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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Minuten die gleiche Hoffnung.«
    »Aber man kann ja trotzdem die Listen mal durchgehen … um wie viele handelt es sich denn?«
    »Um gut fünfhundert Personen«, sagte Eva Backman. »Doch, das tun wir natürlich, aber es ist ein Scheißjob.«
    Gunnar Barbarotti überlegte eine Weile. »Und die Hausdurchsuchung?«, fragte er. »Was habt ihr Interessantes beim Ehepaar Malmgren gefunden?«
    »Das wissen wir noch nicht«, musste Eva Backman zugeben. »Aber wir haben vier Kartons, die wir momentan gerade durchgehen. Sie hatten jeder sechs Schreibtischschubladen plus mindestens zehn Fotoalben. Und beide Computer sind beschlagnahmt worden.«
    »Ihr wisst doch wohl, wonach ihr sucht?«
    »Wir suchen nach ziemlich viel. Aber in erster Linie nach etwas, das die Malmgrens mit Anna Eriksson und Erik Bergman in Verbindung bringen kann.«
    »Oder mit beiden.«
    »Oder mit beiden. Außerdem arbeiten wir auf Hochtouren an den Handygesprächen. Wenn bei einem der Malmgrens die gleiche Nummer wie bei Eriksson oder Bergman auftaucht, dann werden wir da nachhaken. Ist der Inspektor jetzt zufrieden?«
    Gunnar Barbarotti dachte nach.
    »Im Augenblick habe ich nichts hinzuzufügen«, sagte er. »Gibt es etwas Besonderes, was du dir zum Essen wünschst?«
    »Es ist eine Weile her, seit ich Hummer hatte«, erinnerte sich Inspektorin Backman.
    Es gab eine Fisch- und Schalentierhandlung in der Skolgatan in Kymlinge; Barbarotti kaufte dort ab und zu ein, und als der Inhaber, ein polnischer ehemaliger Skispringer mit Namen Dobrowolski, ihm erklärte, dass er den Hummer, den man heute anbieten konnte, nicht empfehlen würde – und das erst recht nicht, wenn er einer Dame serviert werden sollte –, ließ sich der Kriminalinspektor dazu überreden, stattdessen Jakobsmuscheln und ein paar Taschenkrebse zu kaufen. Er bekam noch acht weitere Zutaten und zusätzlich das Rezept, außerdem den Namen eines Weißweins, der fast unumgänglich war, um das aktuelle Gericht zu vervollständigen, und also musste er auch noch den Weg übers Systembolaget nehmen.
    Es war merkwürdig, an einem Vormittag mitten in der Woche einen Luxusartikel nach dem anderen einzukaufen, und er spürte einen deutlichen Hauch von schlechtem Gewissen, als er die Utensilien in Kühlschrank und Vorratsschrank verstaute, nachdem er wieder zu Hause war. Außerdem war die bevorstehende Mahlzeit natürlich etwas, was er Marianne servieren sollte, nicht Inspektorin Backman, aber die Lage ist nun einmal so, dachte Gunnar Barbarotti. Das ganze Dasein ist ein perverses Eichhörnchenrad, und wenn man nicht mitrennt, dann stirbt man.
    Aber dieses schlechte Gewissen war es nicht, was seine Gedan ken am meisten beschäftigte, natürlich nicht. Es bildete höchstens eine Art Zerstreuung. Der Briefeschreiber hatte zum dritten Mal zugeschlagen – mit höchster Wahrscheinlichkeit auch zum vierten Mal –, und das mit einer Kaltblütigkeit, die, soweit Barbarotti das beurteilen konnte, mindestens als erstaunlich bezeichnet werden musste.
    Wie war es noch? Er – wenn man zunächst mal davon ausging, dass der Mörder keine Frau war – war also an Bord der Fähre der Stena Lines von Göteborg nach Fredrikshavn gegangen. Sie hatte laut Fahrplan pünktlich um 23.55 Uhr am Sonntagabend abgelegt, wie Inspektorin Backman ihm mitgeteilt hatte – und irgendwann während der gut drei Stunden langen Überfahrt nach Dänemark hatte er Henrik und Katarina Malmgren getötet, genau wie er es versprochen hatte, und sie über Bord geworfen. Wie verhält man sich, wenn man so etwas ausführen will?, dachte Barbarotti. Wie?
    Katarina Malmgren war mit einer Schlinge erdrosselt worden. Das war keine einfache Art, einen Menschen zu töten, besonders nicht auf einem Schiff, das mit Passagieren und potentiellen Zeugen vollgestopft war. Er musste einen ziemlich ausgeklügelten Plan gehabt haben. Genau gewusst haben, wie er vorgehen sollte, und außerdem, ahnte Gunnar Barbarotti, außerdem noch etwas mehr. Er musste … er musste die Malmgrens kennen.
    Oder nicht? Denn um sie zu ermorden, war es ja wohl zunächst einmal nötig, sie voneinander zu trennen, und warum sollte sich ein Ehepaar von einem Fremdling mitten in der Nacht auf einer Fähre trennen lassen? Dazu war auf jeden Fall eine gewisse Raffinesse nötig. Schlafmittel in den Drinks oder etwas noch Durchtriebeneres.
    Aber es war natürlich nicht sicher, dass er, was Henrik Malmgren betraf, die gleiche Methode benutzt hatte. Er hätte ihn beispielsweise erst

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