Eine fremde Welt 3 - Fiona
mitgeteilt, dass er ein Studium nicht
finanziert, dass es nicht richtig ist, Flausen im Kopf zu haben, und so zu
tun, als ob ich was Besseres wäre. Das schlimmste Verbrechen ist, dass
ich mit Verwandten des Chefs rummache, das würde ihn bei den
restlichen Angestellten in einem schlechten Licht darstellen. Ich müsste
auch an die Familie denken und dürfe nicht eingensinnig sein. Außerdem
sei Emely noch so jung, dass das Ganze eh keine Sache auf Dauer sei.«
»Bist du der Meinung, dass dein Vater recht hat?« »Nein. Ich liebe Emely,
aber wenn meine Familie darunter leidet, ist es auch nicht richtig, und ein
Studium kann ich alleine nicht stemmen.« »Hast du schon mal was von
einem BA-Studium gehört?« »Nein.« Interessiert schaut Milan mich an.
»In Deutschland werden solche Studiengänge angeboten. Es bedeutet,
man macht im Prinzip eine praktische Ausbildung, kombiniert mit einem
Studium. Der Vorteil ist, die Studenten bekommen jeden Monat etwas
Geld. Der Nachteil ist, es ist äußerst anstrengend.« Milan hört
aufmerksam zu und fragt nach: »Das können auch ausländische
Studenten in Deutschland machen?« »Ja, alles, was du benötigst, ist ein
Betrieb, der dir das ermöglicht, und eventuell einen Boss, der dir
finanziell noch zusätzlich unter die Arme greift. Wenn du ihm zum
Beispiel vertraglich zusichern würdest, dass du nach dem Studium für
weitere fünf Jahre bei ihm arbeitest, dann vermute ich, findest du sehr
bald eine Firma.«
»Könnten Sie mir behilflich sein, Herr Miller? Ich ... Ja, es stimmt, ich
möchte studieren, auch bin ich gut. Ich lerne sehr schnell und arbeiten,
das kann ich auch. Ich würde mich anstrengen und in Deutschland ist es
doch nett. Naja, das Wetter ist nicht so, aber sonst soll es dort doch sehr
schön sein. Ich kann auch die Sprache ganz gut und habe keinerlei
Bedenken, dass ich da nicht mithalten könnte.« »Also abgemacht, Milan?«
Verwundert schaut er mich an. »Du hast es noch nicht kapiert, oder?«
Ich grinse ihn an. »Peter wird dir in den nächsten Jahren die Hölle auf
Erden bereiten.« »Herr Mantello?« »Ja, genau der, du wirst sein
BA-Student sein. Um die Wohnung kümmere ich mich und den Vertrag
unterschreibst du morgen Nachmittag. Sagen wir um drei bei mir im
Büro? Ich gehe mal davon aus, dass du ein betriebswirtschaftliches
Studium anstrebst, die Richtung kannst du ja noch wählen.« Milan steht
völlig geschockt vor mir. Deshalb rede ich auch gleich weiter. »Wenn du
es mit Emely ernst meinst und sie lieb hast, also von Genf nach
München ist es nicht wirklich weit. Jetzt lauf schon los und geh zu ihr
und versöhne dich mit Emely, sie hat die ganze Nacht geheult und hat
rote verquollene Augen.« Er reicht mir die Hand. »Danke, Herr Miller,
vielen Dank für diese Chance, ich werde Sie nicht enttäuschen. Meinen
Vater allerdings schon. Ich werde morgen Mittag im Büro sein, egal, was
auch in der Zwischenzeit passiert.« Er dreht sich um. »Milan!« »Ja?«
»Vergiss die Kondome nicht!« Mit rotem Gesicht läuft er in Richtung
Gutshaus. Ich nehme den Ausbildungsvertrag und zerreiße ihn. Dann
telefoniere ich mit Peter, um ihn auf seinen neuen Mitarbeiter
vorzubereiten. Wie ich erwartet habe, ist er im ersten Moment nicht sehr
begeistert. Allerdings, als ich ihm sage, wer der Kandidat ist, und den
Namen Milan fallen lasse, ist er beruhigt. »Sag das doch gleich, Milan ist
mehr als in Ordnung. Vor allem ist er kein Kind mehr, sondern schon ein
Mann. Bis nächste Woche und grüße mir die Damen des Hauses.«
15. Milan und Emely
Völlig außer Atem komme ich am Gutshaus an. Mama Lou öffnet mir
die Türe, prima! Ihr Gesicht spricht Bände. »Was willst du, Milan?« »Ist
Emely da? Bitte, Mama Lou, ich möchte es wieder gutmachen, lass mich
zu ihr, ja?« Sie öffnet nach ein paar Sekunden, in denen sie mich
genauestens mustert, die Tür einen Spalt weiter auf. »Sie ist oben in
ihrem Zimmer. Lass es mich nicht bereuen, dass ich dich hoch gelassen
habe.« »Danke, Mama Lou.« Ich schlüpfe an ihr vorbei und renne quasi
die Treppe nach oben, in der Hoffnung niemanden zu treffen. Das
Glück ist auf meiner Seite. Allerdings vor Emelys Tür werde ich dann
doch etwas nervös. Ich klopfe an und gleichzeitig rufe ich leise nach ihr.
»Emely, ich bin es, Milan, darf ich hereinkommen? Bitte, Emely, lass
mich rein, ich möchte mit dir reden mich ...« Ich komme nicht weiter.
Die Tür öffnet sich und
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