Eine ganz andere Geschichte
sich nun? Ich meine …«
»Ach so, ja«, sagte Eva Backman. »Um Nummer drei. Der mit der Knieverletzung und dem Computerunternehmen.«
»Ich verstehe«, sagte Gunnar Barbarotti.
Was eine Wahrheit mit Einschränkung war. Plötzlich spürte er, wie es in seinem Kopf brauste, aber es erinnerte ihn eher an den Motor eines alten Autos, das sich auf seinen letzten Seufzer vorbereitete, als an irgendeine Form von Gedankentätigkeit.
»Erzähl«, bat er und ließ sich auf die Küchenbank unter dem Wandbehang sinken, auf dem kunstvoll die Devise Jeder Tag hat seine eigenen Sorgen gestickt war. Nur zu wahr, dachte Gunnar Barbarotti. So ist es. Und dieser Tag hatte gerade erst begonnen.
»Um 6.55 Uhr gefunden«, berichtete Eva Backman. »Er war ja alleinstehend, aber wir haben mit einem Typen gesprochen, der ihn offensichtlich ziemlich gut kannte. Andreas Grimle, er arbeitet in Bergmans Firma. Es scheint sich um so eine Art Teilhaber zu handeln. Er behauptet jedenfalls, dass Bergman diese Strecke zwei oder drei Mal wöchentlich morgens gelaufen ist. Im Sommer, vor dem Frühstück, so zwischen sechs und sieben.«
»Methode?«, fragte Barbarotti.
»Messerstiche«, sagte Eva Backman. »Entschuldige, habe ich das nicht gesagt? Einen in den Rücken, ein paar in den Bauch plus ein Schnitt im Hals. Er scheint nicht mehr lange gelebt zu haben. Hat mehr oder weniger in seinem eigenen Blut gebadet.«
»Klingt nett.«
»Ja, sicher.«
»Warst du draußen und hast es dir angeschaut?«
»Natürlich. Wir müssen zwar noch auf die Ergebnisse der Spurensicherung warten, aber große Hoffnungen dürfen wir uns nicht machen. Der Boden war trocken und so. Keine Fußspuren, kein Zeichen von Kampf, der Mörder kam wahrscheinlich plötzlich von hinten.«
»Aber ich dachte, er sei gelaufen. Ist es dann nicht schwer …?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Eva Backman. »Wir müssen das noch überprüfen. Aber er kann ihn ja zuerst angehalten haben … bei irgendwas um Hilfe gebeten haben oder so.«
»Kann sein«, bestätigte Gunnar Barbarotti. »Und wer kümmert sich um die Ermittlungen?«
»Sylvenius ist der Leiter der Voruntersuchung.«
»Ich meinte den Leiter der Ermittlungen.«
»Was denkst du?«
Er antwortete nicht. Das schien nicht nötig zu sein.
»All right«, sagte Eva Backman. »So sieht es also aus. Asunander hat die Sache bis auf weiteres in meine kompetenten Hände gelegt. Aber natürlich sind momentan alle dabei. Maximales Kräftebündeln. Und ich habe das ziemlich sichere Gefühl, dass er erwartet, dass du morgen anrückst.«
»Ich habe Urlaub.«
»Wenn du morgen zum Dienst kommst statt am Montag, hast du noch eine Woche für die Elchjagd gut.«
»Ich jage nicht.«
»Das ist bildlich gesprochen.«
»Ich verstehe. Hat Asunander sich so ausgedrückt?«
»Nein, ich habe nur den wahren Sinn gedeutet.«
»Vielen Dank auch«, seufzte Gunnar Barbarotti.
Eva Backman räusperte sich. »Ich bin nicht immer einer Meinung mit unserem lieben Kommissar«, sagte sie. »Das weißt du. Aber in diesem Fall bin ich es. Der Brief war an dich persönlich adressiert. Weder an mich noch an Sorgsen noch an sonst jemanden. Er war auch nicht ans Polizeirevier adressiert. Deshalb … deshalb scheint es jetzt irgendwie auch deine Sache zu sein. Obwohl es natürlich in Realität die ganze Truppe betrifft. Wie gesagt.«
Gunnar Barbarotti überlegte.
»Vielleicht will er das gerade?«
»Wer?«
»Der Mörder. Dass ich die Verantwortung für die Ermittlungen übernehme.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt«, erklärte Backman. »Dann müsste es jemand sein, den du kennst.«
»Aber warum?«, fragte Barbarotti. »Warum sollte jemand so bescheuert sein und sich diesem Risiko aussetzen?«
»Bescheuert?«, fragte Backman. »Ich weiß nicht. Vielleicht ist angeberisch das bessere Wort. Auf jeden Fall kannst du die Herausforderung ebenso gut annehmen.«
Barbarotti überlegte drei Sekunden. Er schien keine andere Wahl zu haben.
»All right«, sagte er. »Du kannst Asunander grüßen und ihm sagen, dass ich morgen früh an Ort und Stelle bin. Ich glaube, es geht hier nachmittags um fünf eine Fähre, aber wenn bis dahin jemand kommt und sich stellt, dann will ich, dass du es mir sofort meldest.«
»Ich habe so ein Gefühl, dass dem nicht so sein wird«, sagte Eva Backman. »Leider. Und es tut mir leid, dass ich gezwungen bin, deinen Liebessommer auf diese Art und Weise abbrechen zu müssen.«
»Ich werde die noch ausstehenden Tage zu
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