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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Pulverschnee«, erinnerte Tom sie.
    »In spätestens sechs Monaten hole ich dich hier raus«, korrigierte sich Lisa. »In der Zwischenzeit kann ich dir Laken und Decken ausleihen.« Sie betrachtete die Matratze und verzog das Gesicht. »Ich habe auch einen Heizlüfter.«
    »Danke«, sagte Jill und folgte Lisa zurück ins Haus.
    Eine Stunde später kehrten sie mit drei Müllsäcken voller Dinge zurück, die Jill gebrauchen und Lisa entbehren konnte. Lisa half ihr, das Bett zu machen, und Jill war so müde, dass sie gleich unter die Decke schlüpfte.
    Lisa legte sich auf die andere Seite des Bettes und rollte sich auf die Seite, um sie ansehen zu können. »Jilly, willst du über irgendetwas reden? Ich meine, ich will nicht neugierig sein, aber du liegst mir am Herzen, und ich mache mir Sorgen. Ich wollte dir nur sagen, dass ich da bin, wenn du reden möchtest.«
    Jill stiegen Tränen in die Augen, doch sie hielt sie zurück. Sacht schüttelte sie den Kopf. »Danke.«
    »Du kannst ruhig vor mir weinen. Du musst nicht immer den Anschein geben, als wäre alles in Ordnung. Ich glaube, es ist völlig normal, dass die Gefühle durcheinanderwirbeln und man in solch einer Situation sentimental wird.«
    Jill nickte.
    »Also denk dran, ich bin da«, sagte sie noch einmal und verließ das Zimmer.
    Jill starrte in den Deckenspiegel. Sie sah eine hintergangene Ehefrau Mitte dreißig, die auf einer durchgelegenen Matratze in einem schäbigen Zimmer lag.
    Sie rief sich den Tag ins Gedächtnis, als David ihr gesagt hatte, er habe eine Überraschung für sie. Er hatte ihr die Augen verbunden, sie zum Auto geführt und ihr beim Einsteigen geholfen. Jill hatte den Eindruck gehabt, er wäre unzählige Male abgebogen, ehe sie endlich am Ziel angekommen waren. Sie war sich nicht sicher gewesen, ob er sie absichtlich hatte verwirren wollen oder ob der Weg zu ihrem Ziel tatsächlich so lang gewesen war.
    Schließlich hielt er an, öffnete die Beifahrertür und reichte Jill die Hand. Sie spürte, dass sie den gepflasterten Weg verlie ßen und sie bei jedem ihrer vorsichtigen Schritte in dichtes Gras einsank. Er fragte: »Bist du bereit?«, und nahm ihr die Augenbinde ab.
    Sie stand vor dem Backsteinhaus, das sie in der Woche zuvor besichtigt hatten. Von allen Häusern, die sie gesehen hatten, hatte Jill dieses am besten gefallen.
    »Wir haben es gekriegt!«, sagte David. Sie sprang ihm in die Arme, und er wirbelte sie herum.
    Einige Jahre lang waren sie sehr glücklich in dem Haus gewesen. Ihr fiel das winzige Bad ein und wie sie sich jedes Mal fast hatten stapeln müssen, wenn sie sich die Zähne geputzt hat ten. Ihr hatte gefallen, wie die Enge des Hauses sie zusammen brachte. Beinahe jeden Morgen hatten sie gemeinsam geduscht. Er hatte ihr das Haar gewaschen, und sie hatte es genossen. Anschließend hatte sie sich mit einer Hand das Haar getrocknet und die andere auf seinen Rücken oder seine Hüfte gelegt, während er sich rasiert hatte. Sie hatte ihn einfach gern berührt.
    Jill hatte das Haus von dem Moment an, als sie in ihr Märchenhaus umgezogen waren, vermisst. Sie hatte die eng stehen den Wände vermisst, die sie hatten zusammenrücken lassen.
    Zurück im Zwinger betrachtete Jill sich im Spiegel und fragte sich, was David in all den Nächten, die sie miteinander geschlafen hatten, gesehen oder nicht gesehen hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, den Rest ihres Lebens ohne Liebe zu verbringen, doch sie konnte sich genauso wenig vorstellen, andere Männer zu treffen und eine neue Beziehung einzugehen. Was für einen Sinn hatte das? Wenn David sie aufs Abstellgleis geschoben hatte, würden auch die anderen Männer sie irgendwann ausrangieren. Wenn er die Beziehung zu ihr nach all der Zeit nicht für wert befand, aufrechtzuerhalten, wer würde das dann tun?
    Mitten in der Nacht schreckte sie aus einem Traum auf. Ihr Baby war im Krankenhaus verschwunden, und sie hatte vergebens nach ihm gesucht … Obwohl sie hellwach war, hatte die Panik sie noch immer fest im Griff. Sie stand auf. In einem Spaziergang sah sie die einzige Möglichkeit, sich zu beruhigen und wieder klar denken zu können.
    Sie ging ins Stadtzentrum. In der Feuerwache neben dem Rathaus parkte gerade ein Rettungswagen rückwärts ein. Jill überquerte die Straße und wartete darauf, dass der Fahrer ausstieg.
    »Sie sind Mike, habe ich recht?«, fragte sie.
    Der Mann nickte.
    »Ich bin Jill. Ich habe gestern mit Tom zusammen auf dem Berg Rettungsdienst gehabt, als Sie

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