Eine ganz andere Geschichte
Bandgerät auf den Tisch. »Damit wir nichts Wichtiges übersehen.«
»Oje«, sagte Tomas Wallin und trank einen Schluck von seinem Wasser.
»Sie heißen also Tomas Wallin und sind ein guter Freund von Gunnar Öhrnberg. Können Sie mir Ihre vollständige Adresse und Telefonnummer angeben?«
Was Wallin tat.
»In Örebro also?«
»Ja.«
»Gut. Können Sie mir sagen, wie lange Sie Gunnar Öhrnberg kennen?«
»Siebzehn, achtzehn Jahre. Wir haben uns beim Militärdienst in Arvidsjaur kennen gelernt.«
»Bei den Gebirgsjägern?«
»Ja.«
»Und seitdem haben Sie Kontakt?«
»Mal mehr, mal weniger. Am meisten in den letzten Jahren, seit Gunnar hierher nach Hallsberg gezogen ist.«
»Sie haben die ganze Zeit in Örebro gewohnt?«
Wallin schüttelte den Kopf. »Ungefähr seit zehn Jahren. Geboren und aufgewachsen bin ich in Gävle, und dann habe ich eine Weile in Umeå gelebt.«
»Was arbeiten Sie?«
»Ich bin Zahnarzt.«
Barbarotti schluckte seine Verwunderung hinunter. Hätte er raten müssen, hätte er wahrscheinlich auf Sportlehrer oder etwas in der Art getippt. Es fiel ihm schwer, Tomas Wallins kompakte Figur mit der flinken Fingerfertigkeit eines Zahnarztes zu verbinden.
»Aber jetzt sehen Sie sich häufiger?«
»Ja«, sagte Wallin. »Wir haben gemeinsame Hobbys.«
»Und welche?«, fragte Barbarotti.
»Das Tauchen steht wohl an erster Stelle. Wir sind beide Tauchlehrer. Jobben normalerweise ein oder zwei Wochen im Tauchzentrum unten in Kungshamn. Wir haben natürlich auch ein paar Reisen zusammen gemacht. Ans Rote Meer, auf die Philippinen und so. Und außerdem machen wir zusammen Bergwanderungen.«
»Jedes Jahr?«
»Zumindest die letzten drei.«
Gunnar Barbarotti dachte nach. »2002«, sagte er. »Wissen Sie noch, wie es 2002 gewesen ist?«
»Ob wir da im Gebirge waren?«
»Ja.«
Tomas Wallin dachte ein paar Sekunden lang nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, damals nicht. Wir sind ein paar Mal Anfang der Neunziger unterwegs gewesen … und dann die letzten Sommer, wie gesagt.«
»Aber dieses Jahr nicht?«
»Wir haben vier Tage im September geplant.«
Optimist, dachte Barbarotti. »Und der Tauchjob?«
»Wie häufig?«
»Ja. Und gern auch in welchen Jahren, wenn Sie sich erinnern können.«
Wallin dachte wieder eine Weile nach. »Ja, wir waren jetzt im Juli da, natürlich. Und letztes Jahr und vorletztes …«
»2002?«
»2002 waren wir auch da. Ich glaube, wir haben nur ein Jahr ausgelassen, und zwar 2001.«
»In welcher Zeit im Sommer sind Sie immer da unten?«
»Immer die letzte Woche im Juli«, antwortete Wallin, ohne zu zögern. »Manchmal auch die erste Woche im August.«
Barbarotti spürte plötzlich ein leichtes Zittern. »Ich verstehe«, sagte er. »Wir kommen gleich noch auf diesen Sommer zurück, aber ich möchte, dass wir uns zunächst ein wenig auf den Sommer 2002 konzentrieren. Glauben Sie, Sie können sich noch erinnern, wie das war?«
Tomas Wallin zuckte mit den Schultern. »Wenn Sie die Tauchwoche meinen, keine Ahnung. Sollte denn in 2002 etwas Besonderes gewesen sein?«
»Das frage ich Sie ja gerade«, erwiderte Barbarotti. »Gunnar hatte in dem Jahr eine Beziehung zu einer Frau, die Anna hieß. Anna Eriksson. Sie waren in dem Sommer zusammen in Frankreich, das muss gewesen sein, kurz bevor Sie sich in dem Tauchzentrum getroffen haben.«
Tomas Wallin runzelte die Stirn. »An eine Anna erinnere ich mich nicht. Aber es stimmt, er ist in Frankreich gewesen. In der Bretagne, glaube ich, er hatte eine Flasche Calvados mitgebracht, und ich habe ihn darauf hingewiesen, dass man den Calvados nicht in der Bretagne, sondern in der Normandie produziert … nun ja, auf jeden Fall haben wir nach einem nächtlichen Tauchgang ein paar Gläser getrunken, daran erinnere ich mich.«
»Ausgezeichnet«, sagte Barbarotti. »Haben Sie auch darüber gesprochen, was er in der Bretagne gemacht hat?«
Wallin breitete die Arme aus.
»Wahrscheinlich. Aber ich kann mich an nichts Spezielles erinnern.«
»Wen er dort getroffen hat oder so?«
»Nein.«
»Darf ich Sie bitten, sich Zeit zu lassen und darüber noch einmal gründlich nachzudenken. Es kann wichtig sein.«
Tomas Wallin trank von seinem Wasser. Er saß eine Weile schweigend da und schaute aus dem Fenster. »Warum kann das wichtig sein?«, fragte er.
»Das kann ich Ihnen leider im Augenblick nicht sagen«, erklärte Barbarotti.
»Es ist doch nicht etwa so … das hat doch nichts zu tun mit …«
»Womit?«
»Mit diesen
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