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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Feiertagseinkauf
    Viele Hausfrauen leben in der Angst, ihre Familie nahrungsgemäß unterzuversorgen. An Werktagen kommt diese Angst nicht zum Tragen, da man ja jederzeit Nachschub besorgen kann.
    Beim Wochenendeinkauf, gar wenn dem Sonntag noch ein feiertäglicher Montag folgt, ist die Sache schwieriger. Ganz schwierig wird sie, wenn sich dazu noch Besuch angesagt hat.
    Für gewöhnlich ist Edi ein freudiger Esser, der zwei Schnitzel leicht verputzt und sich gern ein drittes aufdrängen lässt. Oft isst er sogar mit derart animierender Lust, dass ansonsten karge Esser angesteckt werden und auch ein zweites Schnitzel wollen. Wenn aber Edi, der für Montag erwartet wird, sich am Sonntag schon den Magen überfüllt haben sollte, will er bloß ein klares Süpplein und animiert keinen Mitesser zu doppelter Portion.
    Auch das Rätsel, wieviel Brot man für drei Tage braucht, ist nicht zu lösen, weil der Sohn nicht hundertprozentig weiß, ob seine vier Freunde am Sonntag kommen werden. Diese Ungewissheit zieht wiederum Ratlosigkeit beim Wurstkauf nach sich.
    Und der Milchbedarf ist ebenso unergründlich. Einmal trinkt die Tochter drei Krügel Milch pro Tag, einmal will sie sogar den Frühstückskaffee »schwarz«. So kauft die Hausfrau eben »für alle Fälle« ein: doppelt so viele Schnitzel wie – realistisch gesehen – nötig, auch Zutaten fürs eventuelle Supperl. Den Besuch der Sohnesfreunde nimmt sie als sicher an und zu guter Letzt, Samstag, fünf vor zwölf, rast sie um ein Steak, weil ihr eingefallen ist, dass die für Sonntag geladene Hedi kein Hendl mag. Und dann hat der Edi wirklich einen verdorbenen Magen und die Freunde des Sohnes kommen nicht und es ist nicht die Hedi, sondern die Berti gewesen, die Hendln nicht ausstehen kann! Und die Tochter hat über die Feiertage eine milchabstinente Periode!
    Am Dienstag glotzt die Hausfrau dann betreten in einen vollen Eisschrank und schwört sich, zu den nächsten Feiertagen frugaler einzukaufen! Das tut sie auch. Aber dann ist die Situation halt leider wieder ganz anders! Da ist der Edi dann bei bestem Gusto, die Tochter schreit nach Milch, die Berti ist zu Besuch und mag wirklich kein Hendl und vier hungrige Knaben verstehen die Welt nicht mehr und aus dem Zimmer des Sohnes hört man die bange Frage: »Wieso habt ihr nicht einmal ein Stückl Brot im Haus? Seid ihr so arm?«
Zwiegespräch mit einem Kuchen
    Dass man mit Menschen vernünftig reden und sie gesprächsweise friedlich stimmen kann, weiß jeder. Dass man auch Tieren gut zureden kann, ist auch bekannt. In letzter Zeit ist es auch schon beliebt, mit Pflanzen zu reden, ihnen zu schmeicheln, sie zu loben und dadurch zu üppigem Wachstum zu verleiten.
    Ich halte das für möglich! Ich halte das sogar so sehr für möglich, dass ich dazu übergehen werde, mit meinen Kuchen zu reden! Die haben eine Ansprache nämlich noch nötiger als meine Zimmerpflanzen.
    Im Backofen benimmt sich »Linseders Nusstorte« auch recht manierlich, geht artig hoch, bräunt sanft und lässt bei der Nadel-probe keinerlei Rückstände auf der Stricknadel zurück. Aus dem Rohr geholt, klebt sie auch nicht an der Backform, sondern lässt sich mühelos stürzen. Aber von diesem Augenblick an verhält sie sich sehr unterschiedlich! Einmal verbleibt sie in ihrer schönen, zylindrischen Form, ein anderes Mal senkt sie sich trichterförmig, und zwar so heftig, dass sie in der Mitte nur mehr zwei Zentimeter hoch ist. Letzteres tut sie immer dann, wenn sie für einen speziellen Anlass bestimmt ist, wenn Gäste kommen, Geburtstag gefeiert werden soll oder irgendeine höhere Festivität angesagt ist.
    Die Sache ist die: Ich habe da ein Tortenrezept. Als »Linseders Nusstorte« ist sie im Kochbuch ausgewiesen. 8 Eier, 11 dag Nüsse, 15 dag Zucker und 5 dag Brösel braucht man für die Köstlichkeit und die Zubereitung des Teiges ist einfach. Blitzschnell geht das.
    Backe ich sie aber bloß aus Jux und Tollerei, etwa weil mir meine Schwester gerade Nüsse geschenkt hat, denkt sie gar nicht ans Einsinken. So schön wie aus dem Rohr geholt, erkaltet sie auch, bleibt flaumig und zart. Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum sie derart infam reagiert. Aber ich werde sie redend überlisten. »Du«, werde ich zu ihr beim nächsten Mal sagen, »wir feiern heute gar nichts! Wir haben keinen Anlass für dich! Fall ruhig in dich zusammen! Damit machst du mir keinen Kummer! Und die Leute, die heute zu uns kommen, die sind ganz versessen auf speckige

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