Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
Vom Netzwerk:
machte den Besenschrank auf und zeigte auf zwei Spielbretter: Candy Land und ein Leiterspiel. Sie waren an der Innenseite der Tür befestigt. Schon seit einer Ewigkeit hingen sie dort. »Hier ist das beste Beispiel für unsere zurückgesetzte Entwicklung, Jill. Wir spielen das Spiel jetzt – wie lange schon?«, fragte sie Tom.
    »Seit ich vor fünfzehn Jahren hierhergezogen bin«, sagte Tom. »Du musst wissen, Jill, ich hatte kein Geld. Lisa hatte Mitleid mit mir und hat mich durchgefüttert. Im Gegenzug habe ich mir ihre Geschichten über die Kerle angehört, die bei ihr bessere Chancen hatten als ich. Ich hatte Schwierigkeiten, Lisas Verehrer auseinanderzuhalten. Also hat sie ihre alten Spiele hervorgekramt, um mir die Sache zu veranschaulichen. Ich bin eben eher visuell veranlagt.«
    »Sollen wir die Spiele auf den neuesten Stand bringen, Tom Cat? Das hier ist Ranger Mark.« Sie zog das aus einem Foto ausgeschnittene und mit einem Klebestreifen auf dem Spielbrett befestigte Gesicht ab und brachte es an der Ziellinie von Candy Land wieder an. »Mark hat in diesem Sommer die volle Punktzahl bekommen. Gestern hat übrigens Dan angerufen. Ein Feld weiter also.« Sie nahm ein anderes Gesicht vom Startfeld und zog mit ihm einen Schritt weiter.
    Ein anderes Gesicht aus dem Spielfeld klebte sie an die Seite. »Das hier ist Randy. Er hat all seinen Freunden erzählt, dass er im vergangenen Frühling mit mir im Bett war. Er ist raus. Und Jack hat letzte Woche im Whirlpool meine Schultern massiert. Er hat ganz wunderbare Hände. Ein Feld weiter also. Und hier bist du, Tom. Du bist noch nicht mal über die Startlinie gekommen.« Sie ließ auch Cody an der Startlinie stehen – die Sache behielt sie lieber für sich.
    Sie wusste, wie sie ihre Rolle zu spielen hatte. Sie wusste, wie sie locker und leicht klang, wie sie den Eindruck erweckte, dass ihr Liebesleben voller großartiger Möglichkeiten war. Doch das war es nicht. Nicht einer der Männer auf dem Spielbrett war annähernd perfekt.
    Tom ging zur anderen Schranktür. Er machte nie Fotos von den Frauen in seinem Leben. Das hätte seiner Ansicht nach bei Frauen nur das Gefühl erweckt, eine zunehmend wichtige und dauerhafte Position einzunehmen, die er ihnen nicht versprechen konnte. Also war sein Leiterspiel mit Gesichtern gespickt, die er Magazinen entnommen hatte – bis auf Lisa, von der er ein Foto besaß. Diese Platzhalter repräsentierten die echten Frauen in seinem Leben. Für gewöhnlich hatten sie denselben Vornamen wie die Stars, aber manchmal nahm er auch einen Promi, der der echten Frau ähnlich sah. Zudem hatte er ein Bett aus einem Werbeprospekt ausgeschnitten und es an die Ziellinie geklebt. Sein Spielbrett sprach Bände, wie viele Frauen es in seinem Leben gab. Und es zeigte seine mangelnde Fähigkeit, echte Beziehungen einzugehen und Nähe zuzulassen. Lisa hoffte, dass Jill das Spielbrett als den vernichtenden Beweis ansah, der es war.
    Tom löste eines der Gesichter und klebte es weiter oben wieder auf die Leiter. »Jen will meine Familie kennenlernen.« Er nahm ein weiteres Bild und klebte es ebenfalls auf eine höhere Stufe. »Jane will wissen, wie es mit uns weitergeht, und Angie hat mir gesagt, ich würde gut aussehen.« Er zog mit dem Bild von Angelina Jolie ein Feld weiter. »Sarahs bescheuerter Exfreund hat gedroht, mir in den Arsch zu treten, wenn er mich noch einmal in ihrer Nähe sieht.« Er zog mit einem anderen Bild weiter. »Und ein Mädchen mit großen Brüsten, das ich gestern in der Bar getroffen habe, hat heute Nacht mit mir geschlafen.« Er klebte eine der Pamela Andersons von der Startlinie auf das Bett und das ausgeschnittene Bild von einem Bierglas daneben. »Linda. Oder Tracy. Stacy. Nein, Tracy. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Tracy hieß.«
    »Grundgütiger, Tom Cat«, sagte Lisa. »Du bist so ein Woma nizer! Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jill nicht nur eine hervorragende Krankenschwester, sondern außerdem noch in der Lage ist, jeglichen Ausschlag an deinen Genitalien zu identifizieren, den du dir dieses Jahr holst. Noch etwas, das für sie spricht.«
    Jill rieb sich die Stirn. »O nein …«
    Lisa schloss den Schrank, froh darüber, sich ihr Spielbrett nicht mehr ansehen zu müssen. Sie wollte keine Fragen mehr dazu beantworten. Vielleicht würde sie es eines Tages einfach stillschweigend abnehmen und verschwinden lassen.
    »Also gut, ich bin dann mal weg«, sagte Tom. »Jill, es war mir ein Vergnügen. Wir sehen

Weitere Kostenlose Bücher