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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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neue Interessen zu entwickeln.
    Aber weit gefehlt! Kaum im Ruhestand, fand Herr M. ein passendes Gebiet, um seine gigantische, durch nichts beeinträchtigte Dynamik voll auszutoben: Frau M.s Haushalt!
    Er beschloss, diesen »auf Vordermann« und in Frau M.s Arbeit »System« zu bringen. Und da war viel zu tun! Allein bei der Wäsche etwa.
    Mit 20 Prozent weniger Pulver, als Frau M. in die Trommel zu tun pflegte – das testete Herr M. an Leintüchern – ist ein genauso perfektes Weißer-als-weiß-Ergebnis zu erzielen. Und wenn man Herrenhemden auf die von Herrn M. entwickelte Art an die Wäscheleine hängt, erspart das pro Hemd drei Minuten Bügelzeit.
    Das Kochen reformierte Herr M. auch. Er bestand darauf, dass Frau M. sechs Liter Gemüsesuppe kochte. Einen halben Liter zum alsbaldigen Verzehr, den Rest zum Einfrieren. Mit der Stoppuhr bewies er, dass es zeitintensiver ist, zwölfmal einen halben Liter zu kochen als einmal sechs Liter. So hatte Herr M. auf allen Gebieten des Haushalts gute Ideen, die er genauso vehement durchzusetzen versuchte wie vor der Pensionierung Anordnungen an Untergebene.
    Vor zwei Wochen wollte er Frau M. animieren, jeden Freitag fünf Supermärkte abzufahren, um aus deren Sonderangeboten den Wochenbedarf heimzubringen. Da drohte Frau M. mit Scheidung.
Wer suchet ...
    »Wer suchet, der findet!« ist ein guter Rat, wenn es um ein spezielles Pullimodell geht, um ein Urlaubsquartier exakt nach Wunsch oder um einen preiswerten Gebrauchtwagen. Aber bereits wenn es um Schwammerln geht, funktioniert das Suche-finde-Prinzip nimmer; das weiß ich aus Erfahrung, denn auf den Flecken Waldboden, wo ich intensiv suche und nichts finde, findet ein anderer, ohne viel zu suchen, ein Körberl voll!
    Und wenn es um einen Partner fürs Leben oder auch nur für ein paar Jahre geht, ist Suchen schon gar kein Weg zum Finden. Das gilt für Männer wie für Frauen, aber für Frauen leider noch ein bisserl mehr. Des »suchenden Mannes« erbarmen sich wenigstens Frauen, deren mütterlicher Instinkt übermäßig ausgeprägt ist, weil ein »suchender« Mann meistens als hilfloses, von schlechten Erfahrungen erschüttertes und bitter enttäuschtes Wesen auftritt. Und das rührt manch Frauenherz!
    Aber Männerherzen sind nicht leicht zu rühren: Erkennt ein Mann, dass eine Frau »auf Suche« ist, wird er abweisend. In Liebessachen ist es eben nicht wie bei Konsumartikeln, wo mehr Werbung bessere Verkaufschancen garantiert und Anpreisen Erfolg bringt. Ich kenne etliche Frauen, die jahrelang intensiv »auf Suche« waren, aber kein männliches Wesen ließ sich von ihnen »finden«.
    Dann hatten sie die Sucherei satt und beschlossen, dass ein Leben als Single auch recht schön sein kann. Hernach dauerte es nicht mehr lang, bis sie von einem Mann »gefunden« wurden. In einem Fall war der Finder sogar genau der Mann, den die Frau ein Jahr lang davon hatte überzeugen wollen, dass sie die optimale Partnerin für ihn sei. Aber solange sie ihm das gezeigt hatte, war er »nicht interessiert«. Erst als er nimmer Objekt ihrer Begierde war, wurde sie Objekt der seinen.
    Vernünftig ist es freilich nicht, angebotene Zuneigung abzulehnen und lieber hinter verweigerter her zu sein. Dass es unvernünftig ist, sieht man ja daran, dass sich sehr oft ein mühsam »selbst gewählter Partner«, endlich errungen, als völlig unbrauchbar zum Miteinander-Leben erweist. Aber in der Liebe geht es wie beim Schwammerlsuchen zu. Kein Mann will Schwammerl sein, jeder Schwammerlsucher, und die raren Schwammerln sind die begehrtesten.
    Etwa die Trüffel! Auch wenn die gar nicht so erlesen schmeckt, wie immer behauptet wird, gilt sie einfach ob ihrer Seltenheit als Nonplusultra-Gaumenfreude. Würden Trüffeln wie Brennnesseln den Zaun entlang wachsen und im Winde raunen: »Pflück mich!« – keiner würde viel Geld für sie zahlen. Womit ich natürlich nicht sagen will, dass alle Männer »Trüffelschweine« sind.
Armer Herr Meier!
    Ob Frau Meier als »doppelbelastet« oder »dreifachbelastet« anzusehen ist, darüber lässt sich streiten. Kommt drauf an, ob man zum Aufgabenbereich »Haushalt und Kinder« auch teilweise Versorgung und Pflege eines depressiven Vaters und einer kränklichen Schwiegermutter rechnet oder diese Altenbetreuung als »Drittbelastung« sieht. Jedenfalls ist Frau Meier reichlich »ausgelastet«. Aber die Frau ist stabil, kräftig, vital und positiv denkend, die schafft das, um die muss man sich keine Sorgen machen! Um Herrn

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