht.
Männer sind eben exakte Durchdenker und schreiten mit angebrachter Genauigkeit ans Werk!
Leider sind aber die meisten Kochbücher der männlichen Genauigkeit nicht gewachsen.
Und dann betrachtet der arme Mann, den das Kochbuch eine Zehe Knoblauch zerquetschen hieß, mit gefurchter Stirn eine zerteilte Knoblauchknolle und ist ratlos, weil er da kleine und mittlere und große »Zecherln« erblickt und nicht wissen kann, welches dieser Zecherln vom Kochbuchautor gemeint sein mag.
Ein sehr kluger Mann hat mir auch schon erklärt, dass ich ins Fleischragout nicht vier Esslöffel Wasser tun dürfe, sondern sechs geben müsse, weil das Kochbuch, nach dem ich das Ragout zubereitete, aus dem Jahr 1904 stammt und man damals wesentlich größere Esslöffel benutzt habe. Auch sah ich schon einen Herrn im Lexikon nachschlagen, um die genaue Definition des Wortes »Prise« zu erkunden. Und ein Herr meiner Bekanntschaft schwört auf ein ansonsten ziemlich reizloses Kochbuch, weil darin nie von »fünf Eiern« die Rede ist, sondern exakt von »12 dag Dotter und 12 dag Eiweiß«. Da weiß man, sagt er, woran man ist. In einer Hinsicht allerdings nehmen viele Männer Kochbücher doch nicht sehr ernst.
So sie nämlich nicht gerade Mitglieder eines Abstinenzlerverbandes sind, schütten sie gern und reichlich Alkohol über Fleisch und Gemüse, in Soßen und Eintöpfe, wo kein Kochbuch der Welt dieses vorgesehen hat.
Und Alkohol, der so hochprozentig ist, dass er sich in der heißen Pfanne von selbst entzündet, ist dabei ihr Favorit. Wenn dann das arme Huhn, durch Calvados betäubt und im Weißwein ersoffen, eine etwas makabre Gaumenfreude wird, dann sagt der männliche Koch entrüstet: »Tut mir wirklich leid! Aber wenn da bloß einfach irgendwas von einer Prise steht, dann kann ich doch nicht ahnen, wieviel Majoran ich hineintun soll!«
Wahre [Männer-]Freundschaft
Die großartigsten, edelsten und tiefsten Freundschaften gibt es angeblich zwischen Männern. So eine »echte Männerfreundschaft« – das ist ein uralter Mythos unserer Kultur – ist der freundschaftlichen Beziehung zwischen Frauen absolut überlegen.
Freilich stimmt es, dass Frauen leichter mit Frauen Freundschaft schließen als Männer mit Männern, aber das besagt ja nur, dass wir Frauen viel oberflächlicher sind!
Wir suchen halt nicht das »Tiefe und Wahre« in der Freundschaft und geben uns damit zufrieden, dass wir eine weibliche Person zum Reden und Zuhören, zum Teilhaben und zur Freizeitgestaltung haben.
Freilich stimmt es auch, dass Männer untereinander viel eher über Sport, Autos, Geschäfte und Politik reden als über persönliche Probleme, während Frauen mit befreundeten Frauen über so ziemlich alles reden, was sie glücklich oder unglücklich macht. Aber was besagt das schon?
Unsereiner redet halt oberflächlich und stundenlang dahin und daher. Männer, die miteinander wahrhaft befreundet sind, haben das überhaupt nicht nötig, sie verstehen einander auch ohne viel Worte »tief und wahr«.
Ein Blick, eine coole Andeutung, eine bittere Bemerkung lassen den Freund wissen, dass der Freund Schwierigkeiten hat. Weiter nachfragen wäre allerdings der Männerfreundschaft nicht zuträglich.
Nachfragen kann der Mann ja später daheim bei seiner Frau, so diese mit der Frau des Freundes befreundet ist.
»Sag einmal«, kann er fragen, »der Otto war heute so merkwürdig, so deprimiert. Hat er was?«
Und dann informiert ihn die Frau über Ottos Sorgen, die sie von Ottos Frau detailliert geschildert bekommen hat, und der Mann lauscht ergriffen und seufzt und sagt, wie leid ihm der Otto tue, und bespricht mit seiner Frau, ob und wie dem Otto zu helfen sei.
Die Frau bespricht das dann am nächsten Tag mit Ottos Frau. Sehr lang, sehr ausführlich und ziemlich oberflächlich, versteht sich!
Und wenn der Mann dann seinen Freund Otto wiedertrifft, dann schaut er ihn an, mit einem tiefen, wahren, echten Freundschaftsblick, und spricht karg: »Geht’s, Alter?« Und der Otto antwortet: »Geht schon, Alter!« Und sie sind ein Herz und eine Seele und befreundet, wie das nur Männer schaffen.
»Hasi, soll ich Geschirr trocknen?«
Unlängst saß ich in einem sogenannten »In-Lokal«. Am Tisch neben meinem Tisch hockten zwei junge Herren, wovon mir der eine, weil er eine absolute
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