Eine Frau zum Heiraten
sich abgeschlossene Bereiche unterteilt war. Als Alex den kleinsten Garten betrachtete, in dem eine Schaukel stand und der Rasen niedergetreten war, lächelte er bedauernd.
In seinem Garten gab es ebenfalls eine Stelle, an der der Rasen so zertrampelt war. Als Alex im vergangenen Herbst angekündigt hatte, er werde die Schaukel entfernen und neuen Rasen säen lassen, hatten seine Geschwister heftig protestiert. Natürlich war das Haus jetzt für ihn allein viel zu groß. Ich sollte es verkaufen, überlegte er.
Claire, die immer noch im Korridor wartete, errötete, als Irene wieder begann: “Claire, ich dachte, du würdest ihm Sallys altes Zimmer geben …”
“Ich … ich fand es nicht so passend. Die Ausstattung hat einen so femininen Touch.” In Wirklichkeit wollte Claire Sally nicht damit konfrontieren, dass jemand in ihrem alten Zimmer wohnte, wenn diese aus den Flitterwochen zurückkehrte. Claire wollte ihr das Gefühl vermitteln, dass dies immer ihr Zuhause sein würde und sie jederzeit in ihr früheres Zimmer zurückkehren konnte. Allerdings glaubte sie nicht, dass Sally es je tun würde, und sie wünschte es sich auch nicht. Sallys Platz war jetzt bei ihrem Mann.
“Aber dass du aus deinem Schlafzimmer ausgezogen bist …”, fuhr Irene fort.
“Es ist nicht mein Zimmer”, widersprach Claire. “Es war Johns Zimmer. Unser Zimmer”, verbesserte sie sich schnell, als sie Alex auf sich zukommen sah. Wie hätte sie Irene oder irgendjemand anders auch erklären sollen, wie leer ihr das Bett nach Johns Tod erschienen war und dass es ihr lieber war, in dem kleineren, aber wesentlich gemütlicheren Gästezimmer zu schlafen, das sie nun bewohnte?
In dem Gästezimmer zu schlafen war für sie gar nicht so ungewohnt gewesen. Während ihrer Ehe mit John war sie nämlich nachts manchmal aufgewacht und hatte nicht wieder einschlafen können. Um John nicht zu wecken, war sie dann aufgestanden und ins Gästezimmer gegangen.
“Also, was meinen Sie, Alex?”, erkundigte sich Irene, und es war offensichtlich, dass sie die Antwort bereits kannte.
“Ich bin sicher, dass ich mich hier sehr wohlfühlen werde”, verkündete Alex, bevor er sich an Claire wandte. “Wir hatten ja noch keine Gelegenheit, über das Finanzielle zu sprechen. Sind Sie damit einverstanden, wenn ich später noch einmal vorbeikomme, damit wir es nachholen können? Sagen wir, heute Abend?”
“Heute Abend? Das ist leider nicht möglich. Ich gehe weg.”
“Du gehst weg?”, fragte Irene überrascht. “Wohin? Mit wem?”
Claire war bereits auf der Treppe, und als sie unten ankamen, erschien Hannah in der Eingangshalle. Offenbar hatte sie Irenes Frage gehört, denn sie lächelte Claire verschmitzt an. “Mit einem Mann wohl kaum. Es sei denn, du hast uns etwas vorgespielt.”
“In der Schule ist heute Elternabend”, erklärte Claire.
“Aber sie können doch nicht erwarten, dass du daran teilnimmst”, bemerkte Irene. “Schließlich bist du dort ehrenamtlich tätig.”
“Sie erwarten es auch gar nicht”, entgegnete Claire, diesmal sehr viel entschiedener.
Alex vermutete, dass sie sehr entschlossen, ja fast aggressiv auftreten konnte, wenn sie jemanden in Schutz nahm – sei es ein Kind oder einen Erwachsenen.
“Trotzdem möchte ich daran teilnehmen. Es tut mir leid”, entschuldigte sie sich bei ihm. “Vielleicht klappt es morgen Abend.”
Allmählich machte sich bei Alex der Jetlag bemerkbar, und außerdem musste er noch zum Lager fahren, um mit Tim zu sprechen. Allerdings wollte er erst später damit anfangen, sich genauer mit den Problemen auseinanderzusetzen, die der Vertrieb und Verkauf in Großbritannien mit sich brachten. Er hatte natürlich gemerkt, wie nervös Tim in seiner Gegenwart war, und glaubte auch den Grund dafür zu kennen. Alle hatten Angst davor, entlassen zu werden. Wäre er selbst verheiratet gewesen und hätte von ihm abhängige Kinder gehabt, hätte er auch Angst davor, arbeitslos zu werden.
“Du solltest heiraten”, hatte seine Schwester Laura ihm am letzten Thanksgiving Day vorgehalten. Sie und die anderen hatten wirklich ihr Bestes getan, um eine passende Frau für ihn zu finden. Er ertappte sich dabei, wie er sich fragte, was sie von Claire halten würden. Doch dann riss er sich zusammen, denn ihm war klar, dass derartige Überlegungen ganz untypisch für ihn waren. Es war Claires vielschichtige, widersprüchliche Persönlichkeit, die ihn so faszinierte, das war alles.
“Wow, das nenne ich einen
Weitere Kostenlose Bücher