Eine ganz andere Geschichte
über ihn im Polizeiregister.
Der Zweitälteste war vierundfünfzig Jahre alt und relativ frisch nach Kymlinge gezogen. Er arbeitete als Marktanalysist bei der Handels banken, wohnte seit zwei Jahren mit seiner zweiten Frau in der Grenadjärsgatan 10. Auch er hatte keine kriminelle Vergangenheit.
Barbarotti fragte sich, ob es die Ehe war oder die Adresse, die zwei Jahre auf dem Buckel hatte. Das ging aus den Angaben nicht eindeutig hervor, aber vielleicht handelte es sich ja auch um beides.
Nummer drei war ein Sechsunddreißigjähriger, wohnhaft im Hedeniusvägen 11. Alleinstehend, Selbstständiger in der Computerbranche, mit reiner Weste, soweit man wusste. Gebürtiger Kymlinger, er hatte einige Jahre aktiv im Kymlinger Badmintonverein gespielt, aber seine Karriere nach einem Knieschaden vor ziemlich genau zehn Jahren beendet.
Wer zum Teufel hat diese Liste aufgestellt?, fragte sich Barbarotti. Ein zehn Jahre alter Knieschaden? Das muss Backman sein, die ihre Scherze mit mir treibt.
Erik Bergman Nummer vier war zweiunddreißig Jahre alt. Ebenso wie Nummer zwei war er neu zugezogen. Vater dreier Kinder mit Adresse in der Lyckebogatan, arbeitete in der Schule von Kymlinge als Sozialpädagoge. Er hatte sogar eine Eintragung im Polizeiregister, eine einzige – sie betraf Gewalt gegen einen Beamten im Zusammenhang mit einem Fußballländerspiel in Råsunda 1996. Er war hochgradig betrunken gewesen, hatte einem Polizisten ein Würstchen mit Brot, Senf und eingelegten Gurken ins Gesicht gedrückt. Er wurde zu einigen Tagessätzen verurteilt. Was natürlich mehr als gerecht war.
Und dann noch Erik Bergman, dreieinhalb Jahre alt. Noch kein Beruf und keine Vorstrafe, aber eine Adresse bei seiner alleinerziehenden Mama in der Molngatan 15.
Jaha, dachte Gunnar Barbarotti und gähnte. Und einer von euch soll also sterben?
Während er im Polizeirevier war, führte er auch noch ein fünfminütiges Gespräch mit Inspektor Backman. Fragte, ob sie etwas unternommen hätten.
Natürlich hatten sie das, wie Backman erklärte. Asunander hatte den Beschluss gefasst, zweimal täglich einen Streifenwagen an den verschiedenen Adressen vorbeifahren zu lassen, um zu überprüfen, ob dort nicht etwas Auffälliges vor sich ging. Soweit es zu ermitteln gewesen war, waren übrigens mindestens zwei Eriks in Urlaub gefahren. Nummer zwei und Nummer fünf.
Aber keine Warnungen an die Betreffenden?, hatte Barbarotti gefragt.
Nein, Asunander hatte das nicht angeordnet. Nur weil man es mit einem Idioten von Briefschreiber zu tun hatte, musste die Polizei sich ja nicht auch idiotisch verhalten, hatte er angemerkt. Und es war doch wohl bekannt, was ein vierundzwanzigstündiger Polizeischutz kostete?
Aber wenn man den Brief in der Hand hielte, dann würde man ihn sich natürlich näher anschauen. Und vielleicht anders entscheiden, Barbarotti hatte ihn doch wohl eingetütet und abgeschickt wie versprochen?
Gunnar Barbarotti versicherte, dass er das getan hatte, dann wünschte er Kollegin Backman schöne Arbeitstage und legte den Hörer auf.
Er faltete die Liste zusammen. Schob sie sich nachdenklich in die Gesäßtasche. Er hätte auch keine umfassenderen Aktionen angeordnet, wenn er an beschlussfassender Position gesessen hätte.
Dass man Drohungen immer ernst nehmen musste, war eine Sache. Aber das bedeutete nicht, dass man stets und ständig mit jeder Menge von Ressourcen dasaß. Natürlich nicht. Es war auf lange Sicht bedeutend billiger, intensiv die Entwicklung zu verfolgen, genau wie es Politiker und Diplomaten alle Zeiten getan hatten. Intern, aber niemals offiziell, wurde das damit begründet, dass zwanzig von zwanzig Drohungen falsch waren. Ein Problem bestand nur, wenn man zur einundzwanzigsten kam.
Jetzt kam Marianne, das geringste und schönste aller Probleme – er schob diese polizeilichen Fragestellungen schnell aus dem Kopf und ging ihr entgegen; es war zwar nicht genau das Gleiche, sie mit Einkaufstüten aus dem ICA kommen zu sehen als von ihr unten im Hafen bei Sonnenuntergang abgeholt zu werden – aber es war auch nicht schlecht. Er spürte, wie sein Herz in der Brust ein wenig schneller schlug, allein dadurch, dass sie in sein Blickfeld kam.
Ich hoffe, dass ich in zwei Jahren mit ihr verheiratet bin, dachte er plötzlich, und dann fragte er sich, ob das wirklich ein Gedanke war oder nur so eine Art Wortkonstellation, die das Gehirn produziert, wenn es sowieso schon mal in Betrieb und das Wetter schön ist.
»Wie ist es
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