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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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hinaufführte. Es war, als würde er schon seit ewigen Zeiten hier wohnen.
    Carmen hämmerte das Herz in der Brust. Sie hatte keine Ahnung, wo sie waren und was ihr bevorstand. In ihrer Tasche konnte sie den Apfel spüren.
    Ohne anzuklopfen stieß ihr Vater die Tür auf. »Da sind wir!«, rief er.
    Carmen ertappte sich dabei, dass sie den Atem anhielt. Wer sollte denn hier sein?
    Schon nach wenigen Sekunden trat eine Frau ins Zimmer, zusammen mit einem Mädchen, das etwa in Carmens Alter war. Carmen war völlig verdutzt und stand stocksteif da, während zuerst die Frau und dann das Mädchen sie umarmten. Gleich nach ihnen kam auch noch ein hoch gewachsener junger Mann dazu, den Carmen auf ungefähr achtzehn schätzte. Er war blond und breit gebaut, wie ein Sportler. Sie war heilfroh, dass er sie nicht auch noch umarmte.
    »Lydia, Krista, Paul, das ist Carmen, meine Tochter«, sagte ihr Vater. Aus seinem Mund hörte sich ihr Name seltsam an. Er nannte sie immer Baby oder Süße und sagte niemals Carmen zu ihr. Sie führte das darauf zurück, dass es sich um den Namen ihrer puerto-ricanischen Großmutter handelte, und Carmen senior hatte ihm nach der Scheidung einige gehässige Briefe geschrieben. Die Mutter ihres Vaters war tot. Sie hatte
Mary geheißen.
    Alle sahen sie lächelnd und erwartungsvoll an. Sie hatte keine Ahnung, was sie tun oder sagen sollte.
    »Carmen, das ist Lydia.« Pause, Pause, Pause. »Meine Verlobte. Und Krista und Paul, ihre Kinder.«
    Carmen schloss die Augen und machte sie wieder auf. Vom gedämpften Licht der Lampen im Zimmer sah sie helle Punkte vor sich durch die Luft schweben. »Wann hast du dir denn eine Verlobte zugelegt?«, fragte sie fast flüsternd. Ihr war klar, dass es sich um keine sehr höfliche Formulierung handelte.
    Ihr Vater lachte. »Am vierundzwanzigsten April, um es ganz genau zu sagen«, erklärte er ihr. »Mitte Mai bin ich hier eingezogen.«
    »Und ihr wollt heiraten?« Sie wusste selbst, dass sie damit etwas unglaublich Dummes sagte.
    »Im August«, sagte ihr Vater. »Am neunzehnten.«
    »Ach«, sagte sie.
    »Ganz schön erstaunlich, was?«, fragte er.
    »Erstaunlich«, echote sie mit schwacher Stimme, aber ihr Tonfall war ganz anders als seiner.
    Lydia fasste sie an der Hand. Carmen hatte das Gefühl, dass diese Hand nicht mehr zu ihrem Körper gehörte.
    »Carmen, wir freuen uns ja so, dich diesen Sommer bei uns zu haben. Willst du nicht hereinkommen und ein bisschen entspannen? Möchtest du etwas trinken, eine Limonade oder eine Tasse Tee? Albert zeigt dir dein Zimmer, damit du dich eingewöhnen kannst.«
    Albert? Wer um alles in der Welt nannte ihren Vater Albert? Und was sollte das mit dem Eingewöhnen? Was machte sie hier in diesem Haus? Hier würde sie doch nicht ihren Sommer verbringen.
    »Carmen?«, sagte ihr Vater. »Limo? Tee?«
    Carmen drehte sich mit weit aufgerissenen Augen zu ihm um und bekam gar nicht so ganz mit, was er sagte. Sie nickte.
    »Was denn nun? Beides?«, hakte ihr Vater nach.
    Sie sah sich in der Küche um. Geräte aus Edelstahl, wie reiche Leute sie hatten. Auf dem Fußboden lag ein Perserteppich. Wer legte sich einen Perserteppich in die Küche? An der Decke war ein altmodischer Ventilator im Stil der Südstaaten. Er drehte sich langsam rundum. Sie hörte den Regen ans Fenster prasseln.
    »Carmen? Carmen?« Ihr Vater konnte seine Ungeduld nur mühsam verbergen.
    »Verzeihung«, murmelte sie. Ihr wurde bewusst, dass Lydia sprungbereit am Schrank stand und auf ihre Bestellung wartete. »Für mich nichts. Aber würdest du mir bitte sagen, wo ich meine Sachen hinräumen kann?«
    Ihr Vater verzog schmerzlich das Gesicht. Sah er, wie groß ihr Kummer war? Nahm er das wahr? Doch dann verschwand dieser Ausdruck wieder. »Ja. Komm mit. Ich zeig dir dein Zimmer und bring dir dann auch gleich den Koffer hoch.«
    Sie folgte ihm über eine mit Teppichen ausgelegte Treppe. Dann führte der Weg an drei Schlafzimmern vorbei zu einem nach hinten zum Garten gelegenen Zimmer mit einem dicken, pfirsichfarbenen Teppich, antiken Möbeln und zwei Schachteln Kleenex-Tüchern in Acryl-Boxen - eine auf der Frisierkommode und eine auf dem Nachttisch. Hier gab es sehr wohl Vorhänge und eine Tagesdecke über dem Bett. Und sie hätte eine
Milliarde Dollar darauf gewettet, dass mindestens ein Päckchen Backhefe unten im Kühlschrank lag. »Das ist das Gästezimmer?«, fragte sie.
    »Ja«, antwortete ihr Vater, ohne zu verstehen, was sie damit meinte. »Gewöhn dich

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