Eine ganz andere Geschichte
Schnittpunkte zwischen den Lebensbahnen von zwei Menschen zu finden, aber wenn man einen dritten und einen vierten dazulegt, dann steigt der gemeinsame Nenner ganz schnell an. Zumindest wenn es kompetente Leute sind, die da am Ruder stehen.«
»Versuchst du mir weiszumachen, dass wir nicht mit der stärksten Mannschaft spielen?«
Gunnar Barbarotti grinste schief. »Jetzt benutzt die gnädige Frau Hockeymetaphern, und davon habe ich keine Ahnung.«
»Blödsinn«, erwiderte Eva Backman, »nun ja, wir werden sehen, ob du recht hast. Wie gesagt, ich lasse von mir hören.«
»Wofür ich äußerst dankbar bin«, sagte Barbarotti.
Sie verließ ihn, er wusch sein Frühstücksgeschirr ab, und dann wusste er plötzlich nicht mehr, wie er die Minuten und Stunden hinter sich bringen sollte. Sitzen und warten hat seine Zeit, dachte er, aber heute habe ich Ameisen im Bauch. Gütiger Gott, sieh zu, dass ein bisschen Dampf in die Sache kommt, damit ich in meinem Dreizimmerkäfig nicht tatenlos wie eine Eisbärin in ihrer Höhle herumdrucksen muss. Zwei Punkte, okay?
Der Herrgott seufzte, warf einen Windstoß und ein paar vereinzelte Regentropfen gegen das Küchenfenster, doch da er schon so manches im Laufe der Jahrhunderte gehört hatte, verzichtete er auf einen Kommentar zur erbärmlichen Bildersprache des Hilfesuchenden. Wenn man in den Siebzigerjahren zur Schule gegangen war, ja, dann war nichts anderes zu erwarten.
Wie schon gesagt.
Stattdessen konnte Der Herrgott eineinhalb Stunden später seine Punkte einkassieren. Mit Hilfe von Inspektorin Backman, und nicht unerwartet.
»Bad news is good news«, begann sie geheimnisvoll. »Jetzt hör zu.«
»Ich höre zu«, versicherte Barbarotti. »Schieß los.«
»Zum ersten«, sagte Backman, »haben wir Katarina Malmgren gefunden.«
»Oho«, sagte Barbarotti.
»Ja. Genauer gesagt war es ein dänischer Fischer, der sie frühmorgens gefunden hat … ganz in der Nähe von Skagen. Er wollte mit seinem Boot hinausfahren und war gerade fünfzig Meter vom Land weggekommen, als er auf eine Frauenleiche stieß, die im Wasser trieb.«
»Woher wisst ihr, dass sie es ist?«
»Sie ist natürlich noch nicht sicher identifiziert, aber es deutet sehr viel darauf hin, dass sie es ist.«
»Wie was?«
»Wie beispielsweise die Tatsache, dass sie ihren Ausweis in der Brusttasche ihrer Jacke hatte. Die Plastikkarte verträgt Wasser ziemlich gut, die Leiche wird momentan nach Göteborg transportiert. Diese Schwester, ich glaube, du hast sogar mit ihr gesprochen, sie ist auf dem Weg von Karlstad herunter, um sie zu identifizieren.«
»Stimmt«, erinnerte Gunnar Barbarotti sich. »Ich habe wirklich mit einer Schwester von Frau Malmgren gesprochen, bevor ich abgebügelt wurde … Halbschwester, wenn ich mich recht erinnere. Aber den Mann, den hat man also noch nicht gefunden?«
»Exakt. Er ist weiterhin einfach verschwunden. Treibt wahrscheinlich irgendwo anders herum. Oder er sitzt in irgendeinem Netz fest oder kommt einer Schiffsschraube in die Quere, das kann noch eine Weile dauern.«
»Ich verstehe«, sagte Barbarotti. »Und die Todesursache, wie steht es mit der? Woran ist Katarina Malmgren gestorben?«
»Mit einer Schlinge erdrosselt. Die Zeichen am Hals lassen keinen Zweifel aufkommen.«
»Erdrosselt? Er … das bedeutet, dass er also wieder die Methode geändert hat?«
»Es scheint so, ja«, bestätigte Backman. »Es ist natürlich noch zu früh, um etwas über den Zeitpunkt zu sagen, aber der dänische Gerichtsarzt meint, dass sie wahrscheinlich irgendwann in der Nacht zum Montag gestorben ist. Muss ungefähr zwei Tage im Wasser gelegen haben, als
der Tollpatsch sie gefunden hat.«
»Der Tollpatsch?«
»Das ist der Fischer, das ist sein Spitzname. Er ist achtundsiebzig Jahre alt.«
»Warte mal … wie ist das, führt man auf den Fähren nicht inzwischen lückenlose Passagierlisten? Seit der Estonia?«
»Im Prinzip ja«, sagte Eva Backman. »Aber leider fragen sie nicht nach dem Ausweis.«
»Was bedeutet?«
»Was bedeutet, dass du eine Fahrkarte unter dem Namen Jons Jönsson buchen kannst, und wenn du sie dann später abholst, brauchst du nur zu sagen, dass du so heißt. Du kriegst deine Papiere, auch wenn du eigentlich Lars Larsson heißt.«
»Gut«, seufzte Barbarotti. »Was wiederum bedeutet, dass wir nicht davon ausgehen können, dass der Name des Mörders sich auf den Passagierlisten befindet?«
»Leider richtig«, sagte Eva Backman. »Wir hatten noch bis vor zehn
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