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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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dass er ihr das Herz gebrochen hatte. Doch diesen Grund nannte sie ihm wohlweislich nicht.
    »Ich fühle mich, als wäre ich endlich nach Hause gekommen. Ich würde es am liebsten von den Dächern schreien«, sagte Tom. »Es fühlt sich an wie das wichtigste Ereignis, das mir je widerfahren ist. Es ist schwer für mich, nicht darüber zu reden.«
    »Aber wirst du es versuchen? Mir zuliebe?«, fragte sie.
    »Ich würde alles für dich tun«, sagte er und beugte sich zu ihr hinab, um sie zu küssen.
    »Danke, Baby. Dass wir uns nur alle drei Tage sehen können, ist nicht schlimm – du weißt ja, was man sagt: Die Liebe wächst mit der Enthaltsamkeit.«
    »Das habe ich noch nie gehört!«, erwiderte er lachend.
    »Nicht?« Sie lachte ebenfalls. »Ich denke, wir werden mit dieser Heimlichtuerei eine Menge Spaß haben. Ach, da fällt mir noch eine Redewendung ein: Verbotene Früchte schmecken am süßesten.«
    »Das hast du dir gerade ausgedacht.«
    »Ich schwöre, dass es das gibt«, erwiderte sie und hob die Hand, als würde sie einen Schwur leisten wollen. »Wenn ich mit dir zusammen bin und wir schweigen, habe ich das Gefühl, die Wahrheit zu kennen. Doch wenn wir darüber reden, schwin det der Sinn der Wörter, und ich fange an, an der Wahrheit zu zweifeln.«
    Und zu Lisas Überraschung sagte Tom kein Wort, sondern küsste sie nur.

 
    21. Kapitel
    Schneebericht für den 18. Februar
    Aktuelle Temperatur: –4,4°C, Höchstwert: –2,8 °C um 14 Uhr, Tiefstwert: –5,6 °C um 4 Uhr.
    Bewölkt mit vereinzelten Schneeschauern. Wind aus Süd mit 16 km / h.
    262 cm am Berg, 282 cm auf dem Gipfel; weniger als ein halber Zentimeter Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 46 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
    I rgendetwas war anders. Cassie konnte es nicht benennen, aber irgendetwas hatte sich eindeutig verändert. Nach außen hin schien alles beim Alten zu sein. Sie saß noch immer an ihrem Platz und beobachtete die anderen Kinder. Sie dachte über all das nach, was sie nicht wussten, all die Dinge, die sie selbst im vergangenen Jahr gelernt hatte. Sean Harlson warf mit Radier gummistückchen nach Renee Van Hoof. Offensichtlich mochte er sie. Irgendwann sah Renee zu ihm und zeigte ihm hinter ihrem Rücken, wo die Lehrerin es nicht sehen konnte, den Mittelfinger. Cassie bemerkte das alles und dachte, wie vollkommen unzivilisiert die Menschen ihres Alters waren. Sie fühlte sich älter, reifer als die anderen, doch das war es nicht, was anders war. Schon das ganze neue Jahr über hatte sie sich so gefühlt.
    Nein, es hatte sich etwas anderes verändert. Sie empfand etwas Neues. Eine gewisse Leichtigkeit. Ihr Körper verlangte danach, Ski zu fahren.
    Sie saß im Unterricht und träumte davon, auf der Piste dahinzugleiten. Seit ihre Mutter die schlimme Diagnose bekommen hatte, hatte sie nicht mehr vom Skifahren geträumt. Als ihr das klar wurde, meldete sich augenblicklich ihr schlechtes Gewissen, weil sie das Leben genoss, während ihre Mutter es nicht mehr konnte. Aber dann wurde ihr bewusst, dass ihre Mutter nicht gewollt hätte, dass sie nie wieder Ski fuhr und ihr Leben lang trauerte. Ihre Mutter hätte gewollt, dass sie wieder auf der Piste war.
    An der Tafel zeigte die Lehrerin, wie man Multiplikationen und Divisionen anwandte, um gleichwertige Brüche zu erhalten. Cassie war sich nicht sicher, wozu man das brauchte. Den ersten Teil hatte sie verpasst. Anscheinend hatte sich nichts daran geändert, dass sie sich während des Unterrichts ab und zu geistig abmeldete.
    Die Glocke läutete zur Mittagspause, und die Lehrerin forderte sie auf, sich in einer Reihe aufzustellen. Auf ihrem Weg zum Pausenhof schnappte sich Cassie ein Springseil. Es war nicht so, dass sie besonders gern Seil sprang, sie wirkte dann einfach nur beschäftigt. Es war etwas, das sie allein tun konnte. Wenn sie Seil sprang, bat niemand sie, irgendwo mitzuspielen. Und sie glaubte, dass es ein gutes Konditionstraining fürs Skifahren war. Sie suchte sich eine Stelle im überfüllten überdachten Bereich und fing an zu hüpfen. Dabei beobachtete sie die anderen Kinder. Sie wirkten alle so aufgeweckt und glücklich. Das hatte sich nicht verändert. Doch Cassie war nicht länger wütend auf sie, weil sie so waren. Das hatte sich geändert.
    Und sie war in der Lage, die ganze Pause hindurch Seil zu springen, ohne müde zu werden oder die Lust daran zu verlieren. Das war auch anders.
    Nach zehn Minuten erklang eine weitere Glocke. Die Kinder stellten sich

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