Eine für vier 01 - Eine für vier
war. Carmen hätte das als Zeichen gesehen, aber Carmen hielt immer Ausschau nach irgendwelchen Zeichen. Bridget machte das nie.
»Du bist jetzt an der Columbia-Universität?«, fragte sie und ließ ihr Unbehagen auf dem Weg hinter ihnen zurück.
»Ja.«
»Gefällt’s dir dort?«
»Es ist eine merkwürdige Uni für Sportler«, sagte er. »Auf Sport wird dort nicht gerade sonderlich viel Wert gelegt.«
»Stimmt.«
»Aber sie haben ein tolles Fußball-Programm und der akademische Standard ist logischerweise hoch. Darauf war meine Mutter scharf.«
»Macht ja auch Sinn«, sagte Bridget. Sein Profil sah unheimlich nett aus.
Er beschleunigte jetzt das Tempo. Das nahm sie als Herausforderung. Es machte ihr immer Spaß, gefordert zu werden.
Mit einem Blick zurück stellte sie fest, dass die Gruppe sehr viel kleiner geworden war. Sie hielt Meter um Meter mit ihm Schritt. Sie liebte es, die Anspannung in ihren Muskeln zu spüren und das Glücksgefühl, das sich mit zunehmender Erschöpfung einstellte.
»Wie alt bist du?«, fragte er sie klipp und klar.
Sie hatte gehofft, dieses Thema geschickt umgehen zu können. Sie wusste, dass sie zu den jüngsten Mädchen im Camp gehörte. »Sechzehn«, sagte sie. Das wurde sie ja auch bald. Und aufrunden war doch kein Verbrechen, oder? »Und du?«
»Neunzehn«, sagte er.
Das war kein so riesengroßer Unterschied. Vor allem dann nicht, wenn sie sechzehn war.
»Machst du dir schon Gedanken, an welches College du gehen möchtest?«, fragte er.
»Vielleicht an die University of Virginia«, sagte sie. In Wirklichkeit hatte sie noch gar keine Ahnung. Aber der Trainer von der UVA hatte Bridgets Highschool-Trainer gegenüber schon eine Bemerkung über sie gemacht. Bridget wusste, dass sie sich ums College keine großen Sorgen machen musste, auch wenn ihre Noten nicht so überragend waren.
»Eine klasse Uni«, sagte er.
Jetzt legte sie an Tempo zu. Sie fühlte sich gut, und die Aufregung darüber, Eric so nahe zu sein, verlieh ihren Muskeln zusätzliche Energie. Sie liefen in einem großen Bogen zurück und beendeten ihren Lauf am Strand.
»Du nimmst das Laufen offenbar ganz schön ernst«, sagte Eric.
Sie lachte. »Ich bin seit Monaten nicht mehr gelaufen.« Und damit beschleunigte sie so sehr, dass sie fast schon einen Sprint einlegte. Der Rest der Gruppe war weit zurückgeblieben. Sie war neugierig, ob Eric sein vorgegebenes Tempo beibehalten oder es über Bord werfen würde, um mit ihr mitzuhalten.
Sein Ellbogen streifte ihren. »Wer als Erster ankommt!«
Sie sprinteten die letzte halbe Meile zum Strand. Durch Bridgets Adern floss so viel Adrenalin, dass sie die Strecke hätte fliegen können.
Sie ließ sich in den Sand plumpsen.
Auch erließ sich fallen. »Ich glaube, wir haben einen Rekord aufgestellt«, sagte er.
Bridget breitete glücklich die Arme aus. »Ich war schon immer sehr zielstrebig.« Sie wälzte sich herum, bis sie rundum mit Sand bedeckt war und aussah wie ein zuckerbestreuter Krapfen. Eric sah ihr lachend zu.
Der Rest der Gruppe würde in ein paar Minuten eintreffen. Bridget stand auf und streifte ihre Schuhe und die Socken ab. Sie sah ihn unverwandt an, als sie die Shorts auszog und ihr Bikini-Unterteil zum Vorschein kam. Dann zog sie sich das Gummiband aus dem Haar. Gelbe Strähnen klebten ihr an den schweißbedeckten Schultern und dem Rücken.
Er wandte den Blick ab.
»Komm, gehen wir schwimmen«, sagte sie.
Sein Gesicht war jetzt ernst. Er rührte sich nicht.
Bridget wartete nicht auf ihn. Sie watete einige Meter ins Wasser und tauchte dann unter. Als sie wieder hochkam, sah sie, dass er sein durchgeschwitztes T-Shirt abgelegt hatte. Sie versuchte erst gar nicht, so zu tun, als würde sie ihn nicht anstarren.
Eric tauchte ins Wasser ein, ganz so, wie sie es erhofft hatte. Er schwamm unter Wasser an ihr vorbei und kam einige Meter vor ihr hoch.
Ohne jeden Grund reckte Bridget die Arme in die Luft. Sie hüpfte im Wasser auf und ab, konnte ihre Energie nicht mehr im Zaum halten. »Hier ist der schönste Ort der Welt!«
Er lachte wieder. Seine ernste Miene war verschwunden.
Sie tauchte unter die Wasseroberfläche und ließ sich zum sandigen Grund absinken. Langsam glitt sie an Erics Füßen vorbei. Ohne vorher darüber nachzudenken, streckte sie die Hand aus und berührte seinen Knöchel mit ihrem Finger, so leicht wie ein Drückerfisch.
Wenn das Leben dir eine Zitrone reicht,
dann sag: »O ja! Ich mag Zitronen.
Und was hast du sonst noch so
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