Eine ganz andere Geschichte
Raubtier, eine zottige Bestie, die, nachdem sie eine ganze Woche hungrig gelauert hatte, jetzt bereit war, ihre Zähne in ihn zu schlagen.
Aber nach einer Weile hatte er zumindest via Handy Kontakt mit Inspektorin Backman. Immerhin etwas.
»Du bist meine Stimme in der Nacht«, erklärte er. »Der Adler ist gelandet und begehrt, ins Bild gesetzt zu werden.«
»Hab ich doch gemerkt, wie die Erde erzitterte«, sagte Eva Backman. »Das muss das Beben in der unteren Welt gewesen sein. Ja, man selbst ist also bei der Arbeit.«
»Gratuliere«, sagte Gunnar Barbarotti. »Wie viele Verdächtige habt ihr? Vielleicht platze ich ja gerade ins entscheidende Verhör? Wenn dem so ist, dann …«
»Wir sind noch nicht ganz so weit gekommen«, musste Inspektorin Backman zugeben. »Aber wir sind dabei, ihn einzukreisen. Ich glaube, dass wir es mit einem Rechtshänder zwischen siebzehn und siebzig zu tun haben.«
»Prima«, sagte Gunnar Barbarotti. »Dann haben wir ihn ja bald. Ist es sicher, dass es nicht auch eine Frau gewesen sein kann?«
»Es kann auch eine Frau gewesen sein«, gab Backman zu. »Aber es waren ziemlich kräftige Stiche, also muss sie dann gut trainiert gewesen sein.«
»Und nicht gerade siebzig?«, schlug Barbarotti vor.
»Höchstens fünfundfünfzig.«
»Erzähl weiter«, bat Barbarotti.
Eva Backman seufzte und begann. »Wenn wir mit der Technik anfangen wollen, dann hat die Spurensicherung inzwischen mindestens einen Fußballplatz um den Tatort herum durchgesiebt. Wird wohl irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr mit der Analyse fertig sein. Der Gerichtsmediziner bringt seinen Bericht morgen Vormittag. Aber er wird keine Sensationen beinhalten. Das Opfer ist an diesen Messerstichen gestorben, vermutlich innerhalb weniger Minuten. Fremde DNA gibt es offenbar nicht. Ja, dann haben wir angefangen, uns Familie und Freundeskreis anzuschauen. Es gibt an die fünfzig Personen, mit denen wir reden müssen, daran sitze ich gerade, an der Reihenfolge, meine ich. Mit wem wir wann reden müssen, er war wohl ziemlich viel auf der Piste, der Erik Bergman …«
»Was meinst du damit?«
»Nichts Außergewöhnliches. Junggeselle und ziemlich gut betucht. Ist ab und zu in die Kneipe gegangen. Kannte viele Leute … nicht gerade ein Stubenhocker, der nur auf den Computer glotzte, wenn du dir das gedacht hast.«
»Ich verstehe. Und sonst?«
»Wir kriegen einen Experten für Täterprofile aus Göteborg. Es gibt offenbar in den Staaten eine gewisse Tradition mit Briefeschreiben. Und einiges an Literatur über diese Art von Mördern. Hier bei uns ist es ja ziemlich ungewöhnlich, aber dieser Typ hat vielleicht einiges dazu zu sagen. Wir werden uns zumindest anhören, was er uns erzählen kann. Er kommt morgen Nachmittag, du wirst ihn also auch treffen.«
»Weiß man etwas in der Richtung, ob dieser Bergman sich bedroht fühlte oder so? Feinde hatte?«
»Nein, nichts, was bisher dafür spricht. Wir haben ja vor allem mit diesem Grimle gesprochen, seinem Kompagnon, den ich schon er wähnt habe … sowie ein paar anderen guten Freunden und mit der Schwester des Opfers. Sie wohnt in Lysekil, ich habe eine Stunde lang mit ihr gesprochen, sie scheinen nicht viel Kontakt miteinander gehabt zu haben. Sie ist fünf Jahre älter.«
»Kinder?«
»Nix da.«
»Eltern?«
»Auf Urlaub in Kroatien. Aber sie sind unterrichtet. Wohnen in Göteborg, Langedrag genau gesagt. Werden morgen in Landvetter eintreffen. Gut situiert, was du dir sicher schon gedacht hast, sonst wohnt man nicht in Langedrag. Haben vor zwei Jahren ein größeres Unternehmen in der Technikbranche verkauft und sich zurückgezogen.«
»Ach so«, sagte Gunnar Barbarotti. »Und Freundinnen? Er muss doch ein paar längere Beziehungen gehabt haben? Wie alt war er eigentlich? Sechsunddreißig?«
»Genau«, sagte Eva Backman. »Das Alter, meine ich. Aber was die Beziehungen betrifft, sieht es offenbar mager aus. Er wohnte vor zehn Jahren ein paar Monate mit einem Mädchen zusammen, aber das scheint alles gewesen zu sein. Ehrlich gesagt …«
»Ja?«
»Ehrlich gesagt, frage ich mich, ob er nicht ein ziemlich unsympathischer Kerl war. Hat Bräute aufgerissen und mit Geld um sich geworfen. Wohnte allein in einer Siebenzimmervilla, echte Kunst an den Wänden, Billardtisch und Pool … Weinkeller und zwei Autos.«
»Igitt«, sagte Gunnar Barbarotti. »Dann war er also von der Sorte, über die man sich nur aufregen kann?«
»Ich denke schon, ja.«
»So sehr, dass
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