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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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Morden da bei Ihnen. Todes-Gunnar und all das … ja, man zählt ja eins und eins zusammen, auch wenn man nicht bei der Polizei ist.«
    Gunnar Barbarotti nickte. »Das ist mir klar, dass Sie das tun«, sagte er. »Aber Sie sehen hoffentlich auch ein, dass ich mit Ihnen nicht über alles reden kann?«
    »Natürlich«, nickte Tomas Wallin. »Entschuldigen Sie, aber ich mache mir nur solche Sorgen um Gunnar.«
    Ich muss ihn fragen, ob er verheiratet ist, dachte Barbarotti plötzlich. Hoffentlich fasst er das nicht falsch auf.
    »Wie ist das eigentlich, haben Sie Familie?«, fragte er.
    »Frau und zwei Töchter«, sagte Tomas Wallin. »Die Jüngste ist gerade eins geworden.«
    Wie schön, dachte Gunnar Barbarotti. Eine gesunde Männerfreundschaft, mehr nicht.
    Ich bin genauso voller Vorurteile wie immer, dachte er dann. Und vielleicht neidisch, weil ich nicht so einen Freund habe wie Tomas Wallin?
    Er kontrollierte das Aufnahmegerät und konzentrierte sich wieder. Überreichte seine Karte. »Wenn Ihnen noch etwas hinsichtlich 2002 einfällt«, sagte er. »Sie können mich direkt anrufen. Die kleinste Nebensache, wenn es sich nur um Frankreich oder diese Anna handelt.«
    Wallin nickte und steckte die Karte in seine Brieftasche.
    »Gut«, sagte Barbarotti. »Dann kommen wir jetzt zur Gegenwart. Wann haben Sie Gunnar Öhrnberg das letzte Mal gesehen?«
    »Vor zwei Wochen«, antwortete Wallin sofort. »Am vorletzten Samstag. Er war bei uns, wir haben zusammen gegessen. Er hat bei uns übernachtet und ist am Sonntagmorgen nach Hause gefahren.«
    Gunnar Barbarotti schaute in seinen Kalender. »Am Samstag, den vierten August, also?«
    »Stimmt«, sagte Tomas Wallin. »Wir sind am Montag davor von Scorpius zurückgekommen, deshalb haben wir ihn dann eingeladen.«
    »Wir?«, fragte Barbarotti nach. »Scorpius?«
    »Emma und ich. Meine Frau. Ja, ich habe dieses Mal meine Familie mit nach Scorpius genommen. So heißt das Tauchzentrum, es liegt auf einer kleinen Insel zwischen Kungshamn und Smögen. Meine Frau hat das Advanced gemacht.«
    Gunnar Barbarotti vermutete, dass es sich um eine Art qualifiziertes Zertifikat handelte, machte sich aber nicht die Mühe, nachzufragen. »Okay«, sagte er stattdessen. »Ist Ihnen etwas Besonderes an Gunnar aufgefallen? Während der Tauchwoche oder als er am Samstag bei Ihnen zu Hause war?«
    »Nichts. Er war genau wie immer.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Nicht wegen irgendetwas beunruhigt?«
    »Nein.«
    »Er erschien nicht nervös?«
    »Nein, nein.«
    »Und wenn Sie zurückdenken, dann könnte es nicht so sein, dass er etwas vor Ihnen verbergen wollte? Wenn Sie ihn schon so lange kennen, hätten Sie das doch wohl gemerkt.«
    Er war bereit für ein weiteres entschiedenes Nein, doch stattdessen zögerte Tomas Wallin eine Sekunde lang und kratzte sich leicht nervös am Hals. Das waren kleine Zeichen, aber Barbarotti wusste, dass jetzt etwas kommen würde.
    »Nun ja«, sagte er. »Das hat sicher nichts mit dem hier zu tun, aber ich glaube, er hat eine neue Frau kennen gelernt.«
    »Eine neue Frau?«, wiederholte Barbarotti und konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. »Hatte er denn seit damals keine Beziehung mehr?«
    Wallin schüttelte den Kopf und zeigte eine Miene, die offensichtlich gedacht war, seinen Kameraden in Schutz zu nehmen. »Nein, irgendwie ist es nie was mit Gunnar und den Frauen geworden. Eingefleischter Junggeselle und so. Seit er nach Hallsberg gezogen ist, hat es wohl niemanden gegeben. Auf jeden Fall hat er nichts erzählt.«
    »Aber jetzt hat er also was erzählt?«
    »Nicht direkt«, sagte Tomas Wallin. »Aber er ist in der Tauchwoche an zwei Abenden weggefahren und erst am nächsten Morgen wiedergekommen. Wäre schon komisch, wenn es sich nicht um eine Frau handeln würde.«
    »Aber Sie haben ihn nicht danach gefragt?«
    »Meine Frau hat ihn gefragt. Als er bei uns war. Er hat ausweichend geantwortet, und Emma behauptet, dass er das getan hat, weil er etwas zu verbergen hat. Dass es sich um eine verheiratete Frau handelt vielleicht … ja, sie spürt so was schnell, meine Frau.«
    Ja, dachte Barbarotti. Und sie ist nicht die einzige Frau auf der Welt, die diese Fähigkeit besitzt.
    »Aber dann haben Sie also Gunnar seit dem Morgen des Fünften nicht mehr gesehen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie mit ihm telefoniert?«
    »Einmal«, sagte Tomas Wallin. »Am Montag.«
    »Worum ging es da?«
    »Um nichts eigentlich. Er hat angerufen und sich noch einmal für die Einladung bedankt …

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