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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Seite von dem Lieferwagen ge sehen - Cook County Animal Control. Ich war mir sicher, dass Marjorie darüber Bescheid weiß. Sie sind gegen elf gekommen, und die junge Frau von nebenan« - sie ruckte mit dem Kopf in Richtung der Picheas -, »Chrissie, so heißt sie, Chrissie Pichea, war dort und hat sie hineingelassen.« »Chrissie Pichea?«, echote ich blöd.
    »Aber ja. Sie kommt oft zu Besuch.« Mrs. Tertz lächelte leicht. »Ich glaube, sie meint es gut mit den Alten. Ich habe nichts dagegen, auch wenn mein Mann und ich uns bestens um unsere Angelegenheiten kümmern können. Ihn macht es wütend, wissen Sie, dass wir in den Augen mancher Leute plötzlich hilflos geworden sein sollen, bloß weil unsere Uhren ein bisschen länger gelaufen sind. Deshalb sage ich es ihm meistens nicht, wenn sie da war. Aber ich weiß, dass sie bestimmt nicht ohne die Absicht, Hattie zu helfen, in ihr Haus gegangen wäre, deshalb hab ich mich wieder an meine Arbeit gemacht.« Ich starrte sie an, hörte kaum etwas von ihrem Monolog. Chrissie Pichea hatte die Leute von Animal Control ins Haus gelassen? Woher hatte sie die Schlüssel? Zu diesem Zeitpunkt war diese Frage allerdings schon belanglos. Sie und Todd hatten mich einfach ausgetrickst. Sie hatten sich vergewissert, dass ich nicht da war, und dann Mrs. Frizells Hunde vom County abholen lassen.
    Ich ließ Mrs. Tertz mitten im Satz stehen und trampelte etliche Zinnien um, als ich durch den Garten der Picheas rannte. Mein Finger bebte, als ich auf die polierte Messingklingel drückte. Todd Pichea kam an die Tür.
    »Ach, Sie sind's.« Die Spur eines dreckigen Grinsens spielte um seinen Mund, aber er sah ein bisschen unbehaglich aus, die Fäuste fest in den Leinenhosen geballt.
    »Ja, ich bin's. Neun Stunden zu spät, aber trotzdem auf der Spur. Wie haben Sie und Ihre Frau einen Schlüssel zu Mrs. Frizells Haustür bekommen? Und wer hat Ihnen das Recht gegeben, ihre Hunde vom County abholen zu lassen?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Es geht mich etwas an, seit Sie neulich abends bei uns aufgetaucht sind. Wie haben Sie sich den Schlüssel beschafft?«
    »Genau wie Sie: Er lag im Wohnzimmer herum, und ich habe mich bedient. Und ich habe in diesem Haus mehr Rechte als Sie. Viel mehr Rechte.« Er schaukelte auf den Fußballen und versuchte, einschüchternd auszusehen.
    Ich trat vor, nicht zurück, die Nase nur Zentimeter von seiner entfernt. »Sie haben nicht das mindeste Recht, etwas zu unternehmen, Pichea. Ich rufe das County an und dann die Polizei. Meinetwegen sind Sie Anwalt, aber die nehmen Sie trotzdem mit Freuden wegen Einbruchs fest.«
    Das dreckige Grinsen wurde deutlich. »Tun Sie das, Warshawski. Gehen Sie nach Hause und tun Sie das, oder noch besser, kommen Sie herein. Ich möchte liebend gern sehen, dass Sie wie ein begossener Pudel dastehen. Ich möchte Sie aus der ersten Reihe sehen, wenn die Cops kommen.«
    Chrissie tauchte hinter ihm auf, in hautengen Jeans, die ihre strammen Schenkel vorzeigten. »Was ist denn, Todd? Oh, die Wichtigtuerin von nebenan. Hast du ihr gesagt, dass du zum Vormund eingesetzt worden bist?«
    »Vormund?« Meine Stimme stieg eine halbe Oktave. »Wer war so geistesgestört, Sie zu Mrs. Frizells Vormund zu bestellen?«
    »Ich habe am Dienstagmorgen den Sohn angerufen. Er war froh, dass sich ein kompetenter Anwalt um seine Mutter kümmert. Sie ist nicht in der Lage, ihre Angelegenheiten in Ordnung zu halten, und wir -«
    »Ihr Verstand ist völlig in Ordnung. Bloß weil sie lieber in einer anderen Welt lebt als in Yuppieville -«
    Er schnitt mir seinerseits das Wort ab. »Das Gericht ist anderer Meinung. Wir hatten gestern eine Anhörung mit dem Notdienst. Und die Leute vom Notdienst waren auch der Meinung, dass die Hunde eine Bedrohung für Mrs. Frizells Gesundheit darstellen. Falls sie je wieder zu Hause leben kann.«
    Der Impuls, ihm ins Gesicht zu schlagen, war so stark, dass ich die Faust erst knapp davor zurückzog.
    »Sehr schlau, Warshawski. Ich weiß nicht, was für Kontakte Sie zur Polizei haben, aber ich glaube nicht, dass die Sie vor einer Anzeige wegen Tätlichkeit bewahren könnten.« Er war ein bisschen bleich, atmete schwer, hatte sich aber im Griff.
    Ich drehte mich wortlos um. Ich war geschlagen. Ich hatte nicht vor, das noch schlimmer zu machen, indem ich leere Sprüche klopfte.
    »Noch einen schönen Abend, Warshawski.« Todds spöttische Stimme folgte mir den Gehweg entlang.
    Wie hatte er das hingekriegt? Ich hatte nur eine ganz

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