Eine Frau sein ist kein Sport
»In-Person« ist, bekannt war.
Da ich, in Lokalen sitzend, immer sehr heftig an dem interessiert bin, was an Nachbartischen gesprochen wird, lauschte ich dem Gespräch der zwei jungen Herren wesentlich aufmerksamer als dem Redefluß meines eigenen Tischherrn.
Zuerst drehte sich ihr Gespräch um allerlei gehobene und gesunkene In-Probleme. Dann ging die Beisltür auf, und eine junge Dame kam herein. Die junge Dame war mir auch ein bisschen bekannt.
Die junge Dame schaute sich um, winkte dem mir bekannten Herrn am Nachbartisch zu, und der mir bekannte Herr winkte zurück.
Und während sich die junge Dame durch das vollbesetzte Lokal den Weg zum Nachbartisch bahnte, sagte der mir bekannte junge Herr, voll Besitzerstolz, zu seinem Tischkumpan: »Na, was sagst? Ist sie nicht ein geiles Gerät?«
Der Tischkumpan stieß einen kurzen, zustimmenden Pfiff aus. Zu weiterem Kommentar kam er nicht mehr, denn die junge Dame war schon beim Tisch angelangt.
Galant erhoben sich beide Herren, warteten, bis die junge Dame Platz genommen hatte, setzten sich wieder, und der mir bekannte junge Herr hauchte der jungen Dame, dem »geilen Gerät«, einen sanften, innigen, dezenten Kuß auf die Wange.
Da Wien ein Nest ist, in dem jeder von jedem alles erfahren kann, wenn er ein bisschen herumfragt, erfuhr ich noch am gleichen Abend, dass die junge Dame den jungen Herrn, der sie bei seinen Freunden als »geiles Gerät« einführt, in ein paar Wochen ehelichen wird.
O du Hölle, sagte ich mir. Vor so einem Chauvi, vor so einem Macho, vor so einem fiesen Stück sollte man die junge Dame eigentlich warnen. So eine Ehe muss ja schieflaufen.
Doch dann fielen mir, dank meiner Lebenserfahrung, alle Herren ein, die ich schon so hübsch irre gespalten durchs Leben gehen sah.
Sie haben eine Diktion für die Kumpel und eine fürs traute Heim. In der »Bruderschaft« reden sie von »geilen Geräten«, daheim fragen sie: »Hasi, soll ich Geschirr trocknen?«
Außer Haus tun sie, als hätte man ihnen die Ehe aufgezwungen. Zu Hause weinen sie Rotz und Wasser, wenn die Ehefrau die Scheidung will.
Schön ist das nicht. Doch anscheinend lässt es sich auch mit solchen Herren leben. Sonst gäbe es ja dreimal soviel Scheidungen bei uns als statistisch erwiesen.
4. Küchengemurmel
Der Fluch des Topflappens
Dass kleine Ursachen große Wirkungen haben können, wurde mir neulich an einem unauffindbaren Topflappen klar.
Weil mir dieser fehlte, als ich den Topf mit den überbrühten Mandeln vom Feuer ziehen wollte, ergriff ich den Topfhenkel mit schutzlosen Fingern und zog mir am Zeigefinger und am Mittelfinger der rechten Hand je eine Brandblase zu.
Da man mit derart lädierten Fingern ziemlich ungeschickt hantiert, gelang es mir nur wenig später nicht, das scharfe Messer aus dem »Alleszerkleinerer«, mit dem ich die Mandeln zertrümmert hatte, sach- und fachgerecht zu entfernen.
Ich fügte mir am Daumen und am Ringfinger der rechten Hand zwei kleine, aber tiefe Schnittwunden zu.
Mit vier hansaplastverklebten Fingern eine Tortenform auszubuttern ist nicht jedermanns Sache. So holte ich ein transparentes Plastikding aus der Kredenz, in welchem man angeblich – ich hatte es noch nie ausprobiert – Kuchen, auch ohne zu fetten oder zu bröseln, backen kann, und füllte meine schaumige Mandelmasse ein.
Nach vierzig Minuten Backzeit stellte sich heraus, dass meine Mandeltorte zwar prächtig hochgegangen, aber nicht willens war, die transparente Plastikform zu verlassen.
Ich rüttelte verbittert, stocherte, klopfte und stürzte die klebende Angelegenheit ziemlich lange, bis ich endlich vier große und zwei kleine Kuchenbrocken auf dem Kuchengitter hatte, kratzte dann noch mit einer Spachtel den am Kuchenformboden festsitzenden Rest ab und schleuderte die »Wunderform« in die Abwasch.
Fluchend und leicht hektisch rührte ich sodann eine braune Buttercreme an und versuchte, meine diversen Kuchenbrocken mit der Creme wieder auf eine zylindrische Fasson zusammenzuleimen, was mir auch halbwegs gelang.
Als ich das gekittete Ding jedoch vom Kuchengitter auf die Tortenplatte heben wollte, packte ich – sei es wegen der Pflasterfinger, sei es wegen dem Frust in mir – zu unsensibel zu und hielt plötzlich eine Riesenportion cremigen Kuchenmatsch in den Händen, der diesen auch noch entfiel und zu Boden platschte und schließlich von mir, unter Zuhilfenahme von Schaufel und Besen, in den Mistkübel befördert wurde.
Woraus also ziemlich klar zu ersehen
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