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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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nachgesehen, um deine Eltern zu benachrichtigen, und ich hab es an mich genommen. Hier, bitte schön.« Sie warf es aufs Bett.
    Bailey riss es an sich und schaute hinein, zählte die Geldscheine. »Ich glaube, ich hatte mehr als vier Dollar.«
    »Ich glaube, das hattest du nicht.«
    »Weil du’s geklaut hast.«
    Tibby schüttelte fassungslos den Kopf. »Soll das ein Witz sein? Glaubst du ernsthaft, ich würde dir dein Geld stehlen und dann den ganzen Weg hierher kommen, um dein schäbiges kleines Portmonee abzuliefem? Was sollte man denn zurückgeben, wenn nicht das Geld? Dein Horoskop? Eine große Katastrophe abwenden, weil du womöglich dein Sternbild vergessen hast?«
    Bailey sah sie überrascht an.
    Tibby kam sich mies vor. Vielleicht hatte sie’s übertrieben.
    Aber Bailey gab nicht klein bei. »Und was für bedeutende Sachen trägst du in deinem Portmonee mit dir herum? Einen Führerschein für dein Fahrrad? Einen Mitarbeiter-Ausweis von Wallman’s ?« Sie sprach »Wallman’s« mit mehr Verachtung aus, als selbst Tibby zu Wege gebracht hätte.
    Tibby zwinkerte verdutzt. »Wie alt bist du? Zehn? Wo hast du gelernt, so boshaft zu sein?«
    Bailey zog zornig die Augenbrauen zusammen. »Ich bin zwölf.«
    Jetzt kam sich Tibby noch mieser vor. Sie hatte es immer gehasst, wenn man sie für jünger hielt, als sie war, nur weil sie klein und dünn war und eine flache Brust hatte.
    »Wie alt bist du denn?«, wollte Bailey wissen. In ihren Augen funkelte der Kampfgeist. »Dreizehn?«
    »Bailey! Es wird Zeit für deine Medizin«, rief Baileys Mutter die Treppe hoch. »Soll deine Freundin sie dir bringen?«
    Tibby sah sich um. War etwa sie mit der »Freundin« gemeint?
    »Klar«, rief Bailey zurück. Sie machte ein amüsiertes Gesicht. »Das macht dir doch nichts aus?«
    Tibby schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. So wie du dich für einen Gefallen revanchierst.« Sie stapfte die Treppe wieder hinunter und fragte sich, was um alles in der Welt sie hier machte.
    Mrs Graffman reichte ihr ein großes Glas Orangensaft und einen kleinen Papierbecher voller Tabletten. »Alles in Ordnung da oben?«, fragte sie.
    »Äh, ich glaub schon«, sagte Tibby.
    Mrs Graffman sah Tibby forschend ins Gesicht. »Bailey stellt andere Menschen gern auf die Probe«, erklärte sie ohne einen ersichtlichen Grund.
    »Tibby stellt andere Menschen gern auf die Probe.« Es war richtig unheimlich. Wie oft hatte sie ihre Mutter haargenau dasselbe sagen hören?
    »Das liegt bestimmt an ihrer Krankheit.«
    »Welche Krankheit?« Diese Frage rutschte Tibby heraus, bevor sie darüber nachgedacht hatte.
    Mrs Graffman wirkte überrascht, dass Tibby das nicht wusste. »Sie hat Leukämie.«
    Das klang so, als gäbe Mrs Graffman sich alle Mühe, sachlich und nüchtern zu sprechen. Als hätte sie dieses Wort schon tausendmal gesagt, sodass es ihr keine Angst mehr machte. Aber Tibby konnte ihr ansehen, dass die Angst sehr wohl da war.
    Ein Gefühl wie bei einem Sturz aus großer Höhe überkam sie. Mrs Graffmann sah sie so gespannt an, als könnte Tibby etwas sagen, was wirklich eine Rolle spielte. »Das tut mir aber Leid«, murmelte sie steif.
    Tibby zwang sich dazu, die Treppe wieder hinaufzugehen. In dem suchenden Blick der Mutter eines kranken Kindes lag etwas unendlich Trauriges.
    An Baileys Tür hielt sie an und schwenkte den Orangensaft hin und her. Ihr war schrecklich zumute, weil sie so gemeine Sachen gesagt hatte. Zwar hatte Bailey damit angefangen, aber Bailey hatte Leukämie.
    Bailey saß jetzt aufrecht im Bett und wirkte ganz erpicht darauf, den Kampf wieder aufzunehmen.
    Tibby setzte eine Miene auf, die einem milden, freundlichen Lächeln so nahe wie möglich kam. Sie reichte Bailey ihre Tabletten.
    »Wie ist das eigentlich? Hast du bei Wallman’s gelogen und ein falsches Alter angegeben, damit du den Job bekommst? Muss man dafür nicht mindestens fünfzehn sein?«, fragte Bailey.
    Tibby räusperte sich und achtete sorgfältig darauf, dass ihr das Lächeln nicht wegrutschte. »Ja. Und ich bin tatsächlich fünfzehn.«
    Bailey war sichtlich verärgert. »Du siehst aber nicht wie fünfzehn aus.«
    Ihr Lächeln wurde gequält. Tibby wusste nicht mehr, wie sich ein normales Lächeln anfühlte. Dieses hier war vermutlich schon zur Grimasse geraten. »Da hast du wohl Recht«, sagte Tibby. Sie wollte nichts wie weg hier.
    Bailey stiegen plötzlich Tränen in die Augen. Tibby wandte den Blick ab.
    »Sie hat’s dir gesagt, stimmt s?«, sagte

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