Eine ganz andere Geschichte
Buddha und die Kabbala?«
»Ein geliebtes Kind trägt viele Namen. Bist du dir sicher, dass es dich nicht nervt?«
»Nicht die Bohne«, versicherte Gunnar Barbarotti. »Ich glaube, du hast Vorurteile hinsichtlich der geistigen Qualitäten der schwedischen Polizei. Du brauchst jedenfalls nicht heimlich in der Bibel zu lesen, ich werfe selbst auch ab und zu mal einen Blick hinein.«
Sie lachte und streckte die Arme in die Luft. Mit den Handflächen nach oben. »Du wirfst einen Blick in die Bibel! Hast du das gehört, o Herr! Was gibst du mir dafür?«
»Eine Sache ist zumindest sicher«, fuhr Barbarotti inspiriert fort. »Wenn es ihn gibt, unsern Herrn, dann ist er ein Gentleman mit Humor. Alles andere ist undenkbar. Und er ist nicht allmächtig.«
Marianne wurde wieder ernst. Schaute ihn mit einem leicht schielenden Blick an, der ihm plötzlich aus irgendeinem Grund die Luft nahm. Bin ich vierzehn Jahre alt oder was ist hier eigentlich los?, dachte er.
»Weißt du«, sagte sie. »Wenn du so etwas sagst, dann glaube ich fast, dass ich dich liebe.«
»Nur … nur ein Glück, dass ich sitze«, brachte er heraus, wobei ihm die Zunge am Gaumen klebte. »Ansonsten … ja, ansonsten hätte es mich wohl umgehauen.«
In dem Moment hörten sie ein Husten, und dann sahen sie Hagmund Jonsson, der über den Rasen schlenderte. Er hatte eine Sichel über der Schulter und ein totes Kaninchen in der Hand.
»Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass du dir einen Kriminaler angeln könntest, Marianne. Darf man gratulieren? Dass die nicht davonhoppeln, wenn man mit der Sense kommt. Wollt ihr ihn zum Mittag haben?«
Er wedelte mit dem blutigen Kaninchen.
»Vielen Dank, aber ich denke, lieber nicht«, sagte Marianne und wandte ihren Blick ab.
»Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ich gekommen bin«, fuhr Hagmund fort. »Mein Hauptgrund betrifft den Kriminaler. Es hat einer für ihn angerufen. Es klang, als wäre es wichtig.«
»Angerufen?«, fragte Gunnar Barbarotti.
Hagmund nickte und kratzte sich im Nacken. »Die Herrschaften haben offenbar ihre Handyapparate auf dem Festland gelassen. Was zweifellos zu ihren Gunsten spricht. Aber wie gesagt, bei mir in der Küche, da sitzt eine eifrige Inspektorin am Hörer, es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn man mitkäme, um mit ihr zu sprechen. Seid ihr sicher, dass ihr den kleinen Lümmel nicht haben wollt?«
Er wedelte noch einmal mit dem Kaninchen. Marianne schüttelte den Kopf, und Barbarotti kam auf die Beine.
»Ich komme«, sagte er. »Hat sie gesagt, worum es geht?«
»Vertraulich«, erklärte Hagmund Jonsson. »Es ist wohl anzunehmen, dass es um die Sicherheit des Landes geht. Ich wüsste keinen anderen Grund, warum sie diese Idylle sonst hier stören würde.«
Er zwinkerte vielsagend mit einem Auge. Marianne wickelte sich den Morgenmantel enger um den Leib, und Gunnar Barbarotti folgte dem Bauern.
»Es scheint so, als ob dein Brieffreund es trotz allem ernst meint.«
Er antwortete nicht sofort. Verdammte Scheiße, dachte er, ich habe es gewusst.
Er gab Jolanda Jonsson mit der Hand ein Zeichen, ihn allein zu lassen und die Tür zur Küche zu schließen. Wartete, bis sie seinem Wunsch gefolgt war. Wenn sie heimlich lauschen wollten, konnten sie sich zumindest die Mühe machen, den Hörer in einem anderen Zimmer des Hauses aufzunehmen, dachte Barbarotti.
»Bist du noch dran?«, wollte Eva Backman wissen.
»Ich bin noch dran«, bestätigte Barbarotti. »Was hast du gesagt?«
»Du hast doch nicht den Brief vergessen, den du bekommen hast, bevor du dich ins Paradies begeben hast?«
»Nein«, antwortete Gunnar Barbarotti. »Wie sollte ich den vergessen können? Was ist passiert?«
Sie sagte etwas zu einem Kollegen, er konnte nicht verstehen, was.
»Entschuldige. Also, ein Jogger hat Erik Bergman vor ein paar Stunden gefunden, ermordet, draußen bei Brönnsvik. An der Laufstrecke den Fluss entlang und über den Hügel, weißt du. Ja, er war offensichtlich draußen und ist gelaufen … Bergman, meine ich.«
»Du machst keine Scherze mit mir?«, fragte Barbarotti.
»Nein«, antwortete Eva Backman. »Leider verhält es sich wirklich so. Es herrscht hier einige Aufregung. Der ihn gefunden hat, ist übrigens Journalist von Beruf. Johannes Virtanen, falls du ihn kennst?«
»Ich weiß, wer das ist. Aber die Presse weiß doch wohl nichts von dem Brief?«
»Nein, dieses Detail haben wir bisher für uns behalten können.«
»Gut. Und um welchen Erik Bergman handelt es
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