Eine fremde Welt 3 - Fiona
drückt aber unbewusst die Schultern durch. Dafür hat sie meinen
Respekt und sie antwortet mir: »Ja, hätte ich gerne, aber scheinbar
schauen die Männer nur auf das Äußere. Und auf solch einen kann ich
verzichten.« Ich nicke ihr zu, um sie dann aber zu erlösen und sie
anzulächeln.
»Sei mir nicht böse, ich wollte wissen, wie du in einer unangenehmen
Situation reagierst.« »Falsch, du wolltest dich amüsieren«, kontert sie
scharf zurück. »Stimmt auch wieder. Frieden? Komm, ich zeige dir die
Klinik.«
Ich mag sie, wer hätte das gedacht und sie wird auch tatsächlich die erste
Praktikantin sein. Aber ihr Doktorvater werde ich nicht. Das muss
Thomas übernehmen und der wird sich auch ihr Bein ansehen. Wenn
jemand noch etwas richten kann, dann er.
Es stimmt also, was man über ihn sagt. Er ist fürchterlich direkt und das,
ohne die geringste Miene zu verziehen. Dass er so ungehobelt ist und
mich auf mein Bein anspricht. – Die wenigsten würden das tun. Das, und
dann noch, ob ich mit Männern ausgehe. Mit vielem hab ich gerechnet,
aber damit nicht. Er hat keine Frage über meinen Ausbildungsstand,
meine Vorstellungen, einfach nichts gefragt und jetzt laufe ich neben ihm
her. Er passt seine Schritte wie selbstverständlich meinen an. Ich schaue
mir dieses wundervolle Krankenhaus an. Eigentlich sieht es nicht wie
eine Klinik aus eher wie ein Hotel oder ein gemütliches Wohnhaus.
Mutter würde hiervon träumen, um nur ein Mal in so einem Ambiente
Urlaub zu machen.
Er klopft kurz an einem Zimmer an und marschiert hinein. »Hallo
Thomas, ich möchte dir Alannah vorstellen, unsere neue Praktikantin,
und ach ja, du wirst ihr Doktorvater sein. Außerdem schaust du dir
später ihr Bein an.«
Wie in Trance schau ich ihn an. Ein Lächeln, ich hab nur verstanden,
neue Praktikantin. Er nimmt mich, ohne mich irgendetwas Medizinisches
zu fragen, einfach so? Thomas schaut ebenfalls etwas irritiert und blickt
fragend zu Jonathan.
»Ich führe Alannah noch etwas herum und bringe sie zum
Vierzehn-Uhr-Meeting mit. Dann reden wir, in Ordnung, Thomas?«
Dieser nickt nur, immer noch etwas sehr konfus, da geht es ihm nicht
besser als mir.
Jonathan führt mich noch weiter umher, zeigt mir ein leeres
Patientenzimmer bzw. Gästezimmer. Diese sind toll, mit eigener Terrasse
und Blick auf den See und einem eigenen Bad. Er erklärt mir nebenher
was er von mir erwartet. »Ich erwarte vollen Einsatz von dir, meine
Klinik, meine Regeln. Die werden eingehalten, in den Meetings werden
neue Ideen zusammen besprochen und erörtert. Es werden keine
Alleingänge gemacht, verstanden? Als Praktikantin sowieso nicht. Du
wirst dir hier eine Uni in der Nähe suchen müssen. Ein Hotel für die
nächsten Tage hab ich dir gebucht. Rose, meine Sekretärin, sucht gerade
ein annehmbares und bezahlbares Zimmer für dich. Was in Genf nicht
so einfach ist. Die Bezahlung richtet sich nach den normalen Sätzen. Bist
du einverstanden? Ich zahle dir zusätzlich zu den großen Feiertagen wie
Weihnachten und Ostern einen Flug nach Hause. Thomas ist streng, er
wird gute Noten erwarten, aber ich vermute, dass das bei dir
selbstverständlich ist. Den Pool kannst du morgens von fünf bis sieben
benutzen und abends ab neunzehn Uhr. Im See schwimmen ist für alle
erlaubt. Die Küche kocht auch für unsere Angestellten, du wirst dich da
sehr schnell einfinden. Die wichtigsten Personen lernst du später kennen.
Nach dem Meeting fährt Mike dich in dein Hotel. Dort kannst du dich
einrichten. Ich erwarte dich morgen früh um neun zur Arbeit. Und
Alannah, ich erwarte von dir absolutes Stillschweigen, was hier in der
Klinik abgeht, wer hier Gast ist und wer nicht. Ich lass dich das
unterschreiben, und wenn mir zu Ohren kommen sollte, dass du das
nicht einhältst, fliegst du, und zwar auf der Stelle.«
Ich bin überwältigt, kann nur nicken.
Nachdem mir Jonathan alles gezeigt hat, führt er mich zurück ins
Sekretariat zu Rose, um sie zu bitten, mich bei der Anmeldung zur Uni
und den Formalitäten, was Aufenthaltsgenehmigung und
Studienberechtigung und so weiter angeht, zu unterstützen. Hier werden
keine halben Sachen gemacht, sondern alles geht Schlag auf Schlag. Es ist
schon gefühlt eine Sekunde später vierzehn Uhr und Rose bringt mich
zum Meetingsaal. Jetzt werde ich dann doch etwas aufgeregt. Jonathan
stellt mich ganz kurz vor, um mich dann aufzufordern, etwas über mich,
meinen
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