Eine fremde Welt 3 - Fiona
wo ich wieder da bin, gibt es schon wieder Ärger. Ich halt das nicht mehr
aus, Jonathan. Ich hab doch nichts gemacht!« Mir kommen die Tränen,
die ich aber schnell wegwische, damit niemand etwas bemerkt. »In zehn
Minuten bin ich in etwa da. Setz dich in deine Klasse und warte auf
mich.«
Ich kann es nicht fassen, war oder ist Schule immer so? Für Emely ist
ihre Schulkarriere an dieser Schule jedenfalls beendet. So schnell es
erlaubt ist und vielleicht auch etwas schneller fahre ich an die Schule.
Gehe direkt ins Direktorat, an der Sekretärin, die mich aufhalten will,
vorbei und melde mich persönlich beim Direktor an bzw. Emely ab.
»Direktor Kuritsch. Ich melde hiermit meine Tochter Emely an dieser
Schule ab. Und ich möchte Ihnen raten, trauen Sie sich nicht, mir eine
Rechnung über das Schulgeld für den letzten Monat zu schicken. Diese
wandert in den Müll!« »Herr McGregor.
Bitte verstehen Sie mich doch. Die Familien der beiden sind einfach
sozial anders gestellt als Emely. Sie schwimmen in Geld und müssen
nicht arbeiten. Weder ihre Väter noch ihre Kinder und die Kindeskinder
werden das ebenfalls nicht tun müssen.« »Verstehe ich Sie richtig, Herr
Kuritsch, Sie sind der Meinung, dass Emely, dadurch, dass ich als ihr
Vater arbeite, nicht so viel Geld besitzt und dadurch standesgemäß
weiter unter in der Hierarchie dieser Welt steht? Meinen Sie das in etwa
so?« Wenigstens wird er bei meinen Worten rot. »Wissen Sie, wegen
Menschen wie Ihnen, mit Ihrem verqueren Denken gibt es diese
Unterschiede überhaupt. Kein Mensch hat das Recht, sich besser als der
andere zu fühlen, keiner! Ich bin jetzt eigentlich überaus glücklich, dass
dies passiert ist und ich Emely von der Schule nehmen kann. Ich habe
nicht aufgepasst, in welche Gesellschaft ich sie in Obhut gebe. Dieser
Fehler wird mir nicht mehr passieren. Auf Nimmerwiedersehen,
Direktor Kuritsch. Ach ja, hier meine Visitenkarte. In welchem
Klassenzimmer finde ich Emely?« »Zimmer 4, den Gang runter, links«,
kommt vom Direktor.
Ich fasse es nicht. Noch beim Hinauslaufen schüttle ich den Kopf. Vor
dem Klassenzimmer mache ich mir nicht mal die Mühe, anzuklopfen,
sondern gehe direkt hinein. »Emely! Kommst du bitte?« Sie steht auf und
packt ihre Schulsachen zusammen und läuft zu mir. »Sie sind ihre
Lehrerin?« »Ja, Herr McGregor. Emely ist einfach immer dort, wo es
Ärger gibt.« »Halten Sie Ihren Mund!« Erschrocken schaut sie mich an.
»Sie sollten sich geradezu schämen, Sie sind eine hundsmiserable
Lehrerin und Menschenkennerin. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der
Klasse. Und zu euch.« Ich wende mich an die Klasse: »Emely, mit der ihr
in den letzten Monaten prima ausgekommen seid, ist jetzt weg. Sie wird
nicht mehr an diese Schule zurückkommen. Was meint ihr, wen sich die
zwei Damen als nächstes Opfer aussuchen werden?« Mit diesen Worten
drehe ich mich um und schließe die Klassenzimmertür. »Komm, Emely,
raus aus diesem Laden, das ist ja nicht auszuhalten.«
Im Rektorat nimmt sich Herr Kuritsch die Visitenkarte und schaut sie
genauer an. Dann gibt er den vollständigen Namen, der darauf steht, im
Internet ein. Nachdem er kurz darübergelesen hat, stöhnt er auf und
kann es nicht fassen. »Meine Güte, wie erkläre ich das dem Vorstand?«
Schweren Herzens nimmt er ein Papier aus der Schublade heraus und
schreibt seine Kündigung. Steckt diese in einen Umschlag, und bringt ihn
seiner Sekretärin. Danach packt er seine Sachen zusammen und verlässt,
vorbei an seiner geschockten Sekretärin, die Schule.
»Tja, Em, wir werden uns was Neues suchen müssen. Ich habe dich
abgemeldet.« »Danke«, kommt erleichtert von ihr. »Ich möchte das
Wochenende mit Fiona alleine verbringen. Würde es dir etwas
ausmachen, bis Montag zu Mia und Katy zu fahren?« Sie dreht sich zu
mir um und strahlt: »Nach Deutschland, München?« Ich muss lachen.
»Ja, Em, zu Milan.« »Gerne, und die Schule?« »Vor dem nächsten Monat,
also die kommenden zwei Wochen, wirst du erst mal zu Hause bleiben.
Ich werde die Schule dieses Mal genauer anschauen, bevor ich dich
dorthin schicke. Also abgemacht, kann ich Mia anrufen?« »Aber gerne!«
Am Nachmittag gehe ich zu Paul. Therapiestunde. Ich mag diese Stunde
mit Paul. Er versteht mich, verstellt sich nicht und mit ihm kann ich gut
reden. Aber heute bin ich nervös. Nicht wegen der Schule, sondern weil
ich was von ihm wissen will, haben
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