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Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
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elften Lebensjahr gelebt.«
    »Okay«, sagte Barbarotti. »Ich glaube dir. Und was habe ich nun damit zu tun?«
    Er spürte, dass er langsam genervt wurde, und holte tief Luft, um sich wieder zu beruhigen.
    »Na, es ist wegen der Jungs natürlich.«
    »Wegen der Jungs?«
    »Ja. Wir haben hin und her überlegt, und es erscheint einfach unpraktisch, sie mit nach Budapest zu schleppen. Es tut mir wirklich weh, aber außerdem hat die Wohnung nur zwei Zimmer und Küche. Aber einen phantastischen Blick auf die Donau.«
    »Du meinst also …?«
    »Ja. Ich denke, für Lars und Martin wäre es schön, wenn sie zwei Jahre bei dir wohnen könnten. Aber nur, wenn du einverstanden bist, natürlich. Jetzt, wo Sara ausgezogen ist und so, ich dachte, das könnte doch für alle Parteien gut sein.«
    Alle Parteien?, dachte Gunnar Barbarotti. Ich möchte wissen, welche Partei du dabei repräsentierst.
    Aber er holte nur zweimal tief Luft und überlegte. Diese Reife, die ihn in der letzten Zeit überfallen hatte, war immer noch da. Ruhig wie ein Fels in der Brandung, was immer auch geschah.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Und was sagen sie selbst dazu?«
    »Ich habe es bisher noch nicht mit ihnen besprochen. Ich wollte erst mit dir reden.«
    »Aber hast du nicht gesagt, dass ihr es hin und her diskutiert habt?«
    »Ulrich und ich, wir haben es diskutiert, nicht mit den Kindern.«
    »All right«, sagte Gunnar Barbarotti. »Dann sprich heute Abend mit Lars und Martin und bitte sie, mich doch anzurufen. Ich werde vielleicht bald heiraten, aber das ist sicher kein Hindernis?«
    Es blieb so still in der Leitung, dass er schon glaubte, die Verbindung wäre unterbrochen.
    »Hallo?«
    »Ich bin noch da. Warum hast du nichts davon gesagt?«
    »Ich wollte das erst mit meiner zukünftigen Frau diskutieren.«
    Das klang unnötig schnoddrig, und er biss sich auf die Zunge.
    »Okay. Wenn du es so haben willst, dann muss es wohl so sein. Aber ich werde auf jeden Fall mit den Jungs reden. Auch über dieses Detail. Hat sie einen Namen?«
    »Marianne.«
    »Marianne? So hieß doch das Mädchen, mit dem du Schluss gemacht hattest, kurz bevor wir uns kennen gelernt haben. Das ist sie doch wohl nicht?«
    »Nein«, versicherte Gunnar Barbarotti. »Das ist sie nicht.«
    »Gut. Dann hören wir später heute Abend voneinander.«
    »Grüße die Jungs von mir und sage ihnen, dass ich mich freuen würde, wenn sie zu mir kommen.«
    Helena versprach, das zu tun, und dann legten sie auf.
    Ich habe nichts davon gesagt, dass ich vielleicht nach Helsingborg ziehe, dachte Barbarotti und ging in die Küche, um Nudelwasser aufzusetzen.
    Aber andererseits liegt Helsingborg natürlich nicht in Ungarn.
    Nachdem er gegessen und sich gerade hingesetzt hatte, um Saras Num
    mer zu wählen, rief Tallin an.
    »Guten Abend«, sagte er. »Tallin hier. Entschuldige, wenn ich störe.«
    »Macht nichts«, sagte Barbarotti. »Wie lief die Pressekonferenz?«
    »Gut«, sagte Tallin, »sie haben ihren Knochen gekriegt, und damit war es nach einer halben Stunde erledigt. Wie ist dein Französisch?«
    »Ich kann bis zwanzig zählen, wenn ich einen guten Tag habe«, sagte Barbarotti. »Warum fragst du?«
    »Weil du und ich morgen Vormittag dorthin fliegen. Wir haben sicherheitshalber eine Dame dabei, die fließend Französisch spricht. Eine Inspektorin aus Göteborg.«
    »Habt ihr mit den Polizisten dort gesprochen?«
    »Nur gemailt. Aber es scheint gut zu klappen. Wir sollen nach Quimper und dort einen commissaire treffen, der Leblanc heißt.«
    »Aha?«, sagte Barbarotti. »Und warum … warum fliegt nicht Jonnerblad?«
    »Weil seine Frau am Mittwoch an Krebs operiert wird. Ja, wir hoffen, dass alles gut geht.«
    »Ja«, bestätigte Barbarotti und sah plötzlich ein, wie unglaublich we nig er über diese zugereisten Kollegen wusste. Nichts über ihre Familie, nichts über Hobbys und Freizeitinteressen. Nicht einmal, für welche Fußballmannschaft sie sich begeisterten. Das ist fast wie mit dem Mörder selbst, kam ihm in den Sinn.
    »Wir rechnen mit drei Tagen«, sagte Tallin. »Fliegen am Freitag wieder zurück. Passt das für dich?«
    »Ich habe am Freitagabend einen ganz wichtigen Termin«, sagte Barbarotti.
    »Kein Problem«, beruhigte Tallin ihn. »Wir sind dann wieder zu Hause. Das Flugzeug geht morgen um 10.50 Uhr von Landvetter. Viertel nach acht kommt ein Auto und holt dich ab. Wir besprechen und planen alles auf der Reise. Dann ist das abgemacht.«
    »Ist es ja wohl«, sagte

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