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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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sind. Wir haben einfach ... unsere Interessensphären überschneiden sich, das ist alles.« Die Wendung, die aus einem alten Kurs in politischer Geschichte stammte, machte mir mehr Spaß als Freeman, der nichts mehr sagte.
    Nach einem langen Schweigen preschte ich vor. »Weißt du, ich habe nachgedacht. Über dich und Crawford, Mead, meine ich. Ich muss mich einfach fragen, ob die Kanzlei in Drexels glorreicher Zeit damit angefangen hat, Fusionen und Firmenaufkäufe zu bearbeiten. Mir ist eingefallen, dass du bei dem Konzert gesagt hast, die Kanzlei mache Geschäfte, die dir nicht gefallen - ich glaube nicht, dass du an Bord geblieben wärst, wenn es etwas ganz Unmoralisches gewesen wäre, zum Beispiel das Decken von Geldwäschern. Aber Fusionen - viele Kanzleien haben festgestellt, dass dabei der Schwanz mit dem Hund wackelt. Weil Peter Felitti Dicks Schwiegervater ist, könntest du gedacht haben, dass es bei dieser Transaktion einen Interessenkonflikt gegeben hat.« Freeman stieß eine Art Lachen aus. »Inzwischen sollte ich wissen, dass ich in deinem Beisein besser nichts sage, wovon ich nicht will, dass es später vor Gericht gegen mich verwendet wird. Ist dir diese Theorie ganz allein eingefallen? Oder hast du mit jemandem geredet?«
    »Ich habe nachgedacht. Du weißt doch, damit verdiene ich mein Geld. Ein Großteil meiner Arbeit besteht darin herauszukriegen, warum Leute das tun, was sie tun. Diamond Head trägt eine riesige Schuldenlast - das klingt nach faulen Geldgeschäften. Dick ist dort im Vorstand. Das klingt, als ob du das wüsstest und das Gefühl gehabt hättest, ich fühle ihm zu stark auf den Zahn.«
    »Vic, ich spreche trotzdem nicht mit dir über die Geschäfte der Kanzlei. Du könntest recht haben - du könntest aber auch nur auf den Busch klopfen wollen. Das ist a lles, was ich dir darüber sa gen kann - außer dass es mir leidtut, dass ich dich gestern falsch eingeschätzt habe -, aber eins ist todsicher: Es wäre mir lieber, wenn du an etwas anderem als Diamond Head arbeiten würdest. Jetzt muss ich gehen; ein Freund wartet auf mich.« »Da ist noch was«, sagte ich schnell, ehe er auflegen konnte. »Ich brauche wirklich jemanden, der den Fabrikleiter bei Diamond Head dazu bringt, mit mir zu sprechen. Er mauert seit zwei Wochen. Deshalb wollte ich die Namen der Direktoren wissen - ich habe gedacht, vielleicht kenne ich einen.«
    »Du kennst einen, Vic. Du kennst Richard Yarborough. Ich sage dir immer wieder, dass du Dick falsch einschätzt. Vielleicht reagiert er ja, wenn du es über dich bringst, ihn nett darum zu bitten.« Es klickte in meinem Hörer.
    Es war eine entlegene Möglichkeit gewesen, dass Freeman mir, bestürzt darüber, dass er mir unrecht getan hatte, zu einem Gespräch mit Chamfers verhalf. Dazu hätte er allerdings vorgeben müssen, er sei noch bei Crawford, Mead, und für solche Tricks war er zu skrupulös.
    »Außerdem bildet harte Arbeit den Charakter«, sagte ich laut.
    Bevor ich wegfuhr, rief ich Lotty an. Sie wohnte noch bei Max, wollte aber am nächsten Tag wieder in die Praxis gehen. Ich fragte sie, ob sie mit der Polizei gesprochen habe. »Ja. Sergeant Rawlings war gestern Nachmittag hier. Sie wissen nichts, aber er schien zu glauben, dass du ihre Ermittlungen behinderst - so hat er sich ausgedrückt. Vic ...« Sie machte eine Pause und suchte nach Worten. »Wenn du der Polizei irgendetwas vorenthältst, sag es ihnen, bitte. Ich kann nicht Auto fahren, ohne dauernd über die Schulter zu schauen, solange die Männer, die mich zusammengeschlagen haben, nicht gefasst sind.«
    Meine Schultern sackten nach unten. »Ich habe der Polizei von dem Kerl erzählt, der gedroht hat, mich beschatten zu lassen, aber sie glauben, er ist sauber. Ich weiß nicht, was ich sonst noch tun könnte, außer mit meiner Ermittlung weiterzumachen.«
    »Es kommt darauf an, was du nicht gesagt hast. Ich beobachte dich schon seit Jahren bei der Arbeit, und ich weiß, dass du oft etwas zurückhältst - vielleicht den Schlüssel zum Ganzen, vielleicht nur eine Kleinigkeit, die ihnen dieselben Schlussfolgerungen erlauben würden wie dir.«
    Ihre Stimme, der die übliche frische Vitalität fehlte, war deprimierender als ihre Worte. Ich versuchte, mich an meine Gespräche mit Conrad Rawlings und Terry Finchley zu erinnern. Ich hatte ihnen nichts von dem Mann gesagt, der sich als Mitch Krugers Sohn ausgegeben und Mitchs Papiere bei Mrs. Polter abgeholt hatte. Vielleicht sollte ich das tun. Ich konnte

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