Eine fremde Welt 3 - Fiona
verschwinde!« Immer wieder
schreit sie. Ihre Augen hat sie weit aufgerissen. »Fiona!«, sage ich streng,
laut, bestimmend. »Fiona!« Sie reagiert zum ersten Mal auf meine Stimme
und schaut mich an. Noch mal, aber leiser sage ich: »Fiona, Süße, wach
auf! Erinnerst du dich? Du bist hier, bei mir.« »Jonathan«, flüstert sie. »Ja,
Süße, ich bin es, komm wieder ins Bett. Da draußen ist es doch kalt, ich
wärm dich. Komm, mein Schatz.« Ich locke sie quasi zurück ins Bett. Als
sie zitternd bei mir liegt und ich sie halte, beruhigt sie sich und schläft
kurz danach wieder ein.
Einige Stunden später liege ich wach da und schaue sie an. Sie öffnet die
Augen, erst verunsichert, dann sind sie klar. »Hallo Süße, guten Morgen.«
Sie lächelt, dann sehe ich in ihren Augen, wie sie anfängt zu grübeln. Das
werde ich mal gleich gar nicht zulassen. »Nicht grübeln. Erzähl, was
bedrückt dich, Fio.« Unsicher fängt sie an, die Worte stolpern erst über
ihre Lippen, bis sie sicherer wird. »Hat dir das gefallen mit mir?« Ich
schaue sie an. »Was meinst du?« »Das heute Nacht. Hat es dir gefallen
oder hast du es einfach nur getan, weil ich dich darum gebeten habe? Ich
würde es verstehen. Ich will es nur wissen.« Sie schaut mich unsicher an.
»Fiona, hat es sich für dich so angefühlt, als ob es mir nicht gefallen
hätte? Und wie zum Teufel kommst du denn auf so eine Idee?« »Ich ...«,
stammelt sie. Sie wird rot. »Was, Fiona, erklär es mir.« Beruhigend
streichle sich sie. »Du bist so wie Steven und Peter, ich weiß das.« Sie
atmet tief aus, als sie es gesagt hat. Ruhig schaue ich sie an. Warte ab, bis
sie weiterspricht. »Ich bin die kleine Schwester, aber kleine Schwestern
wissen alles.« Ich muss dann jetzt doch schmunzeln. »Die Spielzimmer,
die weichen Kissen für Beth oder Mia, ich weiß, dass ihr mit Peitschen
oder Gerten ...«, jetzt kommen ihr die Tränen, »zuschlagt, aber ich kann
das nicht aushalten, und ich weiß, dass du das willst und brauchst und ich
...«, sie beginnt zu weinen. Ich streichle sie beruhigend weiter. Ganz leise
murmle ich beruhigende Worte in ihr Ohr: »Süße, das gestern Nacht war
etwas ganz Besonderes und ich fühle mich so geehrt, dass du zu mir
gekommen bist. Zu mir so viel Vertrauen hast, obwohl du anscheinend
weißt, was mir besser gefällt. Ich wollte schon vor einem Jahr mit dir
schlafen, als ich dich das erste Mal im Krankenhaus bei Mia gesehen
habe. Da bist du mir über den Weg gelaufen. Du hast mich, glaube ich,
gar nicht bemerkt. Als ich dich ansprechen wollte, warst du schon wieder
weg, wie ein Schmetterling. Kurze Zeit später hat mich Steven dir
vorgestellt als seine kleine Schwester. Und damit bist du erst mal
unerreichbar geworden für mich. Ich hätte das nicht überlebt, wenn ich
dich angebaggert hätte. Ich habe es innerlich verschoben, aber nicht
abgehakt, ich dachte, in ein paar Jährchen bist du älter und dann könnte
ich dich anrufen.« »Warum älter?« Unverständnis in ihrem Gesicht.
»Naja, der große Bruder hätte dann vielleicht nicht mehr so viel Einfluss
auf dein Privatleben.« Sie lacht und das ist wunderschön. »Das wird sich
nicht ändern, und wenn ich hundert Jahre alt werde. Ich habe darauf
gewartet, dass du mich ansprichst, immer. Gehofft, dass du es tust.« Jetzt
ist es an mir, etwas ungläubig zu schauen. »Ehrlich?« Sie nickt. »Aber
jetzt, alles hat sich verändert, ich habe Angst vor allem. Vor allem vor
mir selbst. Dass ich nicht mehr die Fiona werde, die ich war.« »Süße, das
wirst du auch nicht mehr. Du wirst eine viel stärkere Fiona werden, aber
eine, auf die du stolz sein kannst. Eine, die nichts so schnell aus der Bahn
wirft. Du wirst eine Fiona sein, die den Kerlen in die Augen sehen kann,
sagen kann, seht her, ich bin hier. Ihr habt es nicht geschafft, mich
fertigzumachen. Süße, du bist das doch schon, sonst wärst du nach nicht
mal ein paar Wochen, die du jetzt hier bist, nicht bei mir hier im Bett und
hättest Sex gehabt. Du lässt die Kerle nicht gewinnen. Die Albträume,
die werden da sein, ja sie werden noch lange Bestandteil deines Lebens
sein. Aber du hast mich und ich lass dich nicht mehr aus meinem Bett.
Egal, was Steven und Peter sagen und außerdem wissen sie es im
Moment ja gar nicht. Aber Fiona, du hast Familie, die dich unterstützt,
die dir helfen. Du darfst sie nicht draußen stehen lassen. Sie machen sich
Sorgen, so große Sorgen um
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