Eine fremde Welt 3 - Fiona
Morgen oder den Tag über so
geschehen ist, kurz zu sprechen. Ob es noch Fragen gibt oder du noch
etwas hinzufügen möchtest oder vielleicht trinken wir einfach eine Tasse
Kaffee oder Tee zusammen, was hältst du davon? Danach ist dein Tag
auch schon vorbei. Den Rest der Woche machen wir genau gleich, nur
die Untersuchungen, wie am Montag, fallen weg. Was meinst du, ist das
für dich in Ordnung, Fiona?« Wie ich erwartet habe, nickt sie.
»Ich würde dir gerne für morgen eine kleine Hausaufgabe geben, Fiona.
Du musst sie nicht machen, aber vielleicht kannst du dir etwas dazu
überlegen.« Sie schaut mich fragend an.
»Schreibst du mir bis morgen auf, was du für Gefühle bezüglich der
Kerle hast, wenn du an diese denkst? Nicht mehr, nur deine Gefühle im
Bezug auf sie.« Sie wird unruhig.
»Ruhig, Fiona. Wenn du das nicht kannst, lass es, mach langsam, aber
probier es, lass den Gedanken daran, wenn du alleine bist, zu. Ich lass
dich jetzt wieder alleine, wünsche dir einen ruhigen Sonntag, geh
spazieren und lauf noch an den See.«
Montag
Ich bin gespannt, wie sich Fiona heute macht. Ob sie schon bereit ist für
die Therapie, die Arbeit, die auf sie mit mir zukommt. Ich bin eigentlich
sehr geduldig, aber bei ihr, ich kann es nicht erklären, bei ihr nicht. Was
aber sicher an meiner professionellen Arbeit nichts ändern wird.
Ich klopfe an ihre Zimmertür, um sie abzuholen. »Guten Morgen,
Fiona.« Sie ist schon fertig angezogen. Super! Nicht mehr der
Bademantellook. Ein großer Fortschritt. Den Verband an ihren Händen
werden wir später wechseln.
»Hast du gut gefrühstückt?« Sie nickt. »Bist du bereit? Können wir den
Tag starten?« Wieder nickt sie und steht auf. Ich begleite sie in mein
Therapiezimmer. Das Fenster geht Richtung See, davor habe ich eine
gemütliche Sitzecke stehen. Ich bitte Fiona, darin Platz zu nehmen. Ich
nehme mir den auf dem Tisch liegenden Schreibblock und einen Stift zur
Hand, um das Ganze für sie professionell aussehen zu lassen. Ich werde
nicht viel schreiben, denn hier in diesem Raum wird alles aufgezeichnet.
Nachher schaue ich mir alles in Ruhe an und schreibe mir das Wichtigste
zusammen.
»Fühlst du dich gut hier bei mir in diesem Zimmer, Fiona?«
Sie nickt wieder. »Weißt du, hier drin in diesem Zimmer gelten ein paar
Regeln, keine schlimmen, aber ich wünsche, dass sie eingehalten werden.
Die erste ist, dass nichts, was hier drinnen gesprochen wird, nach
draußen dringt. Mit nach draußen meine ich die anderen Patienten, nicht
Ärzte, wir besprechen alles, was du mir erzählst, mir im Vertrauen
erzählst.
Die zweite und noch viel wichtigere Regel ist, dass hier drin geredet wird,
nicht genickt oder mit den Achseln gezuckt oder sonst irgendetwas mit
Gesten gesagt wird. Hier wird gesprochen, geschrieben, gestammelt oder
gewimmert oder egal was, Fiona.« Ich sage es bewusst etwas strenger,
damit sie merkt, dass ich das ernst meine.
»Hast du über meine kleine Hausaufgabe am Wochenende nachgedacht?«
Sie schaut mich an und sagt: »Ja, hab ich.« »Und willst du mir erzählen,
was du für Gefühle hast, wenn du daran denkst?« Leise kommt: »Angst,
Hass, großer Hass und Wut.«
»Angst, Hass, Wut also. Wovor hast du Angst, wenn du an sie denkst?«
»Dass sie wiederkommen.« »Und in Bezug, als du bei ihnen warst?«
»Dass sie mir wehtun. Ich habe den Jüngsten gehasst und vor ihm hatte
ich am meisten Angst.« »Den Jüngsten?« »Ja, er war«, Tränen laufen ihr
die Wangen hinunter, als sie flüstert, »brutal. Er hat gesagt, dass er
Steven vernichten wird.« In Gedanken schreibe ich mir den Notizzettel
für die Polizei. Sie kennen Steven. »Was an ihm hat dir solche Angst
gemacht, Fiona?« »Seine Augen, sie waren kalt und böse.« »Kannst du
mir beschreiben, wie er ausgesehen hat?« Sie schaut mich wieder an. »Du
gibst diese Informationen an die Polizei weiter, stimmt es?« »Ja, das
mache ich.« Sie atmet tief durch. »Es waren Osteuropäer, blond, blaue
bösartige Augen und er ist durch und durch böse, ungefähr so alt wie
Steven oder Peter«, sie weint, »er hat mir wehgetan.« »Ruhig, Fiona, wir
können aufhören, immer wenn es dir zu viel wird, hören wir sofort auf.
Was ist mit den anderen beiden?« Ich glaube, sie waren Vater und Sohn.
Einer war älter, würde ich sagen. In Vaters Alter und der Mittlere war
sein Sohn. Er hat ihn auch so angesprochen. Namen weiß ich
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