Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
handgeschriebenes Adressbuch«, sagte Barbarotti. »Anna Eriksson ist drin, aber keiner der anderen.«
    »Ein Hans Andersson?«, fragte Astor Nilsson.
    Barbarotti schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Aber wir nehmen es trotzdem mit.«
    »Selbstverständlich«, sagte Astor Nilsson und zog die Jalousien vor der Balkontür hoch.
    Fernseher und Musikanlage waren von Bang & Olufsen, die CDs, die in einer modernen Wolkenkratzerhalterung standen, zählten ein paar hundert, viel Jazz, aber auch ziemlich viel Mist, wie Astor Nilsson feststellte, und an DVD-Kassetten, die sich auch in dem inhaltsreichen Eichenbüfett befanden, gab es nicht mehr als dreißig. Ungefähr die Hälfte von ihnen pornographisch.
    »So ist das, wenn man Junggeselle ist«, stellte Astor Nilsson fest.
    »Eigene Erfahrung?«, wollte Eva Backman wissen.
    »Leider nicht«, antwortete Astor Nilsson. »Ich wünschte, ich könnte von so einem Mist erregt werden, aber leider funktioniert es nicht.«
    »Entschuldige«, sagte Backman. »Ich wollte nicht in deinem Privatleben schnüffeln.«
    »Macht nichts«, erwiderte Astor Nilsson. »Mein Leben liegt wie ein offenes Buch vor dir. Auf jeden Fall scheint er ein sehr gut organisierter Mensch gewesen zu sein, dieser Herr Schulmeister. Er hätte den Müll runterbringen sollen, aber vielleicht hat er einfach nicht geahnt, dass er ermordet werden sollte.«
    »Man kann sich nicht um alles kümmern«, sagte Barbarotti. »Aber auf jeden Fall ist er nicht zu Hause ermordet worden. Diesen Schluss können wir schon mal ziehen.«
    »Es wäre gut, wenn wir wüssten, ob er ermordet wurde, bevor wir darüber reden, wo er nicht ermordet worden ist«, bemerkte Eva Backman.
    »Das war kompliziert«, sagte Astor Nilsson. »Aber meint ihr nicht auch, dass es jetzt genug ist? Wir müssen ja auch noch ein wenig mit den Leuten reden.«
    »Der Kellerverschlag?«, fragte Barbarotti. »Wollen wir noch runtergehen und uns kurz umschauen? Wir haben ja schließlich den Schlüssel.«
    Backman nickte. »Tu du das. Wir tragen inzwischen schon die Sachen runter, die wir mitnehmen wollen. Und warten dann draußen auf Ström und seine Kumpel. Wäre sicher auch nicht schlecht, wenn wir irgendwo Mittag essen könnten, oder meint ihr nicht?«
    »Das ist unbedingt notwendig«, sagte Astor Nilsson, »wenn ich hungrig bin, dann bin ich Schwedens schlechtester Polizist. Ich höre dann einfach nicht mehr, was die Leute sagen.«
    »Was?«, fragte Barbarotti, und Backman lachte.
    28
    H at nichts gebracht, wie ich vermute?«, fragte Astor Nilsson. »Der Keller, meine ich.«
    Barbarotti schüttelte den Kopf. »Jede Menge Taucherausrüstung. Und Skier. Und Schlittschuhe. Wanderschuhe und Rucksäcke, er hat ganz offensichtlich so einigen Sport getrieben, hat nicht nur drinnen gehockt, Whisky getrunken und Zigarren geraucht.«
    »Ich mag es nicht, wenn du über ihn in der Vergangenheit redest«, sagte Eva Backman. »Ich weiß, es klingt albern, aber ich mag es einfach nicht.«
    »Du tust es doch auch«, entgegnete Barbarotti.
    »Ich weiß«, sagte Eva Backman. »Das mag ich auch nicht.«
    »Da ist ein Chinarestaurant«, sagte Astor Nilsson. »Ist das den Herrschaften recht?«
    »Ist es«, sagte Barbarotti. »Auf jeden Fall geht es da schnell.«
    Und das tat es. Gunnar Barbarotti schaffte es auch noch, in einen Uhrenladen zu gehen und sich eine neue Armbanduhr zu kaufen. Sie kostete nur 249 Kronen, aber der Verkäufer versicherte ihm mit hartem Akzent, dass sie für die Ewigkeit gebaut sei.
    »Das ist keine schlechte Uhr, nur weil sie billig ist. Die tragen Sie noch bei Ihrer Beerdigung.«
    Barbarotti bedankte sich und bezahlte. Es gab in der Västra Storgatan in Hallsberg auch ein Polizeirevier, aber er hatte vereinbart, Tomas Wallin im Bahnhofscafé zu treffen. Es ist ja eigentlich ganz nett, wenn man in einem kleinen Ort wie diesem mit den Polizeikräften zusammenarbeitet, dachte er, aber ein Café ist nun einmal etwas anderes. Ein Verhörraum war auch hier nur ein Verhörraum.
    Tomas Wallin sah braungebrannt und zufrieden aus, aber er begann das Gespräch, indem er erklärte, dass er schrecklich unruhig sei.
    »Es muss ihm etwas passiert sein. Gunnar würde nie auf diese Art und Weise einfach verschwinden.«
    Barbarotti musterte ihn kurz. Ein ziemlich kleiner, kräftiger Mann, irgendwo zwischen fünfunddreißig und vierzig. Rotblond, zentimeterkurzes Haar, ehrliche blaue Augen.
    »Ich habe mir gedacht, das aufzunehmen«, sagte Barbarotti und stellte das

Weitere Kostenlose Bücher